Duisburg. . Ein Gutachten bestätigt den Anspruch der Erbinnen auf Noldes „Frauen im Blumengarten“. Lehmbruck-Museum soll eine „faire und gerechte Lösung“ finden.
Das Bild „Frauen im Blumengarten“ von Emil Nolde aus der Sammlung des Lehmbruck-Museums wird restituiert. Das Kuratorium der Stiftung hat am Montag in seiner Sitzung anerkannt, dass das Bild seinen Besitzern verfolgungsbedingt verloren ging.
Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla wurde beauftragt, mit den Erben des in Auschwitz ermordeten Ehepaars Eduard und Rita Müller, die ihr Nolde-Bild 1942 unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung verkaufen mussten, über „eine faire und gerechte Lösung“ zu verhandeln. „Ich werde alles daran setzen, dass das Gemälde weiterhin in Duisburg öffentlich zugänglich bleibt“, kündigte Dinkla anschließend an.
Familienmitglieder wurden deportiert und ermordet
Basis der Kuratoriums-Entscheidung war das Gutachten der Historikerin Beate Schreiber. Sie fand heraus, dass das Bild dem Dresdener Zigarettenfabrikanten Eduard Müller und seiner Frau Rita gehört hat. Sie sammelten zeitgenössische Kunst, kauften auch Emil Noldes 1916 gemaltes Bild „Frauen im Blumengarten“. Das Ehepaar wurde ab 1933 wegen seines jüdischen Glaubens verfolgt. Die Tochter konnte nach Budapest, der Sohn Kurt nach Ecuador auswandern.
Auch Eduard und Rita Müller bemühten sich ab 1940 um eine Ausreise nach Ecuador, doch es gelang ihnen nicht mehr, eine Passage zu buchen. Eduard Müller wurde Anfang 1942 in Auschwitz ermordet. Daraufhin verkaufte Rita Müller das Bild an einen Freund der Familie, um die Flucht zu ihrer Tochter nach Budapest zu finanzieren. Rita Müller erreichte Ungarn nicht mehr und wurde ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Freund, der das Bild erworben hatte, verlor sein Vermögen später in Prag.
1958 kam das Bild nach Duisburg
Das Lehmbruck-Museum hat die „Frauen im Blumengarten“ 1958 für 40 000 DM im Kölner Kunsthandel gekauft; es hat heute einen Versicherungswert von 1 Million Euro.
Söke Dinkla will nun mit den Anwälten der beiden Urenkelinnen von Eduard und Rita Müller darüber verhandeln, wie das Bild weiter in Duisburg gezeigt werden kann. „Dafür müssen wir das Bild nicht unbedingt kaufen“, so die Museumsdirektorin. Denkbar sei beispielsweise auch, dass das Bild von den Nachfahren der Müllers mit der Maßgabe verkauft wird, dass es dem Lehmbruck-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen ist.