Duisburg. Die Marxloher Kreuzeskirche ist eng verbunden mit der Arbeitswelt und mit dem umliegenden Viertel. Für die Denkmalschützer ist sie eine Rarität.

Narrenkappen, Knappenhüte, Hochofenmäntel, Pastorentalare, Protestplakate – die Bilder im WAZ-Archiv zeigen eindeutig: Die Nutzung der Kreuzeskirche in Marxloh ist vielfältig. Als „gastfreundliche Kirche“ stellt die Gemeinde sie im Internet vor, und ein Besuch lohnt sich nicht nur am Dienstagnachmittag, wenn es Kaffee und Kuchen gibt.

Zwischen Kaiser-Friedrich-Straße und Karl-Marx-Straße liegt der hellrote Backsteinbau mit kreuzförmigen Grundriss, den die städtischen Denkmalschützer als eine „Seltenheit unter den Kirchen der Region“ bezeichnen. Grund dafür ist der „pantheonartige“, also nahezu runde Innenraum.

Kreuzeskirche war mit 1100 Sitzplätzen größte evangelische Kirche im Norden

Neogotisch sei die Kirche, so die Denkmalakte weiter, nur die beiden Türmchen, die den Hauptturm flankieren, werden als „romanisierend“ enttarnt. Warum, das wird Heinrich Behrens gewusst haben, denn nach den Plänen des Architekten wurde die Kreuzeskirche von 1903 bis 1905 gebaut. Grund war die Bevölkerungsexplosion im Gefolge der Industrialisierung.

Ein beeindruckendes Gebäude von außen wie auch innen ist die Kreuzeskirche in Marxloh.
Ein beeindruckendes Gebäude von außen wie auch innen ist die Kreuzeskirche in Marxloh. © Fabian Strauch

Bei der Finanzierung der Baukosten von 205.000 Mark halfen – wie schon beim Bau einer Vorgängerkapelle – der Großbauer Heinrich Schulte-Marxloh und die Industriellenfamilie Grillo. Mit 1100 Sitzplätzen sei es die größte evangelische Kirche im Duisburger Norden gewesen, lehrt uns die Sakralbauten-Route der Industriekultur.

Dass die Kirche sich heute öffnet für Hobby-Trommler und Skatspieler, ist eine Sache, eine andere ihre wichtige Funktion für das gesellschaftliche Leben weit über das engere Umfeld hinaus. So findet seit sechs Jahren das „Politische Nachtgebet“ an jedem ersten Montag im Monat in der Marxloher Kirche statt, eine Veranstaltungsreihe mit längerer Geschichte und dramatischer Vorgeschichte, hinter der IG Metall und Stahlbetriebsräte, Katholiken und Protestanten stehen.

Politik und Wirtschaft sind nach wie vor Themen in der Kreuzeskirche

1996 fand das erste „Politische Nachtgebet“ in der Markuskirche (Ostacker) statt, zuvor hatte es bereits bewegende Gottesdienste gegeben im Zusammenhang mit Arbeitskämpfen um den Erhalt von Arbeitsplätzen, etwa bei Krupp in Rheinhausen. Politik und Wirtschaft sind nach wie vor Themen in der Kreuzeskirche mit ihrer beeindruckenden hölzernen Kanzel, die die Besucher mit ihren Treppen gerade zu umarmen scheint.

Ganz aktuell ist es die „Interessengemeinschaft Kreuzeskirchenviertel“, die mit dem Marxloher Gotteshaus eng verbunden ist. Zu Anfang des Jahres gegründet und in der Kirche vorgestellt, will die Initiative sich darum kümmern, das Umfeld wieder lebenswerter zu gestalten, und sich um die Integration neu hinzugezogener Menschen kümmern. So soll beispielsweise das Gespräch gesucht werden mit den Eigentümern leer stehender Immobilien.Natürlich wieder mit dabei: der Pfarrer.