Duisburg. . Das neue Schuljahr stellt Lehrer, Schüler und Eltern vor neue Aufgaben: Inklusion, Seiteneinsteigerklassen und eine wachsende Zahl von bedürftigen Familien.

Der erste Schultag steht in dieser Woche für 4035 Mädchen und Jungen aus Duisburg an. Womit sie den Kindern die Schultüte füllen sollen, ist eine Frage, die sich für eine steigende Zahl von Familien nicht mehr stellt: Ihnen fehlt schon das Geld für Tornister, Stifte und Hefte. Das ABC bedeute deshalb für rund ein Drittel aller Duisburger Erstklässler „Armut, Bedürftigkeit, Caritas“, kritisiert die Initiative „Auf Recht bestehen“, die am Dienstag vor dem Jobcenter protestierte.

70 Euro Schulmittelpauschale

Gradmesser für die steigende Zahl von armen Familien ist der Andrang in den sechs Schulmaterial-Kammern der Caritas im Stadtgebiet. „Am Dienstag haben wir allein an einem Standort 50 Familien mit 121 Kindern versorgt“, berichtet Klaus-Peter Bongardt von der Caritas. Die Kammern kaufen im großen Stil etwa Vorjahresmodelle von Marken-Tornister und geben sie gegen zu einem geringen Preis an die Bedürftigen ab. Motto: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Der Erlös fließt erneut in die Arbeit, die Ehrenamtliche leisten und von Spenden finanziert wird. Die Sparkasse, Duisburger Unternehmen und viele Bürger helfen dabei.

Schulmaterialkammern der Caritas

St. Norbert, Norbertuskirchplatz, Hamborn, 1. Mittwoch im Monat, 16-17 Uhr.
St. Peter, Brückenstr.30, Hochfeld, 1. Di. 17-18 Uhr. St. Michael, Von-der-Mark-Str. 70, Meiderich,
1. Di., 15-16 Uhr.

Caritaszentr. Süd, Sittardsberger Allee 32, Buchholz, letzter Mo., ab 16.30 Uhr.
Bibliothek Homberg, Ehrenstr. 20, 1. Mittwoch, ab 16.30 Uhr.

„Dennoch kommen wir an unsere Grenzen. Unser Finanzbedarf liegt jetzt bei rund 50 000 Euro, der Bedarf steigt weiter“, sagt Bongardt. Mindestens 3000 Kinder und Jugendliche werden die sechs Schulmaterialkammern diesmal ausrüsten, schätzt er. Sie kommen aus armen Familien, sind Zuwanderer aus Südosteuropa oder Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die hier ganz neu in der Schule starten.

Aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) wird Eltern pauschal 70 Euro im August und 30 Euro im Februar als so genannte „Schulmittelpauschale“ gewährt. Anträge und Auszahlung erfolgen über das Jobcenter. „Viel zu wenig“, kritisiert Daniela Zumpf, die Sprecherin der Initiative „Auf Recht bestehen“. Mindestens 250 Euro kostet die Ausrüstung für einen Erstklässler, weiß Martina Ammann, die Fraktionsvorsitzende der Linken-Ratsfraktion. Die Initiative fordert deshalb eine bessere Familienförderung, die Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze und eine ausreichende Finanzierung der Ausstattung für die I-Dötzchen.

Weitere Leistungen aus dem BuT, etwa für Klassenfahrten, Schulessen, Nachhilfe und Vereinsbeiträge können Eltern bei der Sozialverwaltung beantragen. Im Jobcenter informieren Berater über die Leistungen. Schon das Antragsverfahren sei viel zu bürokratisch, kritisiert die Initiative. „Hinzu kommt dann noch das Stigma, dass das Kind mit der Einschulung als Hartz-IV-Kind bekannt ist“, findet Martina Ammann.

Bewegung in der Duisburger Schullandschaft 

Zum ersten Mal in der Schulbank sitzen, zum ersten Mal dem Lehrer lauschen: 4 035 Duisburger i-Dötzchen starten am morgigen Donnerstag in ihre Schullaufbahn. Das sind 46 Kinder weniger als im Vorjahr. Nicht nur für die Kleinen hält das kommende Schuljahr einige Herausforderungen bereit. Auch die Lehrer stehen mit Blick auf das Thema Inklusion und Seiteneinsteiger vor neuen Aufgaben.

Wichtiges Thema bleibt die Inklusion, also das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Handicap. In Klasse 1 besuchen ab diesem Schuljahr 68 Schüler mit Förderbedarf die Duisburger Grundschulen, davon 51 mit Lern- und Entwicklungsstörungen und 17 mit anderen Förderschwerpunkten (für die Sekundarstufe 1 lagen bis Redaktionsschluss keine Zahlen vor). Die Möglichkeit des inklusiven Unterrichts scheint sich auf die Auslastung der Förderschulen auszuwirken: Die Duisburger Förderschulen begrüßen in diesem Jahr 188 Kinder in der Unterstufe, im Vorjahr waren es noch 261.

120 neue Lehrer unterrichten an Duisburger Schulen

Ihren ersten Schultag haben heute und morgen nicht nur viele Schüler: Auch 120 neue Lehrer treten ihren Dienst in Duisburg an. 29 davon unterrichten an den Grundschulen, weitere 9 stehen dort als Vertretungslehrer bereit. An den Realschulen fangen sechs neue Lehrkräfte an, an den Sekundarschulen 13, den Gesamtschulen 25, den Gymnasien 19 und elf an den Berufskollegs.

Zudem habe es aus den Integrationsstellen für die sogenannten Seiteneinsteigerklassen zwei weitere Neueinstellungen gegeben, sagt Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksregierung.

Eine weitere Herausforderung für die Schulen stellt die Integration der Kinder aus Flüchtlings- und Zuwandererfamilien dar. 598 sogenannte „Seiteneinsteiger-Kinder“ werden seit März an Grundschulen, 753 an weiterführenden Schulen unterrichtet. Viele der Kinder müssen an eine Zweit- oder Drittsprache herangeführt oder teilweise alphabetisiert werden“, erklärt Schulleiter Erhard Schoppengerd von der Gesamtschule Globus am Dellplatz, die bereits seit einigen Jahren mit Seiteneinsteiger-Klassen arbeiten. Sonderpädagogisches Fachpersonal fehle für diese Aufgaben, auch für die Betreuung der Inklusionskinder mit besonderem Förderbedarf. Auch wenn sie gerne mit den Kindern arbeiten, „bräuchten wir eigentlich drei bis vier Kollegen mehr“, sagt auch Volker Blumensaat, stellvertretender Schulleiter des Steinbart Gymnasiums.

In den weiterführenden Schulen wurden insgesamt 4037 Kinder für die fünfte Klasse angemeldet, das sind 120 mehr als im vergangenen Schuljahr. Die Gymnasien und Gesamtschulen sind bei der Anmeldung besonders beliebt. Die Anmeldungen bei den Gymnasien liegen mit 1416 Schülern auf Vorjahresniveau (1412). Obwohl eine siebte Eingangsklasse am Mannesmann Gymnasium gebildet wurde, konnten 70 Schüler nicht an einem Duisburger Gymnasium untergebracht werden. Sie wurden auf Real-, bzw. Sekundarschulen verteilt. Nach einem kleinen Einbruch im vergangenen Jahr, legten die Gesamtschulen zu: Die Anmeldezahlen stiegen von 1841 auf 2244. Besonders beliebt: Die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule (291), die Gesamtschule Duisburg Süd (242) oder die Lise-Meitner Schule (217).

Hauptschulen erreichen Minimum

Die vier noch aufnehmenden Realschulen verzeichneten nach den Erstmeldeverfahren 40 Anmeldungen weniger. Erst aufgrund der Nachmeldungen und Überhänge der Gymnasien und Gesamtschulen konnten die Realschulen aufholen, von zunächst 343 auf nun 428 Anmeldungen insgesamt. Die beiden noch annehmenden Hauptschulen haben mit 51 Anmeldungen ihre Mindestaufnahmezahl erreicht. Die Hauptschule Ludgerus-straße kann nun zwei, die Hauptschule Gneisenaustraße eine Eingangsklasse bilden.

Die Sekundarschulen in Hamborn und Süd haben mit 76 und 51 Erstmeldungen ihre guten Werte aus dem Startjahr nicht erreichen können. Erst im Nachmeldeverfahren holten sie auf und kommen nun auf 125, bzw. 99 Gesamtanmeldungen. Die neue Sekundarschule in Rheinhausen kommt auf insgesamt 124 Anmeldungen – diese startet nun mit fünf Zügen.

Auch Duschanlagen in Turnhallen werden saniert 

Nach den Ferien stehen weitere Sanierungen an. Wenn die Beschlüsse in den politischen Gremien durchgehen, müssen die Duschanlagen in sechs Schul-Turnhallen der Stadt geschlossen werden. Der Grund: drohender Legionellenbefall. Eine Nutzung der Hallen soll aber trotz der Sanierungen in den Waschräumen möglich sein.

Toiletten werden ebenfalls überholt

Wegen erhöhter Werte mussten bereits die Duschanlagen in den Sporthallen der Grundschule Zoppenbrückstraße, Förderschule Bruckhauser Straße, Gesamtschule Duisburg Meiderich, Gesamtschule Karlstraße und der Förderschule Kopernikusstraße geschlossen werden. An der Gottfried-Wilhelm-Leibniz Gesamtschule müssen die Duschräume im Altbau und das Außen-WC erneuert werden. Kosten dafür: 400 000 Euro. „Insgesamt sind für die Sanierungen rund 1,46 Mio. Euro veranschlagt“, sagt Stadtsprecherin Gabriele Priem.

Mindestens einmal im Jahr müssen laut Trinkwasserverordnung Wasserproben an den Entnahmestellen gezogen und auf Legionellenbefall geprüft werden. „Wenn der Grenzwert überschritten ist und eine thermische Desinfektion nicht mehr möglich ist, müssen die Rohrleitungen erneuert werden.“ Erst nach den erforderlichen Beschlüssen kann frühestens mit einer Sanierung begonnen werden. „Mit einem Baubeginn wird Ende 2015 gerechnet, mit einer Fortsetzung in 2016“, erklärt Priem.

Auch sechs Toilettenanlagen stehen auf dem Sanierungsplan der Stadt. Die Pausen-WC-Anlage der Grundschule Kirchstraße etwa wird derzeit abgerissen, die anderen Schulen müssen noch auf ihre neuen Toilettenanlagen warten. Bei drei Anlagen findet momentan das Ausschreibungsverfahren statt, erst nach Erteilung der Aufträge an Bauunternehmen kann mit den Arbeiten begonnen werden. Zwei weitere Anlagen befinden sich noch in der Planung, eine Ausschreibung kann also erst danach stattfinden.

Nur noch kleine Restarbeiten nach den Ferien 

Arbeiter machen keine Ferien: Jedes Jahr nutzt die Stadt die freie Zeit, um in den Schulgebäuden zu werkeln. In diesem Jahr investierte das Immobilien Management Duisburg (IMD) dafür in der unterrichtsfreien Zeit an 30 Standorten rund 3,8 Millionen Euro. „Fast alle Maßnahmen konnten in den Sommerferien fertiggestellt werden. Bei einigen Objekten sind noch kleinere Restarbeiten zu verrichten“, sagt Stadtsprecher Jörn Esser.

Besonders umfangreich seien die Arbeiten der Brandschutzmaßnahmen – allein in diesen Bereich investierte das IMD 2,5 Millionen Euro. So wurden etwa an der Realschule Hamborn 450 000 Euro in den Brandschutz investiert, am Berufskolleg Walther-Rathenau sowie am Willy-Brandt-Berufskolleg jeweils 500 000 Euro. Zu solchen Brandschutzmaßnahmen zählen zum Beispiel „die Aufteilung der Gebäude in Brandabschnitte durch Brandwände und Brandschutztüren sowie Kenntlichmachung und Möglichkeiten ausreichender Fluchtwege“, erklärt Esser. Auch Strom- und Entlüftungsbereiche müssen durch schwer entflammbare bzw. nicht brennbare Materialien gesichert werden.

Aber auch die üblichen Instandhaltungsmaßnahmen gehören auf die To-Do-Liste in den Ferien: Das sind etwa Parkett-, Fenstererhaltungs-, Maler- und Umbauarbeiten. Diese Posten schlagen mit 1,3 Millionen Euro zu Buche. Damit der Schulbetrieb wieder reibungslos laufen kann, wurden zudem die Elektro- und Heizungsanlagen in den Schulgebäuden gerprüft.