Duisburg.

Für zwei Meisterwerke des deutschen Expressionismus will das Duisburger Lehmbruck-Museum nun genau die Herkunft ermitteln lassen. Sollte sich bestätigen, dass die im Besitz der Lehmbruck-Stiftung befindlichen Gemälde in der Nazi-Zeit verfolgungsbedingt verloren gingen, soll mit den Erben eine „gerechte und faire Lösung“ gefunden werden. Das soll die Rückgabe der Bilder einschließen.

Wie berichtet, hatte sich Museumsleiterin Söke Dinkla des seit Jahren laufenden, aber ungelösten Verfahrens angenommen. Schon 2001 und 2004 waren so genannte „Restitutionsansprüche“ von Angehörigen für Emil Noldes „Frauen im Blumengarten“ (1916) und Erich Heckels „Frauen am Meer“ (1913) gestellt worden. Die Bilder waren 1958 bzw. 1952 für die Kunstsammlung des Museums erworben worden. Der Wert beider Bilder dürfte heute bei zusammen rund drei Millionen Euro oder mehr liegen. Aus ihrem moralischen Anspruch macht Dinkla keinen Hehl: Kamen die Bilder in Folge von Nazi-Verfolgung auch bei gutgläubigem Kauf in den 50er Jahren in den Besitz des Museums, spricht sie sich für eine Rückgabe aus. Auch dafür soll der Rat auf seiner April-Sitzung seine Zustimmung geben.

Untersuchung der Bilder dauert mehrere Monate

Er soll auch die so genannte „Provenienzforschung“ absegnen, für die die Stadt Fördermittel beantragen will. Das Museums-Kuratorium hatte sich schon Mitte März einstimmig für dieses Verfahren ausgesprochen. Mehrere Monate dauert so eine detaillierte Untersuchung der Herkunft und Vergangenheit der Bilder.

Laut Ansicht der Erben-Anwälte gehörte Noldes Gemälde ursprünglich den Eheleuten Eduard Müller, die beide in NS-Konzentrationslagern ermordet wurden. Ein nach Ecuador emigrierter und ­mittlerweile verstorbener Sohn erfuhr erst Jahre später vom Schicksal seiner Eltern. Ansprüche auf die Rückgabe erheben nun dessen Töchter. Das Gemälde von Erich Heckel kaufte die Stadt für damals 5000 DM, der heutige Wert soll bei zwei Millionen Euro liegen. Nach Recherche der Anwälte stammt das Bild aus dem Bestand des jüdischen Kunstsammlers Hans Hess. Er erhielt 1933 durch die Nazis Berufsverbot, emigrierte zunächst nach Paris und ließ seine Kunstsammlung in Deutschland zurück. Von Londons aus ließ er dann seinen Besitz veräußern.