Duisburg. . Die Kunstaktion „Engel der Kulturen“ hält Einzug in verschiedene Bereiche der Innenstadt. Das Symbol, das drei Weltreligionen vereint, will zum Dialog anregen.
Eine Gruppe von rund hundert Menschen rollt einen riesigen Metallring durch die Innenstadt. Das Bild, das auf den ersten Blick befremdlich wirken könnte, erweist sich auf den zweiten Blick allerdings als sehr schlüssig. Am Sonntag hielt eine besondere Kunstaktion Einzug in verschiedene Bereiche der Stadt: Beginnend am Rathaus, zogen Interessierte unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Sören Link rund zwei Stunden durch die Straßen, um den „Engel der Kulturen“ in Form von temporären Sandabdrücken auf den Asphalt zu bringen. Diese Engelsfigur vereint in einem Kreis die Zeichen von Judentum, Christentum und Islam in gleicher Größe.
Der „Engel“ stammt von den Burscheider Künstlern Carmen Dietrich und Gregor Merten. „Wir haben diese Figur entwickelt, um dem interkulturellen Dialog ein Bild an die Seite zu stellen. Den Kreis haben wir gewählt, um zu zeigen, dass keiner ausgegrenzt wird, sondern wir alle, egal welcher Kultur oder Religion wir nun angehören, gleichberechtigt sind“, erklärt Carmen Dietrich.
Boden-Intarsie am Museum
Sylvia Scholz hat das Projekt in Duisburg sowohl im übertragenen Sinn wie auch faktisch ins Rollen gebracht. Die Pädagogin arbeitet im jüdischen Kindergarten, der auch ihr Ideengeber war. „Mir geht es hier explizit um die Kinder. Die Jüngsten müssen so früh wie möglich lernen, was es heißt, friedlich und tolerant miteinander umzugehen. Besonders in einer so multikulturellen Stadt wie Duisburg“, erklärt die Angestellte der Kinder- und Jugendhilfe. Vier Schulen haben bei dem Projekt mitgemacht und sich mit dem Thema des friedlichen Zusammenlebens auseinander gesetzt. Das Landfermann-Gymnasium ist eine davon und zugleich auch Station des Rundgangs. Dort warten die Schüler mit Infoständen auf alle Interessierten.
Oberbürgermeister Sören Link ist begeistert von der Aktion: „Die Künstler und Frau Scholz haben dieses Projekt quasi zu dritt nach Duisburg geholt, das finde ich sehr beeindruckend.“ Außerdem erkennt der Politiker den Wert der Symbolik: „Wir reden viel über das Zusammenleben. Wie sagt man so schön: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das ist hier der Fall.“
Menschen zum Nachdenken anregen
Der letzte Halt der Gruppe ist dann der Skulpturen-Park des Lehmbruck-Museums, wo eine kleinere Version des Engels als Bodenintarsie eingelassen worden ist und so nachhaltig in Duisburg bleibt. „Es war mir wichtig, dass die Figur zentral platziert wird. So werden so viele Menschen wie möglich erreicht und zum Nachdenken angeregt“, betont Sylvia Scholz.
Die Stationen in Duisburg, an denen ein Sandabdruck geschaffen wurde: Salvatorkirche, Gedenkkapelle Junkernstraße, Landfermann-Gymnasium und die Kirche St. Joseph am Dellplatz; beteiligt waren auch die Grundschulen Klosterstraße und Goldstraße sowie das Hildegardis-Gymnasium. Die Intarsie am Lehmbruck-Museum ist im April bei einem ähnlichen Rundgang in Heiligenhaus entstanden. In die Kunstaktion wurden bereits über 70 Städte eingebunden. Dazu zählen auch Brüssel, Istanbul oder Sarajevo. Die nächste Station ist am Donnerstag, 21. Mai, die Essener Innenstadt. Informationen: www.engel-der-kulturen.de