Duisburg. Verwaltung soll die Ansiedlung an der Schweizer Straße/Schnabelhuck möglich machen. SPD und CDU: Das vorhandene Angebot ist nicht mehr zeitgemäß.
An der Ecke Schweizer Straße/Schnabelhuck in Duissern soll ein Edeka-Markt mit 1500 Quadratmetern Verkaufs- und Nutzfläche entstehen. So will es jedenfalls die Bezirksvertretung Mitte, die in ihrer Sitzung am Donnerstag die Verwaltung einstimmig aufforderte, einen Aufstellungsbeschluss zur Änderung des gültigen Bebauungsplans ebenso auf den Weg zu bringen wie die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans.
Bereich wirkt „ästhetisch negativ“
Die BV Mitte setzt sich mit ihrem Beschluss über Bedenken der Stadtplaner hinweg. Sie sehen eine Auweisung der Fläche (derzeit: Grünfläche und Mischgebiet) als Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel kritisch. Denn die Ansiedlung würde gegen das Einzelhandels- und Zentren-Konzept verstoßen, dass sich die Stadt gegeben hat als Instrument zur Lenkung der Ansiedlungen.
Darüber könne man sich hinwegsetzen, argumentieren SPD und CDU in ihrem gemeinsamen Antrag für die BV Mitte: Denn in Duissern, insbesondere den Bereichen Kaiserberg, Wintgensstraße und Werthacker „fehlt es für die Bewohner an adäquaten Einkaufsmöglichkeiten des täglichen Bedarfs, die durch einen Vollsortimenter an dieser Stelle sichergestellt werden soll.“ Die vorhandenen Angebote seien „nicht mehr zeitgemäß, um eine adäquate, ortsnahe Versorgung sicherzustellen“.
Edeka bekundet Interesse an einer Investition
Außerdem, so argumentieren die Fraktionen, wirke die vorhandene Bebauung „ästhetisch negativ“ auf das städtebauliche Umfeld. Gemeint ist der ehemalige Markt für Tierprodukte, der seit zwei Jahren leersteht: „Abriss und Neuerrichtung eines Einzelhandels würden den Bereich aufwerten.“ In der Nachbarschaft befindet sich bereits ein „Dursty“-Markt – die Getränkekette gehört zur Veltins-Brauerei.
Auf Nachfrage bestätigt Edeka Rhein-Ruhr lediglich das Interesse an einer Investition an dieser Stelle, wegen des laufenden Verfahrens, so ein Sprecher, äußere man sich aber nicht zu Einzelheiten. Auskunftsfreudiger war der Handelsverband offenbar gegenüber der Politik gegenüber SPD und CDU. In einem interfraktionellen Gespräch habe Edeka bereits konkrete Pläne und auch ein architektonisches Konzept vorgestellt, berichtet Lothar Tacke, der Fraktionsvorsitzende der SPD in der BV Mitte.
Auch hinsichtlich der Verfügbarkeit des Areals für seine Pläne – Teile der Fläche gehören der Stadt, weitere sollen in Privatbesitz sein – habe Edeka die Fühler ausgestreckt, vermutet CDU-Fraktionschef Fredy Wagemeyer: „Ich gehe davon aus, dass es Vorgespräche gegeben hat.“
Info: Lebensmittelmarkt mit weiteren Läden
Mit ihrem Antrag wollen die Bezirkspolitiker den Weg frei machen für einen Lebensmittelmarkt mit einer maximalen Verkaufs- und Nutzfläche von 1500 Quadratmetern, hinzu kommen soll eine sogenannte „Shopzone“ mit Ladenflächen, die Konzessionäre von Edeka anmieten.
Ihnen soll eine maximale Verkaufsfläche von 160 m2 zur Verfügung stehen, hinzu kommen 90 m2 innere Erschließungsfläche. Insgesamt würde der Markt mit rund 1800 m2 Verkaufsfläche die laut städtischem Zentren- und Einzelhandelskonzept zulässige Größe bei weitem überschreiten.
Kommentar von Martin Ahlers: Präzedenzfall Duissern
Großflächiger nicht zentrenrelevanter Einzelhandel soll primär ebenfalls in den zentralen Versorgungsbereichen angesiedelt werden bzw. soll sich dieser nur noch auf dafür bestimmte Sonderstandorte konzentrieren“, heißt es im Zentren- und Einzelhandelskonzept der Stadt, außerdem wird das Ziel der „Weiterentwicklung der ausgewiesenen zentralen Versorgungsbereiche durch ergänzende Einzelhandelsneuansiedlungen insbesondere in der Innenstadt“ ausgegeben. Wer das ernst nimmt, kann damit die Diskussion über die Ansiedlung eines Vollsortimenters in Duissern beenden.
Sicher, solche Konzepte sind kein in Stein gemeißeltes Dogma. Änderungen müssen deshalb auch bei Bedarf möglich sein. Allerdings: Weder gibt es eine Nahversorgungskrise für Duissern, noch ist der Markt die einzige Möglichkeit, eine städtebauliches Defizit an dieser Stelle zu beheben. Der Wunsch, diese Ansiedlung möglich zu machen, mag nachvollziehbar sein. Doch lohnt es, die Folgen zu bedenken für den Handel in der Umgebung und für das Einzelhandelskonzept als solches: Wo immer im Stadtgebiet künftig ähnliche Begehrlichkeiten laut werden, wird man stets auf Duissern verweisen.