Duisburg. Bis Ende 2017 will das städtische Tochterunternehmen 200 neue Wohnungen bauen und jedes Jahr 700 Einheiten aus dem Bestand modernisieren.
Die Gebag sei ein rostiger Tanker, den man nicht mehr auf Kurs bringen könne — das hat Bernd Wortmeyer oft gehört, bevor er vor mehr als einem Jahr das Ruder bei der Gebag übernommen hat. Jetzt steht er in der Zentrale der Duisburger Wohnungsbaugesellschaft und hält ein Modellschiff in der Hand. Der Tanker im Mini-Format hat kleine Häuschen geladen und ist frisch lackiert, in Gebag-Türkis, die gleiche Farbe, die auch Wortmeyers Krawatte hat.
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Das Modell soll bald das des gescheiterten Küppersmühlen-Anbaus ersetzen, das bisher in einer Vitrine auf der Vorstandsetage als Mahnmal diente. Mit dem kleinen Tanker, den Wortmeyer als „Aufbruchschiff“ bezeichnet, erklärt er die Strategie der Gebag: Wie sie jetzt wieder auf Kurs steuert, wie „Klar Schiff“ gemacht wird, wie er mit „Wind in den Segeln“ und „volle Kraft voraus“ steuern, mit Weitsicht manövrieren und sogar für mehr Tiefgang sorgen will.
Devise lautet "Evolution statt Revolution"
Die Präsentation steckt voller Symbolik, Wortmeyer arbeitet akribisch daran, das Image der Stadt-Tochter nach der Talfahrt wieder aufzupolieren. Das reicht selbst bis zum neuen Logo, das marginal geändert wurde: Die drei unterschiedlich großen Häuschen um den Schriftzug sind neu angeordnet. Und zwar so, „dass sie nach oben zeigen“, betont Wortmeyer. An Bewährtem festhalten und optimieren, das sei seine Devise: „Evolution statt Revolution.“
Das alles hat er in einer bunten Broschüre zusammenfassen lassen, die das dröge Zahlenwerk des Geschäftsberichts ergänzen und den neuen Kurs mit guten Nachrichten unterfüttern soll. Und davon hat Wortmeyer einige an Bord: Knapp 90 Millionen Euro will die Gebag bis Ende 2017 investieren. Für 35 Mio Euro werden an 18 Standorten Wohngebäude mit 660 Einheiten modernisiert, zusätzlich für 21,5 Mio Euro weitere 800 einzelne Wohnungen, die über die ganze Stadt verteilt liegen. Gleichzeitig sollen für 32 Mio Euro 200 neue Wohnungen entstehen. Finanzieren lässt sich das mit Hilfe öffentlicher Förderung und vor allem durch die wiedergewonnene Kreditfähigkeit bei den Banken.
Historisches Leerstands-Tief
Vom Bestand, der im letzten Jahrzehnt von 14.600 auf 12.000 Wohnungen schrumpfte, soll nichts mehr verkauft werden. Der Leerstand sei mit 6,5 Prozent auf ein „historisches Tief“ gefallen, auch beim Bauträgergeschäft, bei dem derzeit 60 Häuser und Wohnungen im Angebot sind, verdient die Gebag wieder Geld, die Nachfrage sei hoch. „Sonst würden wir es nicht mehr machen“, sagt Wortmeyer.
Indikator für die wirtschaftliche Lage der Gebag bleibt die Eigenkapitalquote, die derzeit bei rund sechs Prozent liegt. Erst wenn diese wieder zehn Prozent erreicht, muss die Gebag den zinslosen Stadt-Kredit über 11,5 Mio Euro zurückzahlen. Und erst danach ist auch wieder an eine Dividende zu denken. „Es wird noch einige Jahre dauern bis wir sagen können: Die Gebag ist wieder gesund“, so Wortmeyer. Vorrangiges Ziel sei auch nicht, mit dem Gewinn — in diesem Jahr rund 4,3 Mio Euro — das Eigenkapital anzufüttern, sondern ihn direkt wieder ins Kerngeschäft zu investieren. „Wir sorgen in Duisburg für bezahlbares Wohnen in guter Qualität“, sagt Wortmeyer. „Die Gebag-Rendite ist für die Stadt mehr als nur Geld.“