Duisburg. . Nach der Energiewende ist der Duisburger Stadtkonzern DVV in die Miesen gerutscht. Er legt ein Heizkraftwerk still und streicht 320 Stellen.
Die städtische DVV-Holding steht vor einschneidenden Konzern-Umstrukturierungen vor allem im Stadtwerke-Bereich. Rund 320 Stellen der etwa 4500 will die Stadttochter bis 2018 abbauen, kündigt DVV-Vorstandschef Marcus Wittig an. 2019 soll die Trendwende dann erreicht sein, die die Stadt mit einer Millionen-Finanzspritze unterstützt. 45 Millionen Euro soll das Konsolidierungsprogramm an jährlicher Kostenreduzierung bringen.
Im Frühjahr 2015 hatte die DVV ihr neues „Re-Power“-Programm beschlossen, um die weiter drohenden Millionen-Verluste vor allem im Kraftwerksbereich aufzufangen. Die Mittel dafür stellt die Stadt über eine Kapitalerhöhung bereit. Über 200 Millionen Euro hatte die DVV als Finanzbedarf Anfang 2015 errechnet. Die Düsseldorfer Bezirksregierung hatte nach eigenen Wirtschaftsprüfer-Gegenrechnungen im Herbst letztlich 176 Millionen Euro genehmigt, die die Stadt über einen Nachtragshaushalt 2015 der Stadttochter zur Verfügung stellte.
Notwendigkeit des Re-Power-Programms
„Wir sind vollständig zufrieden“, sieht DVV-Chef Wittig im WAZ-Gespräch keine Einschränkungen, dass die Kapitalerhöhung knapper ausfällt: Erste DVV-Berechnungen des Bedarfs hätten sich durch schon verbesserte Halbjahreszahlen und Förderprogramme geändert. „Uns freut, dass die Bezirksregierung im Grundsatz zu den gleichen Ergebnissen gekommen ist“, sieht Wittig die Schlüssigkeit und Notwendigkeit des Re-Power-Programms bestätigt.
Dessen Kernpunkt sind Personalkosteneinsparungen. Die DVV hatte angekündigt, dass konzernweit an die 700 Mitarbeiter davon betroffen sind, durch Umbesetzungen, neue Tätigkeitsfelder, aber eben auch durch den Abbau von rund 320 Stellen, die mittlerweile, so Wittig, auch „identifiziert“ sind. Mit Altersteilzeitangeboten, Frühverrentungen und „Sprinterprämien“ für diejenigen, die das Unternehmen verlassen, soll diese große Zahl gestemmt werden. Dazu gibt es Sozialpläne und rund ein Drittel der Stadtgelder wird dazu genutzt. Beim ersten Re-Power-Programm 2012 hatte die Stadt den Abbau von gut 100 Stellen mit 20 Millionen Euro finanziert. Wittig stellt klar: Die DVV will den Personalabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen. Doch: Sie sind nicht ausgeschlossen.
Millionenverluste bei der eigenen Energieerzeugung
Die Millionenverluste bei der eigenen Energieerzeugung wollen die Stadtwerke bekanntlich mit der Stilllegung des Hochfelder KohleHeizkraftwerkes bis 2017 erreichen. 130 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Wittig sieht für die Kohle keine Zukunft. Verantwortlich für die Energiekrise der Stadtwerke ist in seinen Augen die Politik. „Sie macht die Energieerzeugung durch ihre ungeplante Energiewende teuer“, erneuert Wittig seine Kritik an Berlin.
Allein mit dem Wanheimer Gas-Heizkraftwerk will das Unternehmen wieder eine schwarze Null schreiben. Auch dafür braucht der Konzern die städtische Finanzhilfe: Der Kraftwerks-Rückbau verschlingt Millionen, dazu müssen hohe Beträge in das Fernwärmenetz und einen notwendigen Heißwasser-Fernwärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von 50 000 Kubikmeter investiert werden. „Wir werden den gesamten Prozess und die Verbesserungen so transparent darstellen, dass ihn jeder lesen kann“, verspricht Wittig.