Duisburg. Der Karl-Lehr-Brückenzug zwischen Kaßlerfeld und Ruhrort: Der erste Bauabschnitt ist vollbracht. Doch die Übergabe des zweiten Abschnitts liegt noch in deutlich weiter Ferne.

Halleluja: Der erste Bauabschnitt ist also vollbracht. Doch die Übergabe des zweiten Abschnitts liegt noch in deutlich weiter Ferne. Es hat alles etwas länger gedauert als geplant: Vier statt drei Jahre. Und es wurde alles deutlich teurer als gedacht: 27 statt 20 Millionen Euro.

Doch der Ruhrorter Brückenzug, so sagte es am Freitag NRW-Verkehrsminister Michael Groschek bei der offiziellen Fertigstellung und Übergabe des ersten Bauabschnitts, ist eine Hauptschlagader der Stadt Duisburg, wichtig für den Duisburger Hafen und wichtig für das Land Nordrhein-Westfalen.

Und der Aufwand für Kosten und Zeit, so Groschek, seien schwer zu kalkulieren gewesen. Schließlich stamme der Brückenzug aus Teilen der alten Vorkriegs-Hohenzollernbrücke aus Köln, die nach dem Weltkrieg nach Ruhrort verfrachtet wurde.

Blindgängerfunden im Untergrund

Zusammen mit einigen Blindgängerfunden im Untergrund wurde es zu einem echten Überraschungsei für die Nachwelt, die hier eine neue Verkehrsstraße errichten muss. Groschek: „Doch dieser erste Teil der Brücke, der hält jetzt ewig, fast ewig.“

Muss er auch. Denn er gehört zu den ganz stark frequentierten Achsen dieser Stadt, mit 27.000 Fahrzeugen pro Tag, davon 3700 Schwerlast-Lkw, die in den Hafen fahren oder die aus dem Hafen herauskommen. Hinzu kommen im 15-Minuten-Takt tonnenschwere Straßenbahnen der Linie 901 in Nord- und Südrichtung.

v.l. OB Sören Link (Mitte), Baudezernent Carsten Tum, Hafen Chef Erich Staake , davor NRW-Minister Michael Groschek.
v.l. OB Sören Link (Mitte), Baudezernent Carsten Tum, Hafen Chef Erich Staake , davor NRW-Minister Michael Groschek. © Michael Dahlke

Jetzt muss so schnell wie möglich mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen werden. Denn die Verkehrslast steigt und die Brücke wird alt und älter. Doch in puncto Bau-Geschwindigkeit werden sich die Duisburger und auch alle Mann im Hafen noch einmal ganz tüchtig in Geduld üben müssen: Drei bis vier Jahre, so sagte gestern Planungsdezernent Carsten Tum, werde die reine Bauzeit für den 2. Abschnitt dauern.

Doch: Rechnet man das kommende Jahr 2016 als das reine Planungsjahr, das nachfolgende Jahr 2017 als das Jahr der Förderbewilligung, der Ausschreibung und der technischen Vorbereitungen der Arbeiten, wird der erste Hammer für die neue Brücken frühestens im Jahr 2018 hämmern und erst in 2021 stoppen. Vermutlich erst im Jahr 2022, also in sieben Jahren ab heute, wird der Karl-Lehr-Brückenzug als neue Verkehrsachse zur Verfügung stehen. Vielleicht aber auch noch später!

100 Millionen Euro sind kalkuliert

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    Und die Kosten? Wohin die steigen weiß heute kein Mensch. Kalkuliert sind 100 Millionen für das Gesamtkunstwerk „OB-Lehr-Brückenzug“. Davon ausgegeben sind bereits 27 Millionen für den 1. Abschnitt. Übrigens: Bevor die drei alten Brücken durch zwei neue und ein Damm ersetzt werden, muss die Stadt noch einmal gut eine halbe Million Euro in die Standfestigkeit der alten Brücken investieren, damit diese überhaupt den Zeitpunkt ihres Abrisses erreichen können.

    Ohne großzügige Zuschüsse des Landes und des VRR (Groschek: „Eine Geste der Großzügigkeit des VRR!“) wäre dies nicht zu stemmen. Doch überall in NRW, so erklärte Groschek voller Ehrgeiz und Elan, werde jetzt für Infrastruktur und Straßenbau geklotzt und nicht mehr gekleckert. Dazu braucht er natürlich die Städte und Kreise. „Der röhrende Bagger“, forderte Groschek gestern in Ruhrort „sollte deshalb das neue Wappentier des Landes NRW werden.“