Duisburg. Bis 2017 sollen die Gemeinden im Kirchenkreis Duisburg diskutieren, welche Gotteshäuser 2030 erhalten bleiben. Geänderter Stellenplan

Die Salvatorkirche hat stadtweite Bedeutung, und der Erhalt der Kirche wird deshalb von allen Gemeinden mitfinanziert – das hat die Kreissynode jüngst beschlossen. Doch welche anderen Gotteshäuser will und kann sich die evangelische Kirche in Duisburg künftig noch leisten? So viel ist sicher: Die Zahl der Gemeindeglieder wird weiter sinken – und somit auch die Zahl der Pfarrer.

Die Synode hat den Presbyterien mit auf den Weg gegeben, sich bis 2017 Gedanken zu machen, welche Kirchen im Jahr 2030 noch erhalten bleiben sollen. Gleichzeitig sollen Stellenbeschreibungen entwickelt werden, denn die Zahl der Gläubigen, um die sich ein Pfarrer kümmern muss, wird weiter steigen. Die evangelische Kirche in Duisburg ist im Umbruch.

Die Zahlen

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72.648 Gemeindeglieder zählt der Kirchenkreis Duisburg. Dieser umfasst nicht alle Duisburger Gemeinden. So gehören die Protestanten im Westen der Stadt zum Kirchenkreis Moers, die Gemeinden in Walsum zählen zu Dinslaken. Die Kirchen haben die Gebietsreform aus den 1970er Jahren nicht vollzogen. In Aldenrade und Vierlinden leben 11 542 evangelische Gläubige, im Westen sind es 32 214 (Stand 2014). Die Zahl ist in den vergangenen Jahren gesunken: 2009 waren es noch 35 460 Gläubige im Westen der Stadt. Das führt zu rückläufigen Einnahmen – und damit auch zu einer geänderten Personalsituation.

Das Personal

Aktuell kommen im Kirchenkreis Duisburg auf eine Pfarrstelle rund 2500 Gemeindeglieder. 2025 werden es bereits 2914 Gläubige sein, im Jahr 2030 ist ein Pfarrer für 3777 Personen zuständig – es werden also Pfarrstellen abgebaut. Aktuell gibt es 29,42 Pfarrer in allen Gemeinden des Kirchenkreises Duisburg. Zusätzlich noch 20 so genannte Funktionsstellen. Dazu gehören Pfarrer, die für Schulen, Krankenhäuser, Altenheime oder das Gefängnis zuständig sind. Im Jahr 2030 werden den Gemeinde im Norden (ohne Walsum) voraussichtlich 5,6, in der Stadtmitte 3,75 und im Süden 5,2 Stellen zur Verfügung stehen. Der Westen hat ein Personalkonzept bis 2020 aufgestellt. Dann werden etwa eineinhalb Pfarrstellen weniger zur Verfügung stehen. Im Kirchenkreis Dinslaken sollen bis 2020 vier bis sechs Stellen wegfallen.

Ute Sawatzki, Schriftführerin der Duisburger Kreissynode, betont: „Das ist eine optimistische Rechnung für Duisburg. Wir müssen aber auch schauen, dass wir 2030 alle Stellen besetzen können.“ Um diese Zahl zu erreichen, müsste die Landeskirche pro Jahr 50 neue Pfarrer einstellen. Ein Großteil der Duisburger Theologen wird sich bis 2030 in den Ruhestand verabschieden. Deshalb sei es wichtig, Stellenprofile zu schaffen. „Wir haben jetzt schon jede Menge Schreibarbeit zu erledigen und kaum noch Zeit für die Seelsorge“, erklärt Pfarrer Jürgen Muthmann. Gleichzeitig lassen Taufen, Konfirmation und Beerdigungen für dann noch mehr Gemeindeglieder pro Pfarrer kaum noch Zeit für andere Angebote.

Die Gebäude

Eng verbunden mit der Zahl der Stellen ist auch die Debatte um Predigstätten und Gemeindezentren. Können die wenigen Pfarrer noch in allen Gotteshäusern präsent sein? Wie sollen die Gebäude künftig genutzt werden? Das sind Fragen, die die Gemeindeglieder bis 2017 diskutieren sollen. Dazu hat der Kirchenkreis Duisburg die Regionen Nord, Mitte, Süd gebildet – um auch gemeindeübergreifende Lösungen zu finden. In Neuenkamp wurde etwa das Matthias-Claudius-Haus abgerissen, um Platz für eine neue Kindertagesstätte zu schaffen. In Duissern wurde aus einer alten Kirche ein Kolumbarium. Die Synode beschloss, bei der Debatte um die Gebäude auch an ökumenische Lösungen im Stadtteil zu denken. Im Süden habe man damit bereits gute Erfahrungen gemacht. Ein wichtiges Anliegen der Gemeindeglieder war bei der Synode spürbar: Sie wollen in der Stadt sichtbar bleiben.

Für die evangelische Kirche arbeiten nicht nur Pfarrer, sondern auch Küster, Reinigungskräfte, Kirchenmusiker, Beauftragte für Jugendarbeit oder Senioren. Wie sich der Stellenplan in diesem Bereich entwickelt, ist noch nicht absehbar – und hängt stark davon ab, welche Gemeindezentren und Gotteshäuser langfristig in Betrieb bleiben.

„Es gibt schon jetzt Gemeinden, die sich einen Kirchenmusiker teilen“, sagt Rolf Schotsch, Sprecher des Kirchenkreises.