Vertreter der Gesellschafter der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) zählen üblicherweise nicht zu den Gästen bei Belegschaftsversammlungen. Der Auftritt von Vallourec-Deutschland-Chef Norbert Keusen am kommenden Dienstag (6.30 und 14.30 Uhr, Sporthalle Süd) ist deshalb ein Novum.

„Im Gespräch mit dem Betriebsrat von Vallourec haben wir das vereinbart“, berichtet Ulrich Kimpel, Betriebsratsvorsitzender von HKM. „Es dient der Aufklärung der Mitarbeiter, wenn sie hören, wie die Lage bei den Abnehmern unserer Produkte ist.“

Auch die Geschäftsleitung begrüßt die Einladung. „HKM hat ein mentales Problem“, sagt Peter Gasse. Der Arbeitsdirektor konstatiert „eine Sorglosigkeit in allen Hierarchien, die mich sehr nervös macht“. Er weist darauf hin, dass die Abnahme der HKM-Produktion durch die Gesellschafter keine Selbstverständlichkeit sei: „Wenn unsere Abnehmer Probleme haben, treffen sie bald auch uns.“

Preise, die sich auf dem Niveau von 2009 bewegen, seien nur durch zuletzt gesunkene Rohstoff-Kurse zu verkraften, Aufschläge am Markt wegen der Überkapazitäten nicht durchzusetzen. Einfuhrbeschränkungen in vielen Staaten belasteten zudem das Geschäft. Peter Gasse: „Wir merken es noch nicht so stark, aber der Druck wächst.“

Noch größere Sorgen machen dem Arbeitsdirektor die Abgaben durch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) und weitere erhebliche Belastungen, die durch die zweite Handelsperiode der CO2-Zertifikate drohen. Einen „politischen Angriff“ auf die Stahlindustrie nennt das Peter Gasse. Druck machen werden die Unternehmen beim „Stahlgipfel“, zu dem NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin am 21. September eingeladen hat. Schon am 14. September sind die Duisburger Landtagsabgeordneten und Innenminister Ralf Jäger bei HKM.

Mutmaßungen, der Auftritt von Vallourec-Chef Keusen habe mit einer erheblichen Minderabnahme von HKM-Material durch den Rohrproduzenten zu tun, tritt Peter Gasse entgegen. „Es gibt lediglich Mengenschwankungen, die üblich sind. Alles im grünen Bereich.“ Auch die Planung für die Neuzustellung von Hochofen B laufe „wie geplant“ für Ende 2016. Hochofen A, zuletzt 2008 neu zugestellt, könnte 2018 repariert werden. „Zu früh, um jetzt schon darüber zu spekulieren“, sagt Betriebsratschef Ulrich Kimpel.