Duisburg. Sechs junge Duisburger dürfen sich „Heroes“ nennen. Über ein soziales Projekt gegen Unterdrückung und für die Gleichberechtigung aller Menschen.

Sie, 17 Jahre alt, er, 23. Die beiden kennen sich nicht und sollen heiraten. Erst dann seien sie vollkommen glücklich, sagt der Onkel des Mädchens. „Woher weißt du das? Und was hat das mit Familienehre zu tun, wenn man sie zwingt?“, fragte sich Mehmet Ersöz vor ein paar Jahren bei einer Familienfeier.

So erzählt es der 20-Jährige vergangenen Dienstag im Opern-Foyer des Theaters Duisburg. Dort erhielten er und fünf weitere junge Männer die Auszeichnung als „Hero“ – das Projekt für Gleichberechtigung „Heroes – gegen Unterdrückung im Namen der Ehre“ aus Berlin wird seit fünf Jahren in Duisburg von Jungs e.V. durchgeführt.

Über Rollenbilder und Zwänge sprechen

Die jungen Helden kommen aus sogenannten Ehrenkulturen und haben sich zunächst, mit den Sozialarbeitern des Projektes, mit Themen wie Gleichberechtigung, Ehre und Menschenrechte auseinandergesetzt. „Viele Sachen werden von der Gesellschaft oder vom Umfeld tabuisiert. Aber wir wollten Mut beweisen, indem wir über angeblich feste Rollenbilder und Zwänge sprechen“, sagt Hero Ali Osman Erdem.

Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis er das Zertifikat bekam. Inzwischen gibt der 22-Jährige selbst Workshops in Schulen und Jugendzentren, versucht durch Rollenspiele und Diskussionen die Schüler zum Nachdenken zu bringen und von festgefahrenen Stereotypen wie dem Machogehabe von Männern loszulassen. „,Der Mann darf keine Gefühle zeigen’ und andere Einstellungen waren damals präsent in meinem Umfeld“, berichtet Mehmet Ersöz. Durch das Projekt, durch die Auseinandersetzung mit seiner eigenen Einstellung und Vorstellung von einem Miteinander in der Gesellschaft sei es ihm gelungen, seine eigene Meinung zu bilden und ganz klar zu vertreten: „Ich habe meine Familie zum Nach- und Umdenken gebracht“, sagt der junge Mann sichtlich stolz.

Applaus und Lob

Bei der Verleihung im Opern-Foyer waren die Familien der Helden, OB Sören Link und der Beigeordnete Thomas Krützberg anwesend. Mit Applaus und Lob wurden die sechs Helden auch von einem der Projektleiter, Selim Asar, bedacht: „Ihr steht ein für gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten, ihr zeigt Zivilcourage, seid Vorbilder, und das macht euch zu Helden“, sprach der Pädagoge direkt zu den jungen Männern.

Bislang sind bundesweit über 3000 junge Menschen „Heroes“, die sich für eine demokratische und geschlechtergerechte Gesellschaft einsetzen. Dass es zur Selbstverständlichkeit gehören sollte, unterstrich Ali Osman in seiner Rede noch einmal: „Held sein heißt Mensch sein!“