Duisburg. . Ein solcher Fang ist sehr selten. Fachleute schätzen Bestand der Rheinlachse auf 1000 Exemplare – allerdings muss der Lachs freigelassen werden.

Vielleicht ist es der Fang seines Lebens: Joshua Zbikowski, ein junger Angler aus Essen, hat im Rhein bei Ruhrort einen Lachs gefangen. Ein Glück, das einem Duisburger Sportfischer schon lange nicht zuteilt wurde. „Der letzte wurde meines Wissens 1987 gefangen, als wir ein Jahr nach dem Sandoz-Unfall beide Rheinufer elektrisch abgefischt haben“, erinnert Dieter Roskothen, Vorsitzender des Stadtverbandes der Sportfischer. Das konservierte Exemplar hängt bis heute im Geschäftszimmer des Verbandes.

Dass der 18-Jährige aus Essen-Schönebeck bei strömendem Regen am Eisenbahnhafen aushielt, sollte sich lohnen. „Eigentlich hat er auf Rapfen geangelt“, berichtet Vater Wolfram, Petri-Jünger beim Essener Angeln e.V. und Lehrmeister des Sprösslings. Auf den Plastikköder, der die Form eines kleinen Fisches hat, fiel aber der etwa 75 Zentimeter lange Lachs herein. Zehn Minuten benötigte der junge Angler mit seiner leichten Spinnrute, um den kampfstarken Fisch an Land zu ziehen. „Das Prachtexemplar hatte so viel Kraft, dass der Kescher zu Bruch ging“, so der Vater.

Sportfischer kümmern sich um Rhein-Fische

Rund 4500 Sportfischer sind in 46 Duisburger Vereinen organisiert. Sie angeln vor allem an eigenen Gewässsern wie der Sechs-Seen-Platte. Eine Besatz-- und Arbeitsgruppe sorgt sich auch um Rheinfische. Sie rettet etwa nach Hochwasser Exemplare aus den Tümpeln im Rheinvorland, die es nicht rechtzeitig in den Strom geschafft haben.

Hechte, Zander, Rotaugen und Rotfedern seien seltener geworden im Rhein, obwohl die Wasserqualität sich stark verbessert hat, berichtet Dieter Roskothen. Vom Verzehr der Rheinfische werde nicht abgeraten, „ich mag aber keinen essen“, so der Vorsitzende des Stadtverbandes.

Ein Freund dokumentierte den Fang mit dem Handy, dann wurde der Lachs wieder in die Freiheit entlassen. So ist es vorgeschrieben, die Art ist ganzjährig geschützt. Ausnahmen gelten nur dann, wenn der Fisch durch den Haken schwer verletzt worden ist. „Auch dann darf er nicht gegessen werden, sondern muss verbuddelt werden. Aber das ist natürlich ein wenig unsinnig“, so Stefan Staas von der Rheinfischerei-Genossenschaft NRW in Erftstadt. Dort meldete Joshua Zbikowski auch seinen Fang.

„Lachs oder Meerforelle“, lautet die erste Frage von Dr. Olaf Niepagenkemper. „Bei den meisten Meldungen entpuppt sich der seltene Lachs als eine wesentlich häufig vorkommende Meer-Forelle“, erläutert der Fachmann vom Landesfischereiverband NRW in Münster. Nur geringe Unterschiede in der Körperform, Färbung der Schwanzwurzel und Augen machen den Unterschied – die Farbe des Fleisches ist durch die Nahrung bestimmt.

Beim Fang von Joshua Zbikowski reicht aber ein Blick auf das Bild: „Das ist ein Lachs.“ Dabei: Auf die 75 Zentimeter, die Joshuas Fang misst, bringen es auch die Meer-Forellen locker. Lachse können noch wesentlich größer werden, erläutert der Experte: „Der große Mehrheit der Lachse verendet nach der Wanderung aus dem Meer an den Geburtsort. Einige wandern aber mehrfach. Diese Multi-Sea-Winter-Fische können bis zu 1,20 Meter groß werden.“

Kontroll-Station an der Sieg

Dass dem jungen Essener ausgerechnet jetzt der Fang gelang, ist kein Zufall: In diesen Wochen wandern die Lachse den Strom hinauf zu den Nebenflüssen und Bächen der Sieg, wo sie schlüpften. „In der Aufstiegszeit ist diese Meldung deshalb selten, aber nicht spektakulär“, sagt Staas. Wie viele Lachse gen Süden ziehen, können Fachleute nur schätzen. „In der Kontroll- und Fangstation an der Sieg-Mündung gehen alljährlich rund 400 Exemplare ins Netz“, so Olaf Niepagenkämper. „Die Dunkelziffer ist wohl mindestens genauso hoch“, schätzt auch Stefan Staas den Bestand auf stabile rund 1000 Exemplare.

Nicht ausschließen kann der Hegebeauftragte der Genossenschaft, dass auch das ein oder andere Exemplar in der Pfanne landet. „Fischwilderei ist ein Straftatbestand“, sagt Staas. Die Mahlzeit könne „mehrere 100 Euro kosten“.

Lachsbestand im Rhein dümpelt vor sich hin

„Lachs 2000“ und „Lachs 2010“ sind Projekte aus dem sogenannten Wanderfisch-Programm, mit dem versucht wird, den Bestand der Rheinlachse soweit zu stabilisieren, dass er sich durch natürliche Reproduktion selbst erhält. Die Erfolge sind nach bald zwei Jahrzehnten überschaubar, sagt Stefan Staas von der Rheinfischerei-Genossenschaft: „Der Bestand dümpelt so vor sich hin.“

Weil zuvor der Lachs im einst schwer verschmutzen Strom ausgestorben war, „ist es aber auch ein spektakulärer Erfolg, dass überhaupt wieder welche kommen“, betont der Hegebeauftragte.

Für die Stagnation des Bestandes bei etwa 1000 Tieren gebe es zahlreiche Faktoren, erklärt der Fachmann. Er nennt zum einen die „Wanderhindernisse“, die den Aufstieg der Fische in die Bachläufe der Nebenflüsse verhindern. Ein neuer Fischweg ist etwa an der oberen Ruhr in Arbeit, um den Zugang zum Deilbach-System auf Höhe des Baldeney-Sees zu erleichtern. „Allerdings ist auch das Kiesbett an den kleinen Wasserläufen, das die Lachse zum Laichen benötigen, nicht in Ordnung“, beklagt Staas. Dass es genügend Elternfische für die Nachzucht bei den Sieg- und Rheinlachsen gebe, sei deshalb ein Erfolg