Duisburg. . Zum neuen Jahr startet das Repair Café in Ruhrort mit weiteren Ehrenamtlichen und neuen Angeboten: rund um Elektronik, Textilien und Bücher.

In der rosafarbenen Zuckerwattenmaschine tut sich nichts mehr. Der Papierzerkleinerer verweigert das Schreddern. Der Thermomix hat vor einigen Tagen den Löffel abgegeben. Die Besitzer sind ratlos. Garantie ist auf den Geräten nicht mehr. Endstation Elektroschott? In Ruhrort helfen ehrenamtliche Fachleute – oft auch dann noch, wenn der Kundendienst schon zum teuren Neukauf rät. Im Repair Café hauchen sie auch in diesem Jahr stets einmal im Monat kaputten Dingen wieder neues Leben ein.

Gabriele Holtschneider hatte am Telefon nur schlechte Nachrichten bekommen: Für ihren Thermomix, „das Modell noch vor dem Vorletzten“, könne der Kundendienst nichts mehr tun. „Die haben mir geraten, ich soll mir doch einen ganz Neuen kaufen.“ Mehr als 1000 Euro kostet das aktuelle Modell, eine große Summe, die die 60-Jährige nicht ausgeben möchte.

Im Repair Café hat Edmund – man duzt sich hier ganz nachbarschaftlich – die alte Küchenmaschine komplett zerlegt. Der ausgebildete Elektriker im Ruhestand hat den Fehler schnell gefunden: „Der Zahnriemen ist kaputt. Ein typisches Verschleißteil.“

Den Müllberg klein halten

Gegenüber am Tisch arbeitet Abdellah Youssfi (65) an einem Staubsauger. „Mein Ziel ist es, den Müllberg so klein zu halten wie möglich“, sagt der Ehrenamtler. „Man muss die Leute sensibilisieren, dass sie nicht alles sofort wegschmeißen müssen.“ Für eine Bekannte hat er einen iPod repariert: „Für 5,50 Euro habe ich einen neuen Schalter eingebaut. Jetzt läuft er wieder“, sagt er stolz. Am Repair Café schätzt er das Miteinander, „es ist eine richtige Begegnungsstätte geworden“.

Während die Hilfesuchenden auf freie Plätze bei den Experten warten, können sie bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen. Manch einer, der im letzten Jahr zunächst als Gast kam, engagiert sich heute selbst. Damaris Nieland etwa wurde im Stadtarchiv Bochum zur Buchbinderin ausgebildet. Jetzt bietet die 27-Jährige Duisburgerin ihre Dienste ebenfalls kostenlos im Repair Café an. Zwei mehr als hundert Jahre alte Bände mit schmuckvollen, aber bereits lädierten Buchrücken hat sie in ihre Obhut genommen. Etwa einen Tag lang wird sie daran weiterarbeiten müssen. „Zum Glück haben sie keine losen Seiten“, sagt sie prüfend. Eine neue Leimung müsste deutlich länger trocknen.

Fachmännischen Abschlussprüfung

Nebenan ist Ingenieur Horst (67) mit der Reparatur eines Dokumentenzerkleinerers fast fertig. Papier und CDs konnte er schreddern, bis plötzlich die Elektronik nicht mehr mitspielte. „Wir haben eine Blockade im Walzenwerk gefunden und behoben“, erklärt der 67-Jährige. Bei einer fachmännischen Abschlussprüfung wird getestet, ob das Gerät wieder einwandfrei funktioniert und nicht womöglich die Besitzer gefährdet oder Kurzschlüsse auslöst.

Neun weitere Termine

Im Repair Cafés arbeiten etwa 15 bis 20 Ehrenamtliche. Darunter sind Fachleute für verschiedene Haushaltsgeräte, für Computer und IT-Themen, für Schneiderarbeiten und seit Januar auch für Buchbinderei. Hinzu kommen weitere Helfer für die Organisation, die auch Kaffee und Snacks anbieten.

Das Repair Café ist jeweils freitags von 16 bis 19 Uhr am 19.02., 18.03., 22.04., 20.05., 24.06., 26.08., 23.09., 28.10. und 25.11. in der Christengemeinde, Landwehrstraße 55.

Wer nicht mehr gebrauchte Computer besitzt, kann sie dort auch abgeben und der Initiative „labdoo.org“ für Kinder in der Dritten Welt spenden.

Unterdessen hat Helfer Edmund Gabriele Holtschneiders Thermomix schon fast wieder zusammengebaut. Die 60-Jährige ist glücklich: „Über eine Dreiviertelstunde hat er sich für mich Zeit genommen. Und er will nicht einmal, dass ich ihm dafür einen Kaffee ausgebe“, sagt sie lächelnd. Noch wird sie in der Küche aber ohne ihren Alleskönner auskommen müssen. „Den Ersatz für den kaputten Zahnriemen versuche ich mir jetzt selbst zu besorgen – entweder direkt beim Hersteller oder im Internet.“ Zum nächsten Repair Café wird sie damit dann wiederkommen.