Duisburg. Flüchtlinge sollten nur einige Tage in Duisburger Glückauf-Halle bleiben, bevor sie verteilt werden. Inzwischen müssen sie bis zu sechs Wochen warten.
Ein Kind sitzt auf einem Fußball, ein anderes auf dem Bett. Eine Mutter versucht, ihr Baby in den Schlaf zu wiegen. Sie steht vor den Bettgestellen aus einem alten Luftschutzbunker, die noch genauso aufgereiht sind wie nach dem Aufbau vor sechs Wochen.
Auf den oberen Betten ist das Hab und Gut verstaut, die Laken um die Gestelle sollen einen Hauch von Privatsphäre schaffen. Es ist still an diesem Mittag in der Homberger Glückauf-Halle, die das Land seit Oktober als Erstaufnahme-Einrichtung nutzt. Eigentlich sollen Flüchtlinge nur einige Tage bleiben bevor sie auf die Asyl-Plätze in den Kommunen verteilt werden. Doch anstatt einiger Tagen verharren die Menschen hier für Wochen.
Wer verstehen will, warum der Zustrom von Flüchtlingen oft als „Flüchtlingskrise“ bezeichnet wird, erhält in der Glückauf-Halle eine leise Ahnung. 250 Plätze bietet diese Durchgangsstation im Asylverfahren. In sechs Wochen haben sie aber nur 300 Flüchtlinge durchlaufen.
Das Problem: Alleine bis zur offiziellen Registrierung vergehen im Schnitt drei Wochen. „Weil es auch in den Kommunen einen Stau bei freien Plätzen gibt, kommen die Flüchtlinge nach ihrer Registrierung wieder hierher. Entsprechend groß ist die Enttäuschung“, sagt Volkmar Schultz-Igast, Abteilungsleiter für Flüchtlingsunterkünfte beim DRK-Kreisverband Düsseldorf. Der Verband betreibt für das Land neben der Glückauf-Halle auch die Turnhalle der ehemaligen Anne-Frank-Schule in Röttgersbach als Erstaufnahme-Einrichtung in Duisburg.
Flüchtlinge leben bis zu sechs Wochen hier
Anfangs hätte die Bereitschaftspolizei noch bei der Registrierung unterstützt, jetzt müssen die Flüchtlinge dafür mit Bussen zu zentralen Plätzen wie in Münster oder neuerdings in Bergheim bei Köln gebracht werden. Im Regelfall sollen sie von dort weiterverteilt werden, kehren mangels Plätzen aber meist in die Glückauf-Halle zurück.
Bis zu sechs Wochen leben die Flüchtlinge hier. „Sie sind hier geparkt. Wir können das nicht ändern und versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen“, sagt Schultz-Igast. Was man vermitteln könne, seien „kleine Mosaiksteinchen“ zur Integration: wie der ÖPNV funktioniert oder das Gesundheitssystem, dazu Grundbausteine der deutschen Sprache, für Kinder gibt es eine Spielecke, zweimal die Woche kommt das Spielmobil. „Die Menschen brauchen Zeit, sie haben Schreckliches erlebt, Angehörige verloren, das müssen sie erst einmal verarbeiten.“
Derzeit leben 109 Flüchtlinge in der Halle, darunter viele Familien mit Kindern. „Was sie sich wünschen, ist eine Perspektive“, sagt der DRK-Mann. Die aktuelle Belegungszahl lasse keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der Flüchtlingszahl zu, im Gegenteil: „Das kann morgen schon wieder ganz anders aussehen.“
Die SPD-Landtagsabgeordneten Rainer Bischoff und Frank Börner , die sich am Montag einen Eindruck verschafften, sehen bei der Registrierung Befürchtungen bestätigt: „Hier zeigt sich ganz konkret, dass das Bundesamt für Migration ein Nadelöhr ist und weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht.“
Abgänge aus der Erstaufnahme sind Einzelfälle
Einige wenige Flüchtlinge seien gegangen und nicht zurückgekehrt. „Wir sind kein Gefängnis“, sagt der Abteilungsleiter. Womöglich seien sie auf eigene Faust weitergereist, halten sich so illegal in Deutschland auf. In Homberg seien es Einzelfälle. In der Düsseldorfer Zeltstadt sei rund ein Drittel nicht wieder aufgetaucht.