Duisburg. . Ehrgeiziges Ziel für Tag des Dialogs: Duisburger sollen am 13. und 14. November stadtweit an 100 Dialogtischen zu konstruktiven Diskussionen zusammenkommen.
Das Motto könnte angesichts der derzeitigen Flüchtlingsdiskussion aktueller nicht sein: „Wir sind DU – Brücken bauen.“ Bürger, Vereine und Institutionen sind beim Tag des Dialogs wieder eingeladen, mit andersdenkenden oder gleichgesinnten Menschen zu diskutieren. Nicht konfrontativ, sondern konstruktiv, um gemeinsam zu überlegen, wie die Stadtgesellschaft positiv verändert werden kann. Und weil dieses Angebot 2015 in Duisburg sein zehnjähriges Bestehen feiert, gibt es mit der WDR-Moderatorin Asli Sevindim nicht nur erstmals eine Schirmherrin, sondern auch ein weiteres Novum. Um das ehrgeizige Ziel von stadtweit 100 Dialogtischen zu erreichen, können Interessierte diesmal gleich an zwei Tagen miteinander ins Gespräch kommen: am 13. und 14. November.
Die Ursprünge zu dieser Veranstaltung liegen in den Niederlanden und im extremen Misstrauen begründet, das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in den USA damals zwischen Christen und Muslimen herrscht. Das Anti-Rassismus-Information-Centrum (ARIC) in Rotterdam ruft deshalb 2002 den ersten Tag des Dialogs ins Leben. Ein ungezwungenes Format zur Förderung der Willkommenskultur.
Motto: „Wir sind DU – Brücken bauen“
Das ARIC-Pendant in Duisburg ist begeistert, erprobt es 2005 und 2006 zunächst im kleinen Rahmen mit Migrationsorganisationen. 2007 und 2008 gibt es die ersten einzelnen Dialogtische und schnell den Wunsch, wie es Hartmut Reiners von ARIC formuliert, sich breiter aufzustellen. Ab 2009 ist die Stadt mit ihrem Integrationsreferat, das heute Kommunales Integrationszentrum (KI) heißt, mit im Boot, ab 2010 auch die Bürgerstiftung. „Als uns damals die Idee vorgestellt wurde, hat das bei uns einen Nerv getroffen“, sagt Marijo Terzic vom KI, „weil wir die Themen Integration und Zuwanderung immer unter das Motto der Begegnung und des Verständnisses füreinander stellen wollen.“
Auch Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung, hat vor fünf Jahren sofort zugesagt, mitzumachen „Uns eint ja alle der Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Rassismus. Und da ist dieses Format einfach gut und wichtig.“, so Berns. „Wir können an einem Tag zwar nicht die Welt retten, aber zumindest darauf aufmerksam machen, wie sie zu retten wäre. Im Gespräch, ohne Vorurteile.“
Offener Austausch
Und dafür gibt es laut den Organisatoren aus den vergangenen Jahren bereits gute Beispiele. Hartmut Reiners erinnert sich etwa an einen Dialogtisch, durch den in der Folge ein viel offenerer Austausch mit muslimischen Frauen zum Thema Kopftuch möglich geworden sei. Und Terzic erzählt, wie sich an einem Tisch ein türkischer Zuwanderer und sein kritischer Gegenüber beim Thema Integration deutlich angenähert haben.
Dass es die Möglichkeit zu solchen Diskussionen in diesem Jahr nicht nur wie sonst an einem Samstag, sondern zusätzlich an einem Freitag gibt, soll zunächst eine einmalige Ausnahme zum Zehnjährigen bleiben. „Wir wollen aber zum Beispiel auch Kindergärten oder Schulen die Chance geben, dabei zu sein“, so Berns. Dadurch steigt gleichzeitig die Chance, das bisherige Topergebnis von laut Terzic knapp über 50 Dialogtischen zu toppen. Doppelt so viel sollen es also diesmal werden. Genug Gesprächsstoff ist sicher vorhanden.
Auch der OB will einen Dialogtisch anbieten
OB Sören Link, der zuletzt mit seiner Äußerung zur Flüchtlingskrise, er hätte gern mehr Syrer statt Osteuropäer in Duisburg, für Wirbel gesorgt hatte, will laut Terzic nach 2012 erneut einen Dialogtisch anbieten – und zwar am Freitag, 13. November, zwischen 10 und 12 Uhr im Rathaus. Sechs bis acht Menschen, inklusive eines Moderators, sollen an den Dialogtischen zusammenkommen. Wer als Gastgeber oder nur als Teilnehmer dabei sein möchte, bekommt nötige Infos und Unterstützung, etwa bei fehlenden Räumlichkeiten, bei ARIC (dialogtisch@aric-nrw.de, 0203/28 48 73), der Bürgerstiftung (info@buergerstiftung-duisburg.de, 0203/39 38 886) und beim Kommunalen Integrationszentrum (integration@stadt-duisburg.de, 0203/283 81 11). Für alle Interessierten gibt es außerdem ein Infotreffen am Donnerstag, 1. Oktober, um 18 Uhr in der Bürgerstiftung, Am Flachsmarkt 12.