Duisburg. . Die Evangelische Kirche in Duisburg ruft ihre Mitglieder zum Engagement auf. Sie fordert ein Konzept für Integration und einen breiten politischen Konsens
Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg hat am Samstag eine Erklärung zur Situation der Flüchtlinge verabschiedet. Darin verpflichten sich die Gemeinden zu einem nachdrücklichen Engagement für die Betreuung und Integration der Menschen, die in der Stadt Zuflucht suchen. In der Erklärung mit dem Titel „...denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen“ mahnt aber auch ein Konzept für die Zusammenarbeit von Stadt, Kirchen,Wohlfahrtsverbänden und Ehrenamtlichen an, um das vielfältige Engagement „fruchtbar machen zu können“.
„Wir erkennen die Probleme bei der Bereitsstellung geeigneten Wohnraums an und begrüßen die Bemühungen, möglichst viele Menschen in angemessenen Wohnmöglichkeiten statt in Notunterkünften unterzubringen“, heißt es in dem Papier, dass die Synodalen in der Hochfelder Pauluskirche verabschiedeten.
Organisation der Flüchtlingsarbeit
Zur weiteren Organisation der Flüchtlingsarbeit sei in einem gemeinsamen Konzept die „dezentrale Orientierung an den Sozialräumen von besonderer Bedeutung, um die bewundernswert hohe Bereitschaft zu Geld-, Zeit und Sachspenden nicht ins Leere laufen zu lassen“.
Die Synode bittet die Gemeinden, ihre Mitglieder auch weiter zum Einsatz für Flüchtlinge zu ermutigen. Ev. Bildungswerk, Diakonie und andere Werke und Einrichtungen sollen Fortbildungen entwickeln, in denen Ehrenamtliche im Umgang mit den psychischen und kulturellen Problemen der Menschen geschult werden.
Respektvolle Haltung einnehmen
Ereignisse auch in Duisburg zeigten, dass von Politik und Zivilgesellschaft abhänge, „dass unser Land und unsere Stadt eine offene und respektvolle, achtende und wertschätzende Haltung gegenüber den Zuwanderern und Geflüchteten einnehmen und behalten“, so der Text der Erklärung: „Wir verurteilen entschieden alle nationalistischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen und Bestrebungen in unserer Umgebung und setzen und für eine von Nächstenliebe geprägte Haltung ein.“
Die Jahreslosung des Kirchenkreises „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“, bezieht Superintendent Armin Schneider in seinem Jahresbericht für die Herbstsynode auch auf die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern. Notwendig sei „eine schnelle und unbürokratische Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse“ damit möglichst viele ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten können.
„Wenig hilfreich“ nennt Armin Schneider trotz unbestreitbarer Probleme die Unterscheidung „zwischen guten Flüchtlingen aus Syrien und schlimmen Zuwanderern vom Balkan“ durch OB Sören Link. „Wir brauchen in Duisburg einen breiten politischen Konsens zur Aufnahme vieler Menschen, die dauerhaft bleiben. Da erwarte ich mehr von OB und Ratsfraktionen“, so der Superintendent.
Evangelische Kirche muss sich kleiner setzen
Die Planung der eigenen Zukunft vor dem Hintergrund ein schwindenden Zahl von Gläubigen und gleichzeitig sinkender Kirchensteuereinnahmen waren ein weiteres bestimmendes Thema der Herbstsynode des Kirchenkreises.
Mehr Tempo mahnt Superintendent Armin Schneider an bei der Beantwortung der Frage, „wie unter sich verändernden Bedingungen kirchliches Leben gesichert und gestaltet werden kann“.
Mehr Kooperation
Unter Regie einer „AG Zukunft“, bereits 2010 eingerichtet, sollen die Gemeinden mit derzeit rund 71 000 Protestanten künftig in drei „regionalen Kooperationsräumen“ in Stadtmitte, dem Norden und Süden der Stadt enger als bisher zusammenarbeiten. Die Gestaltung der künftigen Zusammenarbeit sollen die Gemeinden tunlichst selbst entwickeln, auch Vorschläge zu Personal und künftigem Gebäudebestand machen.
Die Vorstellung, Verantwortung und Einfluss teilen zu müssen, löse verständlicherweise „keine Begeisterungsstürme aus“, so Schneider. Mit ihrem Beschluss wollen die Synodalen nun Dynamik in die Diskussion der Gemeinden bringen: Bei ihrem nächsten Treffen im Juni wollen sie eine Satzung vorlegen, auf deren Grundlage der Prozess vorangehen soll.