Duisburg. . Im Museum DKM zeigen zwei Kunstprofessorinnen, was das Medium Papier für Möglichkeiten bietet. Die Werke zeugen von Geduld und Konzentration.

Jedes Gemälde beginnt mit einem ersten Pinselstrich. Doch manchmal – wie bei den Werken von Beate Terfloth – ist dieser erste Strich bereits der entscheidende. Denn Papier ist zwar geduldig, aber verzeiht weder Ausrutscher noch Tuschekleckse. Welch hohe Konzentration die Arbeit mit diesem Material von Künstlern fordert, verdeutlicht eine neue Ausstellung im Museum DKM, die Werke der beiden Kunstprofessorinnen Beate Terfloth und Katharina Hinsberg zeigt.

Auf so genanntem „Reispapier“ aus China entstehen die Zeichnungen von Beate Terfloth, die dank der China-Begeisterung ihrer Eltern früh mit ostasiatischer Kunst in Berührung kam. Ihre Zeichnungen aus nur wenigen Pinselstrichen muten auf den ersten blick wie Kalligrafien an. Doch nicht dem kunstvollgeschriebene Wort gilt ihr Interesse, sondern der Linie. „Ich erfinde sie nicht neu, sondern sammle sie“, erklärt die Professorin für Zeichnung und Grafik an der Universität Mozarteum in Salzburg. Inspiriert wurde sie ursprünglich von Landschaftslinien: Ackerspuren, Weg- und Feldrändern.

„Reiseroute“ im Leporello

Entstanden sind ihre Arbeiten, die teils von chinesischen Buchbindern gebunden wurden, bei einer zweimonatigen Peking-Reise. Dort wurde auch ein Leporello hergestellt, über dessen gesamte ausfaltbare Fläche der Betrachter einem horizontal verlaufendem Strich mit den Augen folgen kann. Die Künstlerin selbst assoziiert diese „Reise“ über die gefalteten Seiten mit den traditionellen chinesischen Landschaftsrollen, deren Figuren tatsächlich mit Tieren und Gepäck eine Reisestrecke zurücklegen.

Striche auf Papier zeigt auch Katharina Hinsberg. Die Professorin für Konzeptuelle Malerei hat ein quadratisches Papier genau in der Mitte mit einer senkrechten Geraden geteilt. Auf einem darüberliegenden zweiten Blatt hat sie die durchscheinende Linie von Hand kopiert. „Den Prozess habe ich um die 1000 Mal wiederholt“, sagt sie. „Jedes kleine unabsichtliche Stocken, Zögern oder Atemholen führt zu Unebenheiten.“ So zeigt sich an der Seite des Stapels, wie die Linie immer weiter verrutscht.

Besucher sollten sich Zeit nehmen

Von beeindruckender Ausdauer und Konzentration zeugen aber auch die Papierarbeiten mit winzigen ausgeschnittene Flächen. Je nach Anordnung und Größe ergeben sich hierbei verschiedene Kontraste. Die filigranen Schnitte nimmt die Künstlerin mit einem speziellen Cuttermesser unter einer Lupe vor. An einem großformatigen Werk, dessen ursprüngliche rote Tuschelinien dank der vielen kleinen Ausschnitte kaum mehr zu erkennen sind, arbeitete sie über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Diese Ruhe und Verweildauer sollten sich auch Besucher nehmen, um die fast schon meditativ anmutenden Arbeiten der beiden Künstlerinnen auf sich wirken zu lassen, raten die Kuratoren.

Info:

Die Ausstellung läuft von Samstag, 30. Januar, bis zum 18. April im Museum DKM, Güntherstraße 13-15. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt fünf Euro.