Duisburg. Gut 725 Menschen haben sich am Montag in Duisburg bei vier Demonstrationen in der Innenstadt versammelt und sind durch die Straßen gezogen. Die Polizei begleitete sie mit einem Großaufgebot.
Während Montagmittag noch still um die Opfer der Terroranschläge in Paris getrauert wurde, ging es am Abend rund um den Hauptbahnhof weniger still zu. Nach Polizeischätzungen waren es insgesamt 725 Menschen, die auf die Straße gegangen waren. Die Polizei begleitete die vier Demonstrationen mit einem hohen Aufgebot.
Rund 60 Mannschaftswagen hatten sich schon am Nachmittag vor dem Bahnhof postiert. Nach den Ereignissen in Paris wusste niemand so recht, ob es möglicherweise zu Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Protestgruppen kommt. Doch bis auf zwei kleinere Zwischenfälle in beiden Lagern blieb es an diesem Montagabend ruhig am Duisburger Hauptbahnhof.
Zur mittlerweile 38. Pegida-Demo auf dem Bahnhofsvorplatz hatten sich nach offiziellen Zählungen der Polizei etwa 400 Personen versammelt. Den eigentlich als Schweigemarsch angekündigten "Spaziergang" unterbrachen die Hogesa-Anhänger immer wieder mit provokanten Sprechchören. Abgesehen von einzelnen Böllern, die während des Marsches gezündet wurden und die Teilnehmer kurz aufschrecken ließen, kam es laut Polizei zu keinen Zwischenfällen. Die Ermittlungen dazu laufen. Außerdem ermittelt die Polizei gegen einen Demonstranten aus dem linken Spektrum, der sich verbotenerweise vermummt auf dem Bahnhofsvorplatz aufhielt.
Gleich mehrere Demonstrationen zeigten in der Innenstadt und vor dem Bahnhof gegen Pegida Flagge: Schon um 17 Uhr traf sich das Freie Forum Duisburg am Rathaus, ab 17.15 Uhr zog der Demo-Marsch dann gegen das Abschiebebeschleunigungsgesetz mit etwa 100 Teilnehmern über die Gutenberg-, Köhnen-, Landfermann- und Saarstraße, den König-Heinrich-Platz und die Königstraße. Einige trugen Fahnen mit dem Konterfei der Duisburgerin Ivana Hoffmann mit sich. Am 7. März war die 19-Jährige im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien gestorben. Die internationale Solidarität besingend gingen die Demo-Teilnehmer gemeinsam durch die Innenstadt und sprachen sich dabei gegen die Abschiebung von Flüchtlingen aus.
Schweigeminute für die Opfer von Paris und Beirut
Gegen 18 Uhr versammelten sich Demonstranten der Partei "Die Linke", des Duisburger Netzwerks gegen Rechts und des Bündnisses gegen Duisburger Zustände auf dem Portsmouthplatz. Die Polizei zählte um diese Zeit etwa 40 Teilnehmer. Sie unterbrachen ihre Kundgebung schon kurz Beginn für eine Schweigeminute, in der sie der Opfer von Paris und Beirut gedachten. Bis dahin war die Teilnehmerzahl bereits auf 225 Personen angestiegen, unter anderem, weil sich der Demo-Zug des Freien Forums Duisburg ebenfalls dort eingefunden hatte.
Mit am Bahnhof war Rolf Röder. Danach gefragt, warum er hier sei, vertrat der zugezogene Duisburger eine klare Position: "Ich bin für eine offene und bunte Gesellschaft, nicht für eine hasenfüßige, wie sie Pegida drüben darstellt. In Duisburg funktioniert die Vielfalt, und so soll es auch bleiben." Angst, sich bei einer Versammlung aufzuhalten, habe er nicht. "So etwas wie in Paris wird hier nicht stattfinden."
Rund zwei Dutzend Demonstranten der "Linken" zogen anschließend über den Harry-Epstein-Platz, Verknüpfungshalle, Mülheimer- und Landfermannstraße zum Stadttheater und zurück. Auf dieser Strecke behinderten sie die dort entlangführenden Buslinien; Busse konnten für rund eine Stunde die Verknüpfungshalle am Hauptbahnhof nicht anfahren.(lin/aka/mawo)