Duisburg. . In der Kunst-Gruppe „Nebelhorn“ arbeiten Menschen mit und ohne Handicap. Werkschau in der Cubus Kunsthalle befasst sich mit Facetten des Missbrauchs.

Missbrauch findet in vielen Bereichen statt: Manchmal sind es Mediziner, Behörden oder Kirchenvertreter, die ihre Macht ausnutzen, manchmal werden auch Eltern zu Tätern. Eine Ausstellung der Gruppe „Nebelhorn“ betrachtet den „Macht-Missbrauch“ von vielen verschiedenen Seiten. Einige der Kunstschaffenden haben ihn selbst erlebt – und ihre Erfahrungen in Bildern, Skulpturen oder Fotografien verarbeitet. Zu sehen sind die Werke vom 29. Oktober bis zum 6. Dezember in der Cubus Kunsthalle.

Seit 1995 treffen sich die Mitglieder von Nebelhorn regelmäßig, um sich gemeinsam künstlerisch auszudrücken. Etwa 20 Frauen und Männer mit und ohne Behinderung sind in dem Verein aktiv, darunter Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung oder psychischen Erkrankungen. Ihr Atelier ist in Schermbeck, im Weseler Wald treffen sie sich bis zu viermal die Woche. Inklusion in der Kunst – hier wird sie schon lange gelebt. „Wir lernen alle voneinander“, erklärt Raúl Avellaneda, der die Gruppe einst gründete und sie bis heute künstlerisch leitet.

Eine große Familie

„Er ist unser Mentor“, beschreibt ihn Angelika Kettner. Die Duisburgerin macht bereits seit drei Jahren bei „Nebelhorn“ mit und malt dort regelmäßig Bilder. „Wir sind mittlerweile wie eine große Familie.“ Gemeinsam unterstütze man sich in der Gruppe, Handicaps spielen da kaum eine Rolle.

Auch Angelika Kettner zeigt Bilder und Fotografien in der Ausstellung. „Wir haben erst intensiv über das Thema gesprochen und uns dann selbst Gedanken gemacht.“ So unterschiedlich wie die Erfahrungen oder Assoziationen zum Thema Macht-Missbrauch, so unterschiedlich sind auch die Werke geworden: Kettners Fotografie zeigt etwa ihr Abbild in den Bruchstücken eines zerbrochenen Spiegels.

Macht-Missbrauch der Ärzte

Einige der Werke deuten nur an, andere sind offen und drucksen nicht um unbequeme Wahrheiten herum. Schließlich sind es oft traumatische Erfahrungen, die sich in Collagen, Bildern, Skulpturen oder Installationen Bahn brechen. So blicken Betrachter auf eine menschliche Puppe, die einbandagiert, gefesselt und an einen Sessel geschnürt ist. Aus der Stirn ragt ein Nagel. „Diese Werke demonstrieren den Macht-Missbrauch der Ärzte“, erklärt Raúl Avellaneda. Auch die Macht der Kirche wird thematisiert und drückt sich in Bildern aus: „Die Schweinepriester“ bildet Bischöfe mit Totenkopf-Gesichtern ab. Ein anderer Zyklus zeigt einen Mann beim Missbrauch an einem Kind.

Das Atelier steht jedem offen

„Nebelhorn“ ist ein eingetragener Verein, der sich über Spenden finanziert und von vielen ehrenamtlichen Helfern getragen wird. „Öffentliche Fördermittel bekommen wir nur projektbezogen“, bedauert Raúl Avellaneda. Zur Verfügung stehen dem Verein rund 2300 Euro im Monat, etwa 9000 müssten es eigentlich sein, um alle Kosten, etwa für Fahrdienste, Material oder Betreuung decken zu können“. Mitmachen kann dort jeder, das Atelier in der Werkstatt im Lühlerheim, Marienthaler Straße 10 in Schermbeck, sei offen.

Der Eintritt zum Rahmenprogramm kostet 5 Euro. Weitere Informationen: www.nebelhorn.org, www.cubus-kunsthalle.de, www.zartbitter.de

Um das bedrückende Thema einzuordnen und Lösungen aufzuzeigen, ist die Ausstellung eingebettet in ein Rahmenprogramm. In Vorträgen klärt der Verein „Zartbitter“ über Missbrauch auf. Am Dienstag 10. November, 18.30 Uhr, geht es um sexuelle Belästigung von Frauen mit Behinderung. Über Macht-Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Institutionen spricht Ursula Enders am 12. November, 19 Uhr. Über sexualisierte Gewalt bei betroffenen Männern geht es am 19. November, um 19 Uhr.

Ein Präventionstheaterstück soll Eltern, Lehrern und Pädagogen Lösungen im Umgang bei Missbrauch gegen Kinder an die Hand geben – am 27. November, 19 Uhr. Am 3. Dezember spricht Ursula Enders über sexuellen Missbrauch in Kirchengemeinden. Alle Veranstaltungen finden in der Cubus Kunsthalle statt.