Hamborn. 130 Mieter der Zinkhüttensiedlung sind standhaft geblieben und nicht ausgezogen. Sie haben Immeo, der Stadt und den Investoren die Stirn geboten.

Es ist ruhig geworden um das Projekt Factory Outlet Center (FOC). Der Verkauf von Auslaufmodellen von Marken-Textilien, von Überproduktionen und Kollektionen vorangegangener Saisons, sie sollten an der Duisburger Straße nach der Brautmoden-Meile in Marxloh für einen weiteren Boom im Duisburger Norden sorgen. Dafür nahmen die Lokalpolitiker auch den Ärger in Kauf, der mit der Entmietung möglichst aller 400 Wohnungen der Immeo-Siedlung am benachbarten Zinkhüttenplatz verbunden war.

Denn ein harter Kern der Mieter ließ sich nicht erweichen, zog nicht aus. 130 Wohnungen in der Siedlung sind weiter bewohnt. Die verbliebenen Mieter um ihren Sprecher Helmut Mattern kämpften zäh gegen das Projekt. Es kostete sie viel Kraft, zumal die Siedlung durch die Fortzüge den Charakter einer Geisterstadt angenommen hat. Aber mittlerweile sehen sie Licht am Ende des Tunnels. Die Hürden fürs FOC scheinen zu hoch. Nur traue sich noch niemand, das Scheitern zuzugeben.

Rhein-Ruhr-Halle 2011 geschlossen

Auf mindestens 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche gleich hinter der Autobahnausfahrt Marxloh sollten Menschen aus dem weiten Umland auf Schnäppchenjagd gehen. 2011 wurde die marode Rhein-Ruhr-Halle geschlossen. Sie sollte ebenso wie das frühere Hallenbad für das FOC weichen. Und das Areal der Zinkhüttensiedlung wurde als Parkplatz dafür gebraucht.

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Aber das Planverfahren kam über den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan und eine vorzeitige Bürgeranhörung nicht hinaus. Während nur die kleine Wählergruppe SGU auf der Seite der Mieter stand, hat das FOC ganz andere einflussreiche Gegner: Der organisierte Einzelhandel lief dagegen Sturm. Die damit verbundenen Verkehrsprobleme scheinen unlösbar zu sein. Schließlich müsste die Autobahnabfahrt Marxloh umgebaut werden. Dort bildet sich schon heute in den Spitzenzeiten ein Rückstau bis fast auf die Autobahn.

Und dann ist da noch die unmittelbare Nachbarschaft der Grillo-Werke. Mit dem stark ätzenden Ammoniak und dem giftigen Schwefeldioxid wird dort gear­beitet. Der Betrieb unterliegt der Störfallverordnung. Wie ein Publikumsmagnet FOC mit 2,5 Millionen Besuchern jährlich bei ei­nem Störfall von einer Wolke dieser Gifte wirksam abgeschirmt werden kann, auf das entsprechende Gutachten warten die Mieter seit Jahren vergebens.

Keine Werbung mehr fürs FOC

Zumal das Projekt zwar 2014 auf der Immobilienmesse Expo Real in München noch groß vorgestellt wurde, in diesem Jahr aber gar nicht mehr, wie die „Immobilien Zeitung“ Anfang Oktober meldete. Auch wechselte Projektentwickler Frank Lompa, der die FOC-Planung seit 2007 betreut hat, im Laufe des Jahres zu einem anderen Projektentwickler nach Stuttgart.

„Wir gehen deshalb davon aus, dass die Sicherheit des FOC gar nicht gewährleistet werden kann“, sagt Helmut Mattern. Als Bürger und Steuerzahler fragen sich die Mieter indessen, welche Konsequenzen ein Scheitern des Projekts für die Stadt Duisburg hätte. „Wir können uns nicht vorstellen, dass Immeo ohne eine Gegenleistung seine Häuser leergezogen hat“, sagt Helmut Mattern. Genausowenig können sie sich vorstellen, dass sich Immeo am Projektentwickler, der Grauel Consulting in Berlin, schadlos halten würde. Denn dort würden die Kassen erst klingeln, wenn sich ein Betreiber für das FOC gefunden hätte.

Aber alle Versuche der Bürgerinitiative, entsprechende Verpflichtungen der Stadt oder einer ihrer Töchter aufzuspüren, liefen bisher ins Leere. Immer wieder beteuerte die Stadtverwaltung auf entsprechende Anfragen der Bürger in der Bezirksvertretung Hamborn, es gebe solche Verpflichtungen nicht.

Grillo-Kritik war die fundierteste 

Die Einwendungen, die Grillo im Sommer 2013 ge­gen die FOC-Planung erhoben hat, gelten bei der Bürgerinitiative am Zinkhüttenplatz bis heute als die fundierteste Kritik an dem Projekt.

Grillo hatte kritisiert, dass es sich die Gutachter einer Machbarkeit des Projekts ziemlich leicht gemacht hätten. So hätten sie das weiter entfernte Lager mit den Fässern für Schwefeldioxid als maßgeblich für den Sicherheitsabstand zum FOC bestimmt. Maßgeblich sei aber die Werksgrenze.

Auch hätten sie ein Grillo gehörendes Grundstück als Standort für ein Parkhaus angenommen. Es stehe für diesen Zweck aber nicht zur Verfügung. Die Folge aber sei, dass sich die Verkehrsprobleme in der Umgebung noch weiter verschärfen würden. So werde der zu erwartende Parkplatz-Suchverkehr schlicht ignoriert. Er führe aber zu erheblichen Abgas- und Lärmbelastungen für die Umgebung. Dass Grillo deswegen keinerlei Erweiterungen mehr durchführen könnte, werde man nicht hinnehmen.

Hinsichtlich der zusätzlichen Luftbelastung durch den Besucherverkehr gehe der Gutachter einfach davon aus, dass modernere Abgastechnik bei Autos in den nächsten Jahren dies ausgleichen werde. Auch das aber sei völlig unrealistisch.

Überwiegend 400-Euro-Jobber

Grillo bestritt damals auch die Annahme, durch ein gezieltes Risiko- und Evakuierungsmanagement im FOC seien dessen Besucher künftig besser vor einem Störfall bei dem Unternehmen geschützt als es heute die Mieter der Zinkhüttensiedlung seien. Dabei würden die Erkenntnisse der Panikforschung außer Acht gelassen. Auch sei nicht erkennbar, dass ein Geschäftsbetrieb, der überwiegend auf 400-Euro-Jobs setze, über die nötigen geschulten Mitarbeiter verfüge. Eine städtische Planung auf der Grundlage solcher Annahmen könne vor einem Verwaltungsgericht keinen Bestand haben, mahnte das Unternehmen.