Duisburg. . Die drei Bürgermeister werden als ehrenamtliche Stellvertreter eher weniger wahr genommen. Wir haben mit ihnen über die Umfrageergebnisse gesprochen.
Neben dem Oberbürgermeister, der seit 1999 bei der Kommunalwahl direkt gewählt wird und gleichzeitig hauptamtlicher oberster Repräsentant der Stadt und Chef der Verwaltung ist, gibt es in Duisburg drei ehrenamtliche Stellvertreter: Die drei ehrenamtlichen Bürgermeister werden aus den Reihen des Rates von den Ratsmitgliedern gewählt, unterstützen den OB bei seinen Repräsentationsaufgaben und insbesondere der 1. Bürgermeister muss einspringen, wenn der OB verhindert ist. Den 1. bis 3. Bürgermeister Duisburgs stellen derzeit die SPD (Manfred Osenger), die CDU (Volker Mosblech) und Die Linke (Erkan Kocalar).
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Bei den Umfrageergebnissen fällt auf, dass die größte Gruppe von jenen gebildet wird, die die Bürgermeister nicht kennen (Osenger 45 Prozent, Mosblech und Kocalar je 48 Prozent). Zusammen mit jenen, die die Arbeit der Bürgermeister nicht bewerten wollten oder sich dazu nicht in der Lage sahen, nehmen rund zwei Drittel der Duisburger die Arbeit der Bürgermeister offnbar gar nicht wahr.
Vom Rest gab es für alle drei Kandidaten annähernd gleiche Werte. Lediglich mit der Arbeit von Manfred Osenger sind überdurchschnittlich viele, nämlich 5 Prozent der Befragten „Sehr zufrieden“. Deshalb erreicht Osenger einen Zufriedenheitswert von 2,63 während Mosblech mit 2,89 und Kocalar mit 2,84 leicht dahinter zurück bleiben.
Manfred Osenger
Durchschnittliche Zufriedenheit: 2,63 / „Kenne ich nicht“: 46%
Der 67-Jährige ist überzeugter Neuenkämper. Der Rentner war früher kaufmännischer Angestellter und Betriebsrat bei ArcelorMittal. 1979 trat er in die SPD ein, seit 1989 ist er Ratsherr und seit 2007 Bürgermeister.
Dass mich 46 Prozent der Befragten nicht kennen, wundert mich, denn ich bin viel in Duisburg unterwegs. Das Ehrenamt des Bürgermeisters ist mehr als ein 40 Stunden-Job, insbesondere am Wochenende häufen sich die Termine.“ Dass überdurchschnittlich viele, nämlich 5 Prozent, mit seiner Arbeit sehr zufrieden sind, freut „Manni“ Osenger. „Das heißt ja, wenn ich etwas tue, sind doch einige der Meinung, dass ich eine gute Arbeit mache. Das hängt vielleicht auch mit meinem Engagement für die Offensive für ein Sauberes Duisburg zusammen.“
Die besten Ergebnisse in der Stadtregion Mitte-Süd beruhigen Osenger. „Da bin ich dann doch sehr zufrieden. Das ist ja auch mein Schwerpunkt. Mein Ratsmandat habe ich für Kaßlerfeld und Neuenkamp. Da bin ich auch am meisten unterwegs.“ Dass ihn weniger Frauen als Männer kennen wundert ihn: „Ich bin doch immer sehr nett zu den Damen.“ Die verhältnismäßig schlechten Werte bei den unter 20-Jährigen bedauert er: „Schade. Ich habe sehr viele Rathausführungen gemacht und bin immer sehr interessiert auf Schulklassen zugegangen.“ Dass ihn vor allem ältere Bevölkerungsgruppen kennen, wundert Osenger nicht: „Vermutlich, weil ich doch öfter n der Zeitung stehe und die Älteren noch aufmerksam Zeitung lesen. Und gerade bei den Senioren ist das noch was Besonderes, wenn der Bürgermeister sie besucht.“
Volker Mosblech
Ddurchschnittliche Zufriedenheit: 2,89 / „Kenne ich nicht“: 48 %
Volker Mosblech (60) ist gebürtiger Hamborner. Der Versicherungskaufmann ist seit 1972 CDU-Mitglied. 1994 wurde er zum Ratsherren gewählt, seit 2014 ist er Bürgermeister und seit 2015 auch Bundestagsabgeordneter.
Der hohe Anteil derer, die ihn nicht kennen, macht Volker Mosblech nachdenklich: „Ich gehe zu vielen Veranstaltungen, aber man lernt nur einen relativ kleinen Teil der Einwohnerschaft kennen.“ Dafür, dass ihn gerade wenig Ältere kennen, sucht er nach einer Erklärung: „Es gibt sehr viele Gelegenheiten, bei denen man es mit älteren Bürgern zu tun hat. Aber bei einer Veranstaltung im Altenheim ist der Besuch des Bürgermeisters vielleicht nicht das Wichtigste.“ Gute Ergebnisse bei den 40 bis 49-jährigen Befragten freuen ihn: „Das ist die größte Gruppe derer, die mitten im Berufsleben stehen und sich für viele Dinge interessieren. Möglicherweise nehmen sie die Arbeit eines Bürgermeisters deshalb auch eher war.“
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Beste Werte im Norden überraschen ihn: „Als Bürgermeister habe ich da wenige Termine. Aber man kennt mich vielleicht aus meiner Partei- und Vereinsarbeit.“ Dass ihn weniger Frauen als Männer kennen schmerzt Mosblech: „Daran muss ich arbeiten.“ Insgesamt ist er mit der Bewertung zufrieden: „Die Masse der Bevölkerung bekommt von dem, was man tut, eher wenig mit. Große und wichtige Termine übernimmt der OB, in den Stadtteilen sind die Bezirksbürgermeister bekannt. Entscheidender wäre für mich eine Bewertung durch diejenige, die mich durch mein Amt kennen. Ich bin erst 16 Monate im Amt und kann mit dem Ergebnis gut leben. Ich mache meinen Job gerne.“
Erkan Kocalar
Durchschnittliche Zufriedenheit: 2,84 / „Kenne ich nicht“: 48%
Der 46-Jährige wurde in Anatolien geboren und wuchs in Duisburg auf. Der Betriebsschlosser trat 1994 in die SPD ein, wechselte 2003 zur Linken. Im Rat der Stadt sitzt er seit 2004, seit 2009 ist er Bürgermeister.
In über fünf Jahren habe ich mehr als 600 Veranstaltungen besucht, aber davon dringt vergleichsweise wenig in die breite Öffentlichkeit. Die Leute, die man vor Ort trifft, machen nur einen kleinen Teil der Bürgerschaft aus. Die Arbeit der Bürgermeister bleibt in den Medien oft unerwähnt. Eine gewisse Bekanntheit habe ich vielleicht durch meine Gewerkschaftsarbeit.“ Dass Ergebnisse sich in den Stadtregionen nicht signifikant unterscheiden, kann er nachvollziehen: „Ich bin geografisch nicht so festgelegt. Das zeigt sich an den Ergebnissen und ist erfreulich für mich.“ Dass ihn wenig junge Leute kennen, betrübt ihn: „Ich habe gerade viel Arbeit für junge Menschen geleistet und bin in vielen Gruppen und Arbeitskreisen engagiert.“
Dass ihn doch eher ältere Bürger kennen, führt er auf viele Besuche bei Vereinen und Verbänden zurück: „Wenn man da sympathisch auftritt, bekommt man hinterher sogar manchmal einen Dankesbrief.“ Sein Gesamtergebnis sieht er mit gemischten Gefühlen: „Die Resultate sind für mich eine Herausforderung. Ich bin ja noch jung und kann an den Werten noch etwas tun. Allerdings sollte die Stadt auch ein Interesse daran haben, die Tätigkeit ihrer Bürgermeister bekannter zu machen.“ Kocalar lobt ausdrücklich die Zusammenarbeit aller drei Bürgermeister. Und ihn freut das gute Resultat für Manfred Osenger: „Der hat das auch wirklich verdient.“