Erneut muss sich der Rat mit der Rückforderung eines Gemäldes aus dem Lehmbruck-Museum beschäftigen. Nach „Frauen am Meer“ von Erich Heckel und „Frauen im Blumengarten“ von Emil Nolde ist es wieder ein Nolde-Bild, das Erben des früheren Besitzers Dr. Ismael Littmann beanspruchen: „Buchsbaumgarten“ aus dem Jahr 1909, ein Meisterwerk des Expressionismus, das 1956 vom Museum für 3600 D-Mark erworben wurde und heute auf dem Kunstmarkt eine Millionensumme erzielen würde.
Bereits 1999 hatte sich Ruth Haller, Tochter von Dr. Ismael Littmann, mit der Bitte um Rückgabe an den damaligen Museumsdirektor Dr. Christoph Brockhaus gewandt. Die jüdische Familie sei nach dem Freitod des Vaters im September 1934 gezwungen gewesen, Werke der Sammlung zu verkaufen, bevor sie in die USA ging. Der Brief von 1999 löste intensive Recherchen aus, juristische Gutachten kamen zu dem Ergebnis, das Bild müsse nicht zurückgegeben werden. Nach einem mehrjährigen Schriftwechsel zwischen Museum und Erben bot die Stiftung Lehmbruck-Museum der Familie im Februar 2004 eine Summe von 300 000 Euro an. Dieses Angebot wurde im Namen von vier Littmann-Erben abgelehnt.
Seither habe es – aus für sie nicht erkennbaren Gründen – keinen Kontakt mehr gegeben, so Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla. Sie erhielt am 2. Januar 2014 einen Brief der „Dr. Ismar Littman Representatives“, den Familien-Repräsentanten John Littman sowie Anwältin Cornelia Muggenthaler aus München, mit dem die Erben das Gespräch wieder aufnehmen wollten. Ende Februar legte Cornelia Muggenthaler der Museumschefin ein Konzept vor, wie das Gemälde kurzfristig zurückzugeben sei.
„So etwas kann ich ohne das Kuratorium nicht entscheiden“, sagt Dinkla, die es auch wichtig findet, den Rat einzubinden. Handelt es sich bei dem Bild doch seit fast 60 Jahren um öffentliches Eigentum. Dinkla und das Kuratorium streben eine „gerechte und faire Lösung“ mit den Erben gemäß der „Washingtoner Erklärung“ an, in der sich die Bundesrepublik zu einem solchen Vorgehen im Umgang mit „NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut“ verpflichtet hat. „Sorgfältige Recherchen benötigen Zeit“, so Dinkla. Denn eine Voraussetzung ist, dass die Provenienz, also die Herkunft des Werks erforscht worden ist. Wie aus den Unterlagen des Museums hervor geht, hatte Dr. Ismael Littmann das Nolde-Bild für 2000 Reichsmark erworben, nach seinem Tod wurde es an den Bankier und Kunsthändler Arnhold für 350 Reichsmark verkauft, der dann ebenfalls in die USA ging. Das Stiftungskuratorium hat beschlossen, sich an die Experten der Berliner Museen zu wenden. Dem soll sich der Rat am Montag anschließen.