Migranten sind allesamt faul, kriminell, beherrschen die deutsche Sprache nicht und liegen den Steuerzahlern auf der Tasche. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Vorurteile, die so mancher Deutsche gegenüber Menschen aus anderen Ländern hat. „Wenn die Menschen mit einem schlechte Erfahrung gemacht haben, übertragen sie es direkt auf eine ganze Gruppe“, bedauert Nuray Özer. Die Diplom-Pädagogin vom Sozialpsychiatrischen Zentrum „Regenbogen“ in Rheinhausen ist Mitorganisatorin eines Dialogtisches zum „Tag des Dialogs“.

Unter dem Motto „Wir sind DU! - Migrationsgeschichte(n) in Duisburg“ haben sich elf Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen getroffen und über ihre Erlebnisse mit Migration, aber auch als Migranten mit Deutschen berichtet. Eine Frau kam nach einem 30 Jahre langen Lebensabschnitt in der Elfenbeinküste wieder zurück nach Deutschland und fühlte sich zwischen den Stühlen, eine andere kam mit ihren beiden kleinen Kindern aus der Türkei. Wieder andere wurden in Deutschland geboren und haben nur ausländische Vorfahren.

In diesem kleinen Mikrokosmos im „Regenbogen“ an der Händelstraße wurden die großen Themen der Politik diskutiert. Zum Beispiel die Sprachbarriere: Wenn Migranten, die bereits in der dritten oder vierten Generation angesprochen werden, dass sie aber gut deutsch könnten, fände sie das ziemlich seltsam, sagte eine der Teilnehmerinnen. „Das ist selbstverständlich. Das ist deren Muttersprache.“ Einig war man sich, dass die Muttersprache von Migranten wichtig sei, um mit ihr überhaupt ein Sprachverständnis zu bekommen. Nur wer die beherrsche, könne darauf die deutsche Sprache aufbauen. Um die zu lernen, müssten sich Leute aus den unterschiedlichen Kulturkreisen begegnen. „Wenn diese Begegnungen nicht von alleine geschehen, dann müssen sie eben künstlich erzeugt werden“, verlangt Nuray Özer.

GroßeBerührungsängste

Ein Ort für diese Begegnungen ist auch das Zentrum „Regenbogen“. Es engagiert sich für Menschen in psychischen Problemlagen. Auch sehr viele Migranten haben unter solchen Erkrankungen zu leiden. „In der deutschen Kultur werden diese Menschen schon gemieden und in der türkischen ist es noch schlimmer“, so Özer. An der Händelstraße wird versucht diesen Menschen zu helfen und gleichzeitig Migranten und Deutsche zusammenzubringen. Seit etwa drei Jahren gibt es auch ein spezielles Programm für Migrantinnen. Deren Berührungsängste seien oft noch viel größer. Um zu helfen, nehmen sich die Mitarbeiter das zu Herzen was Nuray Özer auch in Bezug auf das gemeinsame Leben in Deutschland verlangt: „Man muss jeden Menschen so individuell sehen, wie er ist.“