Duisburg. . In Duisburgs Kultur- und Stadthistorischen Museum wird Sonntag eine sehenswerte Ausstellung zur Wissenschaft im Goldenen Zeitalter des Islam eröffnet.
Bereits im 9. Jahrhundert gründete der Abbasiden-Kalif al-Ma’mun in Bagdad das erste Haus der Weisheit. Dort versammelten sich die Gelehrten von Nah und Fern und übersetzten Texte aus dem Griechischen, Indischen und Persischen ins Arabische. Sie widmeten sich zudem der Medizin, Kartographie und Astronomie. „Bei dieser Fokussierung auf die Wissenschaft entdeckten sie auch die Freude an der Erkenntnis“, sagt Dr. Andrea Gropp. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung „Häuser der Weisheit – Wissenschaft im Goldenen Zeitalter des Islam“, die an diesem Sonntag im Kultur- und Stadthistorischen Museum am Innenhafen um 11 Uhr eröffnet wird.
„Über den Islam wurden zuletzt fast nur Negativ-Schlagzeilen geschrieben. Er gilt vielen Kritikern zudem als wissenschaftsfeindlich. Das ist aber nicht der Fall“, erklärt Museumsdirektorin Dr. Susanne Sommer. Und die Krupp-Stipendiatin Asligül Aysel, die während der zweijährigen Entwicklungszeit der Ausstellung maßgeblich mitgearbeitet hat, ergänzt: „Wir wollen den zuletzt so oft eingeschränkten Blick auf Moslems und den Islam ändern. Viele werden nach dem Besuch unserer Ausstellung staunen, wie viele Erkenntnisse und Errungenschaften ihre Wurzeln im islamischen Raum haben.“
Viele Rekonstruktionen und Modelle, aber auch Originalstücke
50 Objekte und zahlreiche Infotafeln werden im Museum am Johannes-Corputius-Platz zu sehen sein, darunter zahlreiche Rekonstruktionen und Modelle – aber auch 15 Originalstücke. Diese stammen aus Privatsammlungen, deren Besitzer in Bamberg und Duisburg leben, sowie von einer Sammlung der Universität Jena.
Das mit Abstand älteste Stück ist ein aus Bronze gefertigtes Medizinbesteck, das laut Dr. Andrea Gropp aus dem 9. Jahrhundert stammt. Die großen Observatorien, in denen zu jener Zeit Himmelskörper entdeckt und beobachtet wurden, sind als Modelle in Miniaturformat nachgebaut. Ein Hingucker dieser Ausstellung ist auch die auf einer Silberplatte gedruckte Weltkarte aus dieser Zeit. Aus unserer heutigen Sicht steht diese Welt aber auf dem Kopf: Auf damaligen Karten war nämlich noch der Süden oben und der Norden unten.
Auch für Schüler und Studenten bestens geeignet
Zielgruppen für diese Ausstellung gibt es viele: Schüler- und Studentengruppen werden hier ebenso Inspiration und Wissen finden wie alle anderen Bürger auch. „Wir glauben, dass dies auch für die Muslime in Duisburg und Umgebung von großem Interesse sein könnte“, sagt Aysel. Dabei hat sie auch die angekommenen Flüchtlinge im Blick, unter denen zahlreiche Muslime zu finden sind.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag um 11 Uhr wird die Islamwissenschaftlerin und Religionslehrerin Lamya Kaddor erwartet. Alle interessierten Bürger sind herzlich willkommen. Museumsdirektorin Dr. Sommer hofft: „Diese Ausstellung soll helfen, Vorurteile abzubauen und den interkulturellen Dialog voranzutreiben.“
Daten und Fakten zur Ausstellung
Die Ausstellung „Häuser der Weisheit“ ist vom 20. September bis 20. März im Kultur- und Stadthistorischen Museum zu besichtigen. Öffnungszeiten: Di.-Sa. 10-17 Uhr, So. 10-18 Uhr, Mo. geschlossen. Eintritt: 4,50, ermäßigt 2 Euro. Führungen können gebucht werden per E-Mail: ksm@stadt-duisburg.de oder unter: 0203/283 2656.
Einer der drei Gästeführer ist Roland Wolf. Er führt Besucher bereits seit 2010 durch die Ausstellungen. Manchmal tut es das auch verkleidet – etwa als Gerhard Mercator beim Rundgang durch dessen „Schatzkammer“.
Das Museumsnetzwerk Kulturraum Niederrhein hat 100 Ausstellungen zum Thema „himmelwärts“ initiiert. Die Entwicklung der islamischen Wissenschaften vom 9. bis zum 16. Jahrhundert, die nun in Duisburg thematisiert wird, gehört ebenfalls dazu. Ein toller Begleitband mit 13 Gastbeiträgen, in dem viele Aspekte der Ausstellung vertieft werden, ist zum Preis von 17,90 Euro erhältlich.