Duisburg. Er ist einer der ältesten Angeklagten, die je wegen Drogenhandels vor einem Duisburger Gericht standen: Ein 71-Jähriger soll jahrelang mit Kokain gedealt haben.

Der 71-jährige Homberger, der sich seit Freitag vor dem Landgericht verantworten muss, darf sich den traurigen Ruhm zurechnen lassen, einer der ältesten Angeklagten zu sein, die sich im Justizgebäude bislang wegen Drogengeschäften verantworten mussten. Die Anklage wirft dem ehemaligen Wirt vor, zwischen Mitte 2011 und August 2015 in 16 Fällen insgesamt rund zwei Kilo Kokain verkauft zu haben.

Der Rentner soll an einen Stammabnehmer zunächst kleinere Mengen von jeweils 50 Gramm verkauft haben. Später sollen sich die Lieferungen auf 100 und zuletzt 200 Gramm je Lieferung gesteigert haben. Der Abnehmer soll dabei meist in die Wohnung des Hombergers gekommen sein, um Geld gegen Drogen zu tauschen.

Angeklager räumt nur kleinere Geschäfte ein

Der Angeklagte bestreitet das. Er wirft dem 59-jährigen Hauptbelastungszeugen vor, ihn in weiten Teilen zu Unrecht zu belasten. „Ein, zwei Dinge sind okay, aber mit dem Rest habe ich nichts zu tun“, so der 71-Jährige, der den Gerichtssaal mühsam auf einer Krücke betrat. Der Zeuge habe vielmehr zu ihm Kontakt aufgenommen. Der Angeklagte, der angibt, selbst nie Drogen konsumiert zu haben, will zunächst einige kleinere Mengen erstanden haben. „Ich musste ja erst einmal Abnehmer suchen.“ Einmal habe er ein 200-Gramm-Geschäft abgewickelt.

Bei einem weiteren großen Geschäft habe er sich von einem niederländischen Lieferanten statt 600 Gramm Kokain im Wert von 26.000 Euro ein Paket Kernseife andrehen lassen. Der Hauptbelastungszeuge, der ihm vorher Geld gegeben habe, sei sauer gewesen. Nachdem der 59-Jährige festgenommen worden war, habe dessen Lebensgefährtin einen weiteren Deal einfädeln wollen. Doch bei der Gelegenheit wartete schon die Polizei auf einem Supermarktparkplatz. Wo die 100 Gramm Rauschgift herkamen, die bei seiner Festnahme gefunden wurden? „Keine Ahnung“, so der Angeklagte. „Ich weiß bis heute nicht, was das war.“

Hauptbelastungszeuge nimmt Strafe hin

Der 59-Jährige, der wegen seiner Drogengeschäfte bereits verurteilt wurde, erneuerte im Zeugenstand seine Vorwürfe gegen den Angeklagten, die er auch schon bei der Polizei und in seinem eigenen Prozess erhoben hatte und auf denen die Anklage fußt. „Ich habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen. Ich gehe fünf Jahre in den Knast. Okay, die habe ich verdient. Aber dann sollen auch alle, die etwas damit zu tun hatten, dafür gerade stehen.“ Das habe überhaupt nichts mit möglicher Rache für die überteuerte Kernseife zu tun.

Für das Verfahren sind in der kommenden Woche zwei weitere Verhandlungstage vorgesehen.