Duisburg. . Die „Doxs!“-Jugendjury zeichnet den Film „Mama arbeitet im Westen“ mit der „Großen Klappe“ aus. Er zeigt die Folgen von Arbeitsmigration.

Wieder hat die Jugendjury, die beim Festival „doxs!“ über den Preisträger der „Großen Klappe“ entscheidet, überzeugend gearbeitet. Aus neun nominierten Filmen wählte sie „Mama arbeitet im Westen. Eine Kindheit in Polen“ aus, ein Film über die Folgen moderner Arbeitsmigration: Allein 100.000 Kinder werden in Polen zurückgelassen, wenn die Eltern nur im Ausland Arbeit finden.

Berührende Szenen

Ein weitgehend unbekanntes Problem, das die norwegische Filmemacherin Åse Svenheim Drivenes aufgreift. Sie porträtiert den zwölfjährigen Kuba, der die Verantwortung für seinen achtjährigen Bruder übernehmen muss, weil die Mutter in Österreich, der Vater in Schottland arbeitet. Die Brüder sind weitgehend auf sich gestellt. Kuba ist mit seiner Aufgabe überfordert, denn Mikolaj würde sich am liebsten nur von Chips ernähren, sich nicht waschen – und lässt sich von seinem älteren Bruder schon überhaupt nichts sagen.

Es sind berührende Szenen, wenn die Mutter nach monatelanger Abwesenheit nach Hause kommt – und bald wieder abreisen muss, weil sich in ihrer Heimat keine Arbeit findet. Kuba vernachlässigt die Schule, hängt mit Freunden rum, muss schließlich wegen einer Sachbeschädigung vor Gericht. Die Eltern beschließen, dass die Jungs künftig bei der Mutter in Österreich leben sollen. Die Jury war beeindruckt von der eindringlichen Atmosphäre und der Bildsprache. „Wir prämieren einen Film, dem es gelingt, die Geschichte einer durch Abwesenheit der Eltern geprägten Kindheit mit sehr klaren und gleichzeitig unaufdringlichen Bildern zu erzählen“, heißt es in der Begründung.

Dotierung auf 5000 Euro angehoben

Dass eine Jugendjury ihren Film prämiert habe und damit unterstreiche, „dass es richtig war, den Film aus Kubas Perspektive zu erzählen“, ermutige sie zum Weitermachen, so Åse Svenheim Drivenes. „Kuba ist heute 17, der Preis wird ihn stolz machen“, es gehe ihm gut in Österreich. Die „Große Klappe“ wird seit fünf Jahren vergeben, die Bundeszentrale für politische Bildung hat die Dotierung auf 5000 Euro angehoben. Preispate war in diesem Jahr der junge TV-Moderator Philipp Walulis, der in „Walulis sieht fern“ das Fernsehmachen satirisch kommentiert.

Auch gestern hob sich die kurzweilige Preisverleihung wieder positiv ab von ähnlichen Veranstaltungen. Sie kommt ohne Reden aus, stattdessen befragen die Mitglieder der Jugendjury Festivalförderer und Filmemacher. Kulturdezernent Thomas Krützberg freute sich über die Gratulation zum 40-jährigen Dienstjubiläum bei der Stadt Duisburg.

Mit einer lobenden Erwähnung hob die Jury den Film „Gleichgewicht“ von Bernhard Wenger hervor, der mit „außergewöhnlichen Bildern und ohne den Zuschauer emotional zu manipulieren, die schwierige Lebensgeschichte einer jungen Frau erzählt“.