Duisburg. Die Elterninitiative Hebbelschule in Duisburg-Neudorf hat mehr als 6000 Stimmen für den Erhalt der Pädagogen gesammelt. Sie hofft nun, dass der Petitionsausschuss des Landtags NRW zu ihren Gunsten entscheidet.

Im Kampf gegen den Abzug der Sonderpädagogen von der Duisburger Grundschule an der Hebbelstraße haben die Eltern einen Etappensieg erreicht: 6472 Unterstützer hatte die Online-Petition an den Petitionsausschuss des NRW Landtags bei Unterzeichnungsschluss am Montag. 4792 davon kommen aus Duisburg, womit das nötige Quorum von 4100 erfüllt ist. Der nächste Petitionsausschuss tagt am 8. Dezember.

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"Wir haben sehr viel Zuspruch von Eltern und Schulen aus der Umgebung erhalten", sagt Christina Herold. Die Mutter einer Tochter an der Hebbelschule initiierte die Petition im September, nachdem das Schulamt in Duisburg zu Beginn des Schuljahres einen Sonderpädagogen in Vollzeit an eine andere Grundschule ausgeliehen und die anderen stundenweise an andere Schulen geschickt hatte. Die intensive Betreuung der Kinder mit Förderbedarf, die die Hebbelschule als GL- (Gemeinsames Lernen) Schule seit 20 Jahren erfolgreich praktiziert, musste damit einen empfindlichen Schlag hinnehmen. "De facto fällt 50 Prozent der Förderung weg", sagt Herold. Gespräche mit dem zuständigen Schulamt hätten ins Leere geführt, weshalb man den offiziellen Weg über den Petitionsausschuss gegangen sei.

"Desolate" Zustände an der Hebbelschule

Obwohl das Schulamt laut Schreiben an die Elterninitiative "die Kontinuität der Betreuung" habe wahren wollen, erzählt Herold, sei das in der Realität nicht der Fall: Die Kinder litten auch weiterhin darunter, dass ihre vertrauten Bezugspersonen seltener oder gar nicht mehr an der Schule sind. Die Zustände an der Hebbelschule seien "desolat" und die Kinder hätten sich längst nicht daran gewöhnt.

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Von Verena Barton-Andrews, Christopher Onkelbach

"Wir hoffen jetzt, dass im Landtag überzeugende Argumente vorgebracht werden, damit man sich in Duisburg noch einmal zusammensetzt und unsere Situation überdenkt", so Herold. Sie sieht im Kampf der Eltern um die Sonderpädagogen an der Hebbelschule auch ein Modell für alle Schulen in Nordrhein-Westfalen, die ein Jahr nach Inkrafttreten des Inklusionsgesetzes mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. "Es muss bei den Inklusionsgesetzen insgesamt nachgebessert werden."

Sollte die Petition scheitern, denken die Eltern darüber nach, zu klagen.

NRW-CDU will sich für die Hebbelschule einsetzen

Christina Herold ist jedoch guter Dinge, nicht nur wegen der vielen Unterzeichner. "Die CDU im Landtag will sich für uns einsetzen, diese Rückmeldung haben wir bereits erhalten." Auch Politiker in Duisburg - deren Namen Herold nicht nennen möchte - hätten sich positiv geäußert: "Alle, mit denen wir Eltern gesprochen haben, haben sich gefreut, dass wir dieses Problem aufgreifen und größer machen", sagt Herold. Auch Oberbürgermeister Sören Link habe der Elterninitiative Mut zugesprochen. Eine Petition sei der beste und politisch einzige Weg, ihr Anliegen durchzubringen.

Zuspruch von Eltern und Lehrern 

Im Kommentarbereich der Petition haben sich Eltern und Lehrer zahlreich zu Wort gemeldet. Nina Hippler aus Mülheim etwa: "Ich arbeite als Lehrerin an der Hebbelschule und sehe eine große Notwendigkeit in der Tätigkeiten unserer Sonderpädagogen."

Auch Lehrer anderer Schulen unterstützen das Anliegen der Eltern: "Diese Petition ist mir wichtig, weil ich Lehrerin bin und aus allen Schulformen nur noch Klagen über die Inklusion wegen unhaltbarer Zustände und Nachteile für Schüler und Schülerinnen und das Lehrerkollegium höre. Ich bin der Meinung, dass die bei uns momentan praktizierte Inklusion der falsche Weg ist, und man so niemandem gerecht wird", kommentiert beispielsweise Daniela Mohr-Ramme aus Mülheim die Petition.

Christoph Eckhardt ist Vater aus Duisburg. Er hat ebenfalls unterzeichnet und schreibt dazu:

"Unsere Tochter, jetzt fast 22, hat als Förderkind (Schwerpunkt GE) an der Hebbelschule eine hervorragende inklusive Förderung erhalten. Sie kann lesen und schreiben, ist kommunikativ, hat viele soziale Kompetenzen. In der Hebbelschule hat sie damals die Grundlage erhalten für das weitere Lernen in integrativen Gruppen. Alle Kinder in der Klasse haben davon profitiert. Das geht aber nur, wenn die sonderpädagogische Förderung mit einer halben Stelle pro Klasse geschieht, so wie damals. Es ist gut, dass der Landtag sich mit dieser Petition befassen muss. Denn es geht nicht in erster Linie darum, dass die Hebbelschule ihre Sonderrechte behält. Vielmehr muss deutlich werden, dass Inklusion so, wie von Frau Löhrmann praktiziert (halbe Stelle pro Zug) nicht funktionieren kann."