Duisburg - Buchholz. . Rettungshubschrauber Christoph 9 ist seit 1975 an der BGU stationiert. Täglich kämpft er um Menschenleben – und gegen die eigenen Gewichtsprobleme.
Das erste Gespräch mit Dr. Daniel Schwarze endet, bevor es richtig begonnen hat: Kurz nach der Begrüßung klingelt das Telefon des Ärztlichen Leiters des Luftrettungszentrums. „Das ist ein Einsatz“, sagt er noch, dann geht alles ganz schnell. Der Pilot macht die Maschine startklar, der Rettungsassistent holt letzte Informationen ein, Schwarze nimmt seinen Platz im Heck des Helikopters ein.
Keine zwei Minuten nach dem ersten Telefonklingeln hebt Christoph 9 ab. Weitere 18 Minuten später wird das Team des Rettungshubschraubers in Kleve einen 16-Jährigen mit Schädel-Hirn-Trauma erstversorgen. Zu Notfällen wie diesem fliegt Christoph 9 beinahe täglich, und das seit 40 Jahren: Am 16. September 1975 nahm der Duisburger Rettungshubschrauber auf dem Gelände der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU) seinen Dienst auf.
Landefläche auf dem Dach
Während auf deren Dach eine eigene Landefläche auf den Rettungshubschrauber wartet, ist während des Einsatzes Improvisationstalent gefragt: Wo ein Einsatzwagen mit Blaulicht einfach parkt, kann Christoph 9 noch lange nicht landen. „Man braucht 20 mal 30 Meter ohne Bebauung“, erklärt Schwarze.
Oft wissen die Piloten schon von früheren Einsätzen, wo sie den Hubschrauber sicher auf die Erde bringen können. Ansonsten bieten zwei bis drei Überflüge Orientierung und mit etwas Glück einen geeigneten Schulhof, einen Sportplatz oder auch mal einen Friedhof. Kann Christoph 9 nicht an der Unfallstelle landen, fährt das Team mit der Polizei zum Ort des Geschehens.
Ausrüstung zum Teil wie auf der Intensivstation
Christoph 9 hieß schon der erste Helikopter des Luftrettungszentrums; in die Lüfte erhebt sich aber inzwischen die zweite Maschine in Diensten der fliegenden Notärzte: Seit 2008 lässt mit dem EC 135 ein Airbus seine Rotoren kreisen. An Bord ist Platz für das Dreier-Rettungsteam und einen Patienten – und jede Menge medizinischer Ausrüstung. Neben der extra-schmalen Patiententrage drücken sich drei Koffer in leuchtendem Gelb, Blau und Orange aneinander.
Das Gepäck des Rettungsteams: Eingepackt sind unter anderem Verbände für Verbrennungen oder chirurgisches Besteck. Zwei Spritzenpumpen können zum Beispiel den Kreislauf mit Adrenalin in Schwung halten; ein EKG misst den arteriellen Blutdruck. Auch der Defibrillator fliegt immer mit. „Alles, was im Notarztwagen drin ist, haben wir hier auch“, sagt Schwarze. Und mehr: zum Beispiel ein Beatmungsgerät wie auf der Intensivstation.
DerTreibstoff reicht für knapp zwei Stunden
Vollgepackt ist der Rettungshubschrauber also schon, bevor der Patient über die doppelten Heckklappen hineingeschoben wird. Damit er noch reinpasst, darf er nicht zu viel auf die Waage bringen: „Ab 130 Kilogramm wird’s eng“, präzisiert der Arzt. Und zu schwer: Das Gewicht von Christoph 9 ist genau austariert, denn trotz Treibstoff, Mannschaft, Patient und Equipment an Bord muss der Hubschrauber leicht genug bleiben, um abheben zu können. Außerdem schlägt jedes Kilogramm mehr auf den Spritverbrauch, und der Vorrat im Tank ist aus Gewichtsgründen eingeschränkt: „Wir haben Sprit drin für eine Stunde 40, eine Stunde 50.“
Im zweiten Gespräch mit Daniel Schwarze blieb Zeit für Antworten. Erst einen Einsatz hatte es an diesem Tag gegeben. Das Notfalltelefon klingelte zum Glück erst wieder, als Fotograf und Reporterin schon den Abflug gemacht hatten.