Duisburg. Rund 200 Duisburger könnten pro Jahr durch eine Herzdruckmassage gerettet werden. Prof. Dr. Wolfgang Schöls plädiert für öffentliche Übungsstationen
Viele Menschen könnten noch leben, würden Angehörige, Bekannte oder Zeugen bei einem Herzstillstandes eine Herzdruckmassage beginnen. „Wir brauchen Übungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum“, fordert deshalb Prof. Dr. Wolfgang Schöls, Chefarzt der Kardiologie am Ev. Klinikum Niederrhein.
Starke Argumente fehlen dem Chefarzt nicht für seinen Wunsch: bundesweit 100 000 plötzliche Herztodesfälle pro Jahr bundesweit entsprechen etwa 200 Opfern in Duisburg. „Von 100 Patienten mit Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses verlassen weniger als zehn lebend die Klinik, weniger als fünf ohne ein neurologisches Defizit“, sagt Schöls.
Viel mehr Leben könnten gerettet werden, weil zwischen 35 und 40 Prozent der Fälle beobachtet werden. „Aber oft herrscht große Hilflosigkeit“, beschreibt der Kardiologe die Erfahrung von Notärzten, die oft auf ebenso entsetzte wie tatenlose Zeugen treffen. Schon nach drei Minuten, erklärt der Chefarzt, tritt die erste Hirnschädigung ein. Vermeiden kann das die Druckmassage: „Drücken bis der Arzt kommt. Das kann jeder. Es sorgt für eine Minimal-Zirkulation, die eine ausreichende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff aufrecht erhält.“
Defibrillator kann lebensgefährliches Kammerflimmern beseitigen
Je geringer die Anforderungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass jemand es macht – das ist die These des Kardiologen. Ja, ein Defibrillator, an öffentlichen Orten vorgehalten, können lebensgefährliches Kammerflimmern beseitigen. „Aber die schnelle Verfügbarkeit ist vielfach nicht realistisch.“ Das gilt auch für die Hoffnung, auf einen von bundesweit 800 000 ausgebildeten Ersthelfern zu treffen: Die statistische Wahrscheinlichkeit liegt bei 1:100.
„Jeder muss drücken können. Es sollte schon in Schulen geübt werden“, fordert Wolfgang Schöls deshalb. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung hat das Ev. Klinikum in Fahrn deshalb im Zuge der gemeinsamen Kampagne „DU – Ich drück’ dich“ fünf Schulen mit Musterpuppen der Herzstiftung ausgestattet. Ein Spot mit Kai Magnus Sting lief im Landschaftspark-Sommerkino. „Das hätten wir am liebsten bundesweit in den Kinos. Da können die Leute sich nicht wehren“, sagt Schöls. Übungsstationen im öffentlichen Raum, integriert etwa in Sitzmöbel von Fußgängerzonen, in Wartebereichen, würde er sich wünschen. Entwürfe dafür gibt es von Designern, aber kein Geld , sie zu bezahlen. „Schwierig, da weiterzukommen“, bedauert der Kardiologe.