Klaus Maas hat ein Anliegen: Der Kunstsammler und Mitbegründer des Museums DKM in der Güntherstraße will die Arbeit eines alten Freundes wieder ans Licht der Öffentlichkeit bringen. Der Plastiker Ernst Hermanns stand Zeit seines Lebens etwas im Schatten seiner Bildhauer-Kollegen. „Und nach seinem Tod ist er dann leider etwas in Vergessenheit geraten“, sagt Maas bedauernd.

100 Jahre nach der Geburt Hermanns’ und 14 Jahre nach dessen Tod widmet das Museum DKM dem Künstler nun vom 12. Dezember bis 26. April nächsten Jahres eine eigene Ausstellung unter dem Titel „Raum, Statik und Bewegung“. Unter dem Begriff Bildhauerei darf sich der Kunst-Laie im Falle Hermanns nicht etwa Werke wie Michelangelos David vorstellen. Der gebürtige Münsteraner arbeitete weniger mit dem eigentlichen Körper, sondern vielmehr mit dem Raum, der dazwischen liegt.

Kontakt zwischen den Objekten

Ein Beispiel für seine Arbeit ist das Werk „Ein Raum“. Weitläufig, scheinbar zufällig im Zimmer verteilt liegen und stehen Metallstelen, eine Kugel und eine Metallplatte. Professor Erich Franz hat die Ausstellung für das Museum als Kurator zusammengestellt: „Es geht um den Kontakt zwischen den Objekten über den Raum hinweg“, meint Franz. Daraus ergebe sich die Aura dieser Kunst. Der Kunsthistoriker ist sich auch darüber im klaren, dass Hermanns’ Werke nicht jedem Betrachter zugänglich sind: „Das ist ein Thema, das man sich erst erarbeiten muss.“ Dazu komme, dass Hermanns Zeit seines Lebens nicht den Bekanntheitsgrad erreichen konnte, der ihm laut Franz und seinem Kollegen Gottfried Boehm zustünde: „Manchmal hat das banale Gründe: es braucht in der Kunstszene eben den richtigen Kunsthändler zur richtigen Zeit, um groß rauszukommen“, vermutet Boehm, der Ernst Hermanns lange kannte.

Der Wahl-Münchener wurde 1914 geboren und erlebte seine Jahre als junger Erwachsener in Nazi-Deutschland und musste sogar in den Krieg ziehen: „In dieser Zeit entwickelt sich ein junger Künstler eigentlich“, sagt Erich Franz, aber „er konnte sich kaum mit moderner Kunst auseinandersetzen. Erst nach 1945 begann er sich intensiv mit anderen Künstlern aus aller Welt zu beschäftigen.“

Mit über dreißig Jahren fing Hermanns an, sich als Künstler zu entwickeln. Dabei waren der Raum und seine Möglichkeiten immer sein Thema. Erst suchte er diesen in porösen Gesteinsformen, später fand er sie zwischen geometrischen Figuren. Diese Entwicklung ist in der Ausstellung im DKM-Museum abgebildet und zu anderen Künstlern in Beziehung gesetzt worden. Zu den 62 Ausstellungsstücken aus dem Oeuvre Ernst Hermanns kommen zusätzlich noch Werke von Alberto Giacometti, Donald Judd und anderen Bildhauern. Ihnen allen ist der Anspruch an eine gelungene Skulptur gemein, den Ernst Hermann, der sonst eher still war, einst formulierte: „Als ungeheuer konzentrierte Form muss sie eine Aura haben.“ Hermann hat sie zwischen den Elementen gefunden.