Duisburg. Erst jetzt wird bekannt: Bereits vor einem Jahr haben Unbekannte vom Ehrengrab des Künstlers Wilhelm Lehmbruck eine Büste gestohlen. Auch am Familiengrab Köhler-Osbahr fehlt eine wertvolle Skulptur.

Man stelle sich vor, jemand klaut einen Lehmbruck und kaum jemand kriegt’s mit. Gibt’s nicht? Aber ja doch. Vor gut einem Jahr, wahrscheinlich in der Nacht vom 23. auf den 24. November 2014 stahlen Unbekannte vom Ehrengrab des berühmtesten Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck die dort aufgestellte Büste „Kopf eines Denkers“. Vermutlich hielten die Diebe den Bleiguss für Bronze und damit für gewinnbringendes Metall.

Denn: Um die selbe Zeit wurde auch auf der Familiengrabstätte von Herbert Köhler und seiner Frau Ingeborg Köhler-Osbahr, die 1986 die Köhler-Osbahr-Stiftung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft gegründet hatten, ebenfalls eine Büste vom Sockel montiert. Dieses Werk von Arno Breker war tatsächlich aus Bronze.

Leser macht auf Diebstahl aufmerksam

Von diesen beiden dreisten Diebstählen auf dem Waldfriedhof erfuhren die Medien und damit die Öffentlichkeit aber nichts. Erst unser Leser Horst Göttel machte uns jetzt darauf aufmerksam. Der Buchholzer, der mehrmals im Monat den Waldfriedhof besucht und dabei an dem Grab von Wilhelm Lehmbruck und seiner Frau Anita vorbeikommt, hatte zunächst angenommen, dass die Büste „aus Sicherheitsgründen“ entfernt worden war, um eben nicht Metalldieben in die Hände zu fallen. Als er sich unlängst bei der Friedhofsverwaltung erkundigte, erfuhr er, dass genau dies aber geschehen war. Empört über diese „Niedertracht der Grabschändung“ wandte sich Horst Göttel an diese Zeitung.

Auf Nachfrage bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD) die für die Pflege des Lehmbruck-Ehrengrabes zuständig sind, gab Sprecherin Sarah Mdaghi zu: „Wir haben damals versäumt, die Medien zu unterrichten.“ Der Polizei sei der Diebstahl aber gemeldet worden. Eine Anzeige zu erstatten, obliege aber der Stiftung Wilhelm Lehmbruck, mithin also dem Museum.

Vor gut einem Jahr, wahrscheinlich in der Nacht vom 23. auf den 24. November 2014 stahlen Unbekannte vom Ehrengrab des berühmtesten Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck die dort aufgestellte Büste „Kopf eines Denkers“
Vor gut einem Jahr, wahrscheinlich in der Nacht vom 23. auf den 24. November 2014 stahlen Unbekannte vom Ehrengrab des berühmtesten Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck die dort aufgestellte Büste „Kopf eines Denkers“ © WAZ FotoPool

„Das stimmt so nicht“, sagt hingegen Andreas Benedict, Sprecher des Lehmbruck Museums. „Das Museum besitzt einen Bronzeguss des Denkers. Die Büste auf dem Grabfeld hingegen, ein posthum autorisierter Bleiguss, ist von der Familie Lehmbruck gestiftet worden und nie in unseren Besitz übergegangen.“ Um Anzeige und eventuellen Ersatz müsse sich folgerichtig die Familie kümmern. Ob die aber überhaupt von dem Diebstahl wusste, ließ sich nicht klären. „Zumindest jetzt ist die Familie informiert“, erklärt Benedict. Kontakt habe das Museum nur zu einer Lehmbruck-Enkelin, und die habe nun erst durch das Museum von dem Diebstahl der Büste erfahren. Ob die anderen drei Lehmbruck-Enkel schon länger davon Kenntnis haben, vermochte Benedict zu sagen. Ob nun die Stele kopflos bleiben soll, oder ein Ersatz aufgestellt werde, das sei allein die Entscheidung des Familienrates, betont Benedict. „Vom Symbolischen her wäre das eine sinnvolle Geste, wieder eine Skulptur aufzustellen“, meint Benedict. Aber ein Friedhof sei nun mal schlecht zu überwachen. Ein so weitläufiger wie der Waldfriedhof allemal.

Steinmetz zeigte den Diebstahl an

Auch vom Familiengrab von Herbert Köhler und seiner Frau Ingeborg Köhler-Osbahr
Auch vom Familiengrab von Herbert Köhler und seiner Frau Ingeborg Köhler-Osbahr © FUNKE Foto Services

Auch Brigitte Findeisen, die bei der Köhler-Osbahr-Stiftung als persönliche Nachfolgerin des Stifters fungiert, ist sich nicht sicher, ob die Büste auf dem Grabfeld des Ehepaares Köhler ersetzt werden soll: „Das ist schließlich schon das zweite Mal, dass die Büste beschädigt wird.“

Das erste Mal habe der Kopf noch neben der Stele am Boden gelegen, jetzt sei er ganz verschwunden. Den Diebstahl habe der Steinmetz, der das Grab der Köhlers pflegt, auch bei der Polizei angezeigt, so Findeisen.

Die Polizei hat allerdings in beiden Fällen keine Anzeige vorliegen. Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin: „Die Wirtschaftsbetriebe haben damals lediglich Sachbeschädigung und Schmierereien auf dem Friedhof gemeldet.“

Die bekanntesten Söhne der Stadt Duisburg

28 Prozent Rudolf Schock (4.9.1915 bis 13.11.1986): Der in Duisburg geborene und aufgewachsene Opersänger war einer der bekanntesten deutschen Tenöre.
28 Prozent Rudolf Schock (4.9.1915 bis 13.11.1986): Der in Duisburg geborene und aufgewachsene Opersänger war einer der bekanntesten deutschen Tenöre.
22 Prozent Gerhard Mercator (5.3.1512 bis 2.12.1594): Seit 1552 lebte der  Kosmograf, Theologe und Philosoph in Duisburg, lehrte an der alten Universität.
22 Prozent Gerhard Mercator (5.3.1512 bis 2.12.1594): Seit 1552 lebte der Kosmograf, Theologe und Philosoph in Duisburg, lehrte an der alten Universität.
7,8 Prozent Wilhelm Lehmbruck (4.1.1881 bis 25.3.1919): Der in Meiderich geborene Künstler lebte u.a. in Paris und Berlin. An das Werk des schon zu Lebzeiten zu großer Bekanntheit gelangten Bildhauers und Grafikers erinnert das Museum im Kantpark.
7,8 Prozent Wilhelm Lehmbruck (4.1.1881 bis 25.3.1919): Der in Meiderich geborene Künstler lebte u.a. in Paris und Berlin. An das Werk des schon zu Lebzeiten zu großer Bekanntheit gelangten Bildhauers und Grafikers erinnert das Museum im Kantpark. © Repro: Stephan Eickershoff / Funke Foto Services
7,5 Prozent Josef Krings (*21.10.1926): Der in Düsseldorf geborene Pädagoge und Kommunalpolitiker war von 1975 bis 1997 Oberbürgermeister der Stadt Duisburg. Bis heute ist der Sozialdemokrat in weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebt.
7,5 Prozent Josef Krings (*21.10.1926): Der in Düsseldorf geborene Pädagoge und Kommunalpolitiker war von 1975 bis 1997 Oberbürgermeister der Stadt Duisburg. Bis heute ist der Sozialdemokrat in weiten Teilen der Bevölkerung sehr beliebt. © Lars Fröhlich/ Funke Foto Services
2,0 Prozent Manfred Krug (*8.2.1937 in Duisburg): Krug zog 1949  in die DDR um, gehörte zu den bekanntesten Schauspielern, wie auch nach seiner Ausreise 1977 in die Bundesrepublik.
2,0 Prozent Manfred Krug (*8.2.1937 in Duisburg): Krug zog 1949 in die DDR um, gehörte zu den bekanntesten Schauspielern, wie auch nach seiner Ausreise 1977 in die Bundesrepublik. © dpa
1,5 Prozent Toni Turek (18.1.1919 bis 11.5.1984): Der in  Duisburg geborene und aufgewachsene Torwart wurde als „Fußballgott“ beim siegreichen WM-Finale 1954 in Bern zur Legende.
1,5 Prozent Toni Turek (18.1.1919 bis 11.5.1984): Der in Duisburg geborene und aufgewachsene Torwart wurde als „Fußballgott“ beim siegreichen WM-Finale 1954 in Bern zur Legende.
1,5 Prozent Fritz Pleitgen (*21.3.1938 in Meiderich): Schon in der Jugend war er journalistisch tätig. Seit 1963 arbeitete er für den WDR, war dort von 1995 bis 2007 Intendant.
1,5 Prozent Fritz Pleitgen (*21.3.1938 in Meiderich): Schon in der Jugend war er journalistisch tätig. Seit 1963 arbeitete er für den WDR, war dort von 1995 bis 2007 Intendant. © imgao
1,5 Prozent Joachim Llambi (*18.7.1964 in Duisburg): Der ehemalige Profi-Turniertänzer ist vor allem als Moderator und Juror von Fernsehshows wie „Let’s Dance“ bekannt.
1,5 Prozent Joachim Llambi (*18.7.1964 in Duisburg): Der ehemalige Profi-Turniertänzer ist vor allem als Moderator und Juror von Fernsehshows wie „Let’s Dance“ bekannt. © imgao
1,3 Prozent Dieter Kürten (*23.4.1935 in Duisburg): Bekannt wurde er mit dem ZDF-Sportstudio, das er zwischen 1967 und 2000 nicht weniger als 375 Mal moderierte.
1,3 Prozent Dieter Kürten (*23.4.1935 in Duisburg): Bekannt wurde er mit dem ZDF-Sportstudio, das er zwischen 1967 und 2000 nicht weniger als 375 Mal moderierte. © dpa
1,0 Prozent Uwe Lyko (*22.9.1954 in Neumühl): Der Kabarettist wurde auf der Bühne und im Fernsehen als nörgelnder Ruhrgebiets-Rentner „Herbert Knebel“ bekannt.
1,0 Prozent Uwe Lyko (*22.9.1954 in Neumühl): Der Kabarettist wurde auf der Bühne und im Fernsehen als nörgelnder Ruhrgebiets-Rentner „Herbert Knebel“ bekannt.
1,0 Prozent Ralf Jäger (*25.3.1961 in Duisburg): Der SPD-Politiker sitzt seit 2000 im Landtag, seit Juli 2010 ist er Innenminister und seit 2005 Vorsitzender der Duisburger SPD.
1,0 Prozent Ralf Jäger (*25.3.1961 in Duisburg): Der SPD-Politiker sitzt seit 2000 im Landtag, seit Juli 2010 ist er Innenminister und seit 2005 Vorsitzender der Duisburger SPD.
3,8% nannten andere Namen als die oben aufgeführten, davon mit je 0,5% am häufigsten: Ex-Fußballer Thomas Strunz, Star-Violinist Frank Peter Zimmermann und Ex-OB Adolf Sauerland.
3,8% nannten andere Namen als die oben aufgeführten, davon mit je 0,5% am häufigsten: Ex-Fußballer Thomas Strunz, Star-Violinist Frank Peter Zimmermann und Ex-OB Adolf Sauerland. © Fabian Strauch/ Funke Foto Services
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