Duisburg. Weil Vereine Trainingszeiten abgeben, hat die Belegung von Turnhallen mit Flüchtlingen noch keine gravierenden Auswirkungen für Duisburgs Sportler.

Der Druck auf die Kommunen in Nordrhein-Westfalen lässt nicht nach. Die Zahl der Flüchtlinge, die untergebracht werden müssen, sinkt nicht. In vielen Städten sind deshalb Turn- und Sporthallen belegt, mit zum Teil erheblichen Folgen für den Schul- und Vereinssport.

„Wir bekommen die Rückmeldung, dass sich einige Vereine in ihrer Existenz bedroht sehen“, erklärt Frank-Michael Rall, Pressesprecher des Landesportbundes (LSB). Mit Hilfe von Runden Tischen, zu denen Vertreter der Stadtsportbünde eingeladen werden, will sich der LSB ein Bild von der Lage im Land machen. Bei dem ersten Treffen dieser Art in der vergangenen Woche saß Christoph Gehrt-Butry, Breitensportkoordinator des Stadtsportbundes (SSB), für Duisburg mit am Tisch.

Sechs von neun Hallen waren vorher schon nicht mehr nutzbar

„In Duisburg ist die Situation noch nicht so extrem wie in anderen Städten“, erläutert Gehrt-Butry auf Anfrage. Von den neun Sporthallen, die derzeit für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden, seien sechs schon zuvor nicht mehr für Sport nutzbar gewesen.

Bei der Glückaufhalle, der Halle an der Oberen Holtener Straße sowie der Frankenschule liege der Fall aber anders. Gehrt-Butry: „Zu 95 % haben wir eine gute Ersatzmöglichkeit für die Vereine gefunden.“ So konnten die aus der Oberen Holtener Straße in die Vierfachturnhalle Hamborn ausweichen, und auch für Nutzer der Frankenschule und der Glückaufhalle habe Duisburg Sport zusammen mit dem SSB, der Bezirksverwaltung und den Vereinen akzeptable Lösungen gefunden.

"In einigen Bezirken ist man klar am Limit"

Das sei vor allem der Solidarität der anderen Vereine zu verdanken, die Trainingszeiten abgetreten oder zusammengelegt haben, lobt Gehrt-Butry. Für den Kunstradsportverein RMSV Wanderlust Hochheide 1904, der in der Glückaufhalle trainiert hat, müsse allerdings noch eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.

„Dadurch, dass die Vereine zusammenrücken, ist die Lage in Duisburg noch nicht so schlimm“, so Gehrt-Butry. Aber wenn jetzt weitere Hallen geschlossen würden, weil etwa der Boden oder die Decke kaputt ist, oder wegen eines Rohrbruchs, würden weitere Zusammenlegungen schwierig. „In einigen Bezirken ist man klar am Limit, wie in Homberg etwa. Da geht dann nichts mehr“, urteilt der SSB-Sportkoordinator.

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Und wenn etwa Wettkampfvorbereitungen und Wettkämpfe nicht mehr stattfinden könnten, müsse alles neu bewertet werden. „Da hängen ja auch Verträge dran, etwa mit Sponsoren. Und wenn zudem die Eintrittsgelder für die Wettkämpfe wegfallen würden, könnte das für den einen oder anderen Verein existenziell werden.“ Das wäre das Szenario, wenn noch mehr Hallen mit Flüchtlingen belegt werden, sagt Gehrt-Butry.

Ihm bereite diese Sachlage schon Sorgen. Zumal es ja auch zu einer paradoxen Situation führen könnte. Nämlich der, dass auch Vereine nicht mehr das Sportangebot aufrechterhalten können, das gezielt Flüchtlinge einbindet.