Duisburg. Die Glückaufhalle wird derzeit als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes NRW für Asylsuchende genutzt. Diese leben dort in sehr beengten Verhältnissen.

181 Flüchtlinge leben derzeit in der Homberger Glückauf-Halle, 50 von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Der Abstand zwischen den 250 aufgestellten Doppelstock-Betten beträgt nur wenige Zentimeter. Das Bild entstand kurz nach dem Aufbau zu Beginn der Woche.

Bei der Notunterkunft handelt es sich um eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, zuständig ist die Bezirksregierung Arnsberg. Die Flüchtlinge werden hier registriert und medizinisch untersucht. Im besten Fall ziehen sie nach zwei bis sieben Tagen in eine andere Unterkunft, die Spanne kann angesichts der Kapazitäten in den NRW-Städten aber auch länger sein.

Flüchtlinge in DeutschlandDie Verpflegung und soziale Betreuung leisten derzeit ehrenamtliche Helfer von Wohlfahrtsverbänden wie dem DRK Duisburg, das am Mittwoch von einer „überwältigenden Spendenbereitschaft“ der Homberger berichtete: Bürger geben zahlreiche Sachspenden ab, Lebensmittel könne man wegen der Hygiene-Verordnung aber nur in vakuumierter Form (wie Babygläschen und Konserven) entgegen nehmen.

Das Bild zur Notlage - ein Kommentar von Ingo Blazejewski 

Es gibt Bilder, die Gefühle hervorrufen wie Worte es kaum vermögen. Gerade beim Flüchtlingsthema können Fotos eine Strahlkraft auslösen, die den Abstand zum Fremden schmelzen lassen, die es ermöglichen, sich in eine Situation hineinzuversetzen.

Wenn Sie das Bild oben betrachten, werden Sie sich unweigerlich fragen, wie es Ihnen gehen würde, auf einer Feldpritsche zu übernachten, den Atem eines Fremden sprichwörtlich im Nacken, wenn die Privatsphäre das Wort nicht verdient und zu einer Frage von Zentimetern wird, wenn Sie mit 200 Menschen eine Halle teilen und über Ihnen auf dem Bett in Tüten und Taschen die letzten Habseligkeiten liegen, die Sie auf einer oft monatelangen Flucht retten konnten.

Bild dokumentiert die Ohnmacht der Städte und Behörden

Das Bild dokumentiert die Ohnmacht der Städte und Behörden, die nicht mehr in der Lage sind für menschenwürdige Unterkünfte zu sorgen, die Flüchtlinge derart kasernieren müssen, und sei es nur für Tage oder Wochen. Vor Monaten hatte die Kanzlerin „Flexibilität“ bei der Schaffung von Unterkünften eingefordert, und doch müssen Städte beim Bau von Unterkünften Stellplätze nachweisen oder die neueste Energiesparverordnung erfüllen; die Nutzung von leeren Schulen scheitert an Störfallabständen, Lärmemissionen oder sonstigen Auflagen.

Neue Gesetze sollen die Hürden ab November senken, dann wird Duisburg der Aufnahmeverpflichtung schon um 1000 Plätze hinterher hinken. Wohin das führt, sieht man auf diesem Bild, das zumindest Verständnis dafür weckt, dass es in solchen Einrichtungen durch diese Enge auch zu Konflikten kommen kann.

Bürger lindern diese Not und engagieren sich

Wer die Not in diesen Tagen lindert, sind Bürger, die sich einsetzen, engagieren, helfen wollen. Wie Ehrenamtliche in den Wohlfahrtsverbänden, die in der Glückauf-Halle kochen, reden, betreuen und versuchen, das Beste aus dieser Lage zu machen und die Not so weit wie möglich lindern. Und Anwohner, die nicht über das Ungewohnte vor ihrer Haustüre klagen, sondern Kleidung, Sachspenden oder Babynahrung zur Halle schleppen.

Das ist der beste Beweis für die viel zitierte „Willkommenskultur“, die nicht nur Politiker, Verwaltungen und Behörden, sondern jeden Einzelnen fordert. Und sei es nur sein Verständnis für diese Ausnahmesituation und die Flüchtlinge in seiner Nachbarschaft.