Duisburg. . Bei ihrem Konzert „Die neue Seidenstraße“ setzten die Duisburger Philharmoniker chinesische Instrumente ein, dennoch fehlt es an Kontrasten.
Einen Blick in die gegenwärtige Welt der chinesischen Orchestermusik eröffnete das Konzert „Die neue Seidenstraße“ im Theater am Marientor. Zum Konzert der Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von James Liu fanden sich auch viele asiatische Gäste ein. Das Konzert war Teil des Programms beim China-Forum von Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr und NRW.Invest in der benachbarten Mercator-Halle.
Die Idee zu diesem Konzert kam Kulturdezernent Thomas Krützberg im vergangenen Jahr bei einem China-Besuch, bei dem er von einem Ensemble der Duisburger Philharmoniker begleitet wurde. Da trifft es sich gut, dass Duisburg, die erste deutsche Stadt ist, die 1982 eine Städtepartnerschaft mit einer chinesischen Metropole schloss, und es den Güterzug Yuxinou gibt, der Duisburg mit Chongqing verbindet. So unterstützt dieses Konzert auch die Förderung der Wirtschaft zwischen Deutschland und China.
Konfuzianische Ideenwelt
Die philosophischen Ideen des Konfuzius von einer harmonischen Welt prägen die meisten Werke des Abends. Trotz dem engagierten Dirigat von James Liu führt dies aber dazu, dass man von dem ganzen Wohlklang ermüdet wird. Fu Jiangnings „Han Tune“ und „Da Tong Song“ von Kong Xiangkai werden von den Philharmonikern in großer Besetzung gespielt, wirken aber wie eine bloße Aneinanderreihung von Effekten.
Ansonsten ist die kompositorische Substanz mager und erinnert an Filmmusiken: Da gibt es schwelgerische Streicher, schmetterndes Blech und hämmerndes Schlagwerk, als hätte Hans Zimmer noch einmal einen chinesischen „Ben Hur“ komponiert. Natürlich fragt man sich, ob ein Einparteienstaat wie China auch eine Musik erlauben würde, welche die Dinge hinterfragt oder auch mal verstören will?
Wesentlich verstörender als die Musik ist das Verhalten von Teilen des chinesischen Publikums: Als Sopranistin Liu Chang das Podium betritt, werden vor der Bühne die Fotohandys gezückt. Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht so genau: Selbst nach dem Beginn des Konzertes trudeln stetig neue Zuhörer ein. Da gibt es zum Beispiel ein Trio, dass mit 30 Minuten Verspätung eintrifft. Am Platz werden dann die Handys hervorgeholt, die Blitzlichter zucken durch den Saal, und danach werden bis zur Pause Kurznachrichten getippt.
Erhu und Bambusflöte
Richtig interessant wird die Musik dann, wenn chinesische Instrumente zum Einsatz kommen: Das ist besonders in Ye Xiaogangs „Chu Symphony“ der Fall. Da gibt es das Streichinstrument Erhu, das von Zhang Zhao gespielt wird. Zhu Kui musiziert auf der Bambusflöte Dizi, und an den Zupfinstrumenten Zheng und Pipa sind Du Juan und He Wanwan zu erleben. Manchmal treten diese chinesischen Instrumente mit ihren europäischen Gegenstückenauch in einen direkten Kontakt – was besonders hörenswert ist.
Chu Symphony: Sieben lange Sätze
Die „Chu Symphony“ ist da ambitionierteste Werk des Abends im Theater am Marientor. Die Komposition wagt auch düstere Klänge, ist mit ihren sieben Sätzen aber viel zu lang.
Die Tatsache, dass den letzten Sätzen das dramatische Potenzial fehlt, bewirkt, dass der eine oder andere Konzertbesucher wegdämmert und erst vom Schlussapplaus wieder aufgeweckt wird.