Duisburg. Beide Hochöfen des HKM-Werks in Duisburg-Huckingen sind dringend sanierungsbedürftig - aber ob beide runderneuert werden, ist fraglich.

Müssen die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann künftig mit nur noch einem Hochofen auskommen? Zumindest schließt Dr. Gerhard Erdmann, seit September Geschäftsführer Controlling bei HKM, diese Möglichkeit nicht aus: „Niemand wird einen Ofen bauen, den der Markt nicht braucht.“

Zwei Hochöfen betreibt HKM in Huckingen. Beide brauchen eine Runderneuerung – und die ist bei den Giganten der Stahlindustrie stets gigantisch teuer. 120 Millionen Euro sollen in die Neuzustellung des Hochofens B fließen, diese Maßnahme bezeichnete Erdmann in einem Interview mit der HKM-Werkszeitung als „weitgehend genehmigt“. Satte 300 Millionen Euro wären fällig, wenn auch der andere Hochofen samt den in die Jahre gekommenen Winderhitzern erneuert werden soll.

3,5 MIllionen Tonnen pro Jahr zur Not mit einem Ofen

Grünes Licht müssten die Gesellschafter der Hüttenwerke geben, und das sind die beiden großen deutschen Stahlkonzerne Thyssen-Krupp Steel und Salzgitter sowie der Rohrhersteller Vallourec. Sie sind auch die einzigen Abnehmer der HKM-Produktion.

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Was nicht ganz so charmant ist, wie es zunächst klingt, macht Erdmann im Interview deutlich. Unersetzbar für die Abnehmer sei HKM mit einem Drittel der Produktion, also rund 1,9 Mio Tonnen. Bei weiteren 1,6 Mio Tonnen sei es derzeit „noch vorteilhaft“, wenn die drei Gesellschafter sie von HKM beziehen. Die Summe, 3,5 Mio Tonnen pro Jahr, sei „exakt die Menge, die man zur Not auch noch mit einem Ofen erzeugen kann“.

"Bei Investitionen hört unsere Mitbestimmung auf"

Wenn mehr als ein Hochofen am Standort Huckingen in Betrieb bleiben soll, müsste man rund 1,7 Mio Tonnen pro Jahr „erkämpfen“. Und das angesichts von steigenden Importen von Stahl aus China und stagnierenden Märkten in Europa.

Belegschaft und Betriebsrat hätten eine positive Investitionsentscheidung für die Neuzustellung auch des zweiten Hochofens lieber heute als morgen. Betriebsratsvorsitzender Ulrich Kimpel: „Aber bei Investitionen hört unsere Mitbestimmung auf.“ Es gebe vielleicht die Möglichkeit, zunächst nur die besonders erneuerungsbedürftigen Winderhitzer am Hochofen A zu modernisieren und den Ofen selbst erst später.

Leistungsfähiges Hüttenwerk mit zwei Hochöfen

Aber auch diese Investition würde wohl im dreistelligen Millionenbereich liegen – und auch über sie können allein die drei Gesellschafter entscheiden.

Auch wenn Erdmann empfiehlt, Kosten zu senken und alles - Technik, Organisation oder Abläufe - auf den Prüfstand zu stellen, dürfte sein grundsätzliches Ziel die Zustimmung des Betriebsrats finden: „HKM als leistungs- und wettbewerbsfähiges Hüttenwerk mit zwei Hochöfen, das möglichst vielen Menschen Beschäftigung bietet.“