Duisburg. . Nirgendwo sonst im Revier werden so viele Strafzettel ausgestellt wie in Duisburg. Und die Zahl steigt. Andere Städte sind nachsichtiger.

Umweltplakette, gestiegene Bußgelder, Blitzermarathons – die deutschen Autofahrer müssen für ihr grenzenloses Fahrvergnügen immer tiefer in die Tasche greifen. Im Ruhrgebiet finden Verkehrsteilnehmer aber immerhin in einem Bereich zunehmend Entlastung: viele Städte verteilten in den vergangenen zehn Jahren immer weniger Knöllchen. Eine Ausnahme bildet Duisburg.

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Verteilten die 35 angestellten Politessen in Duisburg 2009 noch 312.723 Knöllchen, sprachen die 44 Mitarbeiter des Ordnungsamtes 2014 etwa 20.000 mehr aus. In Gelsenkirchen gaben 22 Politessen 2005 noch 98.000 Knöllchen aus, im Jahr 2014 waren es nur noch 75.000.

„Durch mehr Kontrollen werden die Bürger verärgert, das macht keinen Sinn“, erklärt Oliver Schäfer, stellvertretender Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen die sinkenden Knöllchenzahlen. „Es geht uns nicht darum, den Haushalt aus dem Minus zu bringen, sondern die Sicherung des Verkehrs hat oberste Priorität“.

Weniger Verwarngelder in Mülheim

In Mülheim hat die Anzahl der Verwarngelder von 60.000 im Jahr 2007 auf rund 50.000 im Jahr 2014 ebenfalls abgenommen. Ordnungsamtleiter Bernd Otto begründet diesen Trend so: „Parkflächen auf denen Autos unrechtmäßig stehen, nehmen ab“.

Insbesondere in Essen schrumpfte die Zahl der Verwarnungsgelder von 2006 bis 2014 auf weniger als die Hälfte besonders drastisch. Es waren auch 20 Mitarbeiter weniger im Einsatz. „Die Experten aus unserem Fachbereich wundern sich über diesen Trend“, sagt Jörn Esser mit einem Blick auf die Vergleichszahlen aus anderen Ruhrgebietsstädten.

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In Bottrop hingegen kletterte die erteilten Knöllchen von 51.206 in 2005 auf 69.771 in 2014. Auch Recklinghausen verzeichnete einen leichten Anstieg von 40.820 auf 46.277.

Parkverstöße in Dorsten zurückgegangen

In Dorsten, wo sich die erteilten Verwarnungen in den vergangenen zehn Jahren auf einem gleichbleibenden Niveau von rund 12.000 pro Jahr belaufen konnten die Politessen jedoch eine leichte Verbesserung hinsichtlich des falschen Parken feststellen: „Tatsächlich ist insbesondere nach der letzten allgemeinen Erhöhung der Verwarngelder ab 2014 schon ein leichter Rückgang der Parkverstöße feststellbar“, so Lisa Bauckhorn, Pressesprecherin der Stadt Dorsten.

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Erhöht wurden im Mai vergangenen Jahres beispielsweise das Parken ohne gültigen Parkschein von fünf auf zehn Euro. Wer das Auto ohne Parkschein oder Parkuhr mehr als drei Stunden stehen lässt zahlt jetzt saftige 30 Euro. Vorher waren nur 25 Euro fällig. Am teuersten wird für Parksünder übrigens das Parken vor Feuerwehrzufahrten, wenn man dadurch auch noch Einsatzfahrzeuge behindert. Dann wird neben 65 Euro Strafe auch noch ein Punkt in Flensburg fällig. Nicht nur wer schlecht parkt, wird bestraft. Wer den „Vorrang eines anderen Fahr­zeugführers beim Einfahren in eine freie Parklücke missachtet“ kann – laut Bußgeld-Katalog – mit zehn Euro Verwarngeld rechnen – wenn er von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes dabei beobachtet wird.

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Stadt Duisburg schleppt Roller und Motorräder ab

Ungemütlich ist das Pflaster in Duisburg auch für Zweikrafträder. Hier werden – im Gegensatz zu den anderen Städten des Ruhrgebietes – auch vermehrt Motorroller und Motorräder abgeschleppt. 2014 ließ die Stadt in den ersten acht Monaten des Jahres 24 Zweikrafträder abschleppen. Ein Jahr später im selben Zeitraum bereits 43. Ein Ärgernis für viele Zweikraftfahrer, eine neue Einnahmequelle für die Stadt, bei der die derzeit laufenden Zivilprozesse zur Loveparade gerade ein großes Minus im Haushalt verbuchen.

Gelsenkirchen fasst Zweikrafträder mitunter mit „Samt“-Handschuhen an: „In der Regel schleppen wir gar keine Motorräder ab. Wir packen es in einigen Fällen stattdessen gemeinsam und stellen es um“, erklärt Schäfer. Es habe nur einen Fall in den vergangenen 20 Jahren gegeben, an den sich der Pressesprecher erinnern kann. Dabei habe es sich um ein verkehrsuntaugliches Zweikraftrad gehandelt, das abgeschleppt worden sei.

Auch die Stadt Hagen, die 2014 mit 79.309 Verwarnungen rund 1,1 Millionen Euro Einnahmen durch Falschparker verzeichnen konnte, schleppt Zweikrafträder nur ungern ab, „da die Zweikrafträder sonst in den ohnehin bereits knappen öffentlichen Parkraum ausweichen würden und der Parkdruck dadurch zusätzlich erhöht würde“, so Karsten-Thilo Raab, Pressesprecher der Stadt.

Herne setzt auf Verwarngelder

Auch Mitarbeiter der Stadt Herne, wo die Anzahl der verteilten Knöllchen bis 2014 auf fast 61.000 anstieg, beherzigen die Regel: „Abgeschleppt wird nur in Ausnahmefällen. Verkehrswidriges Parken von Krafträdern wird durch die Erteilung von Verwarnungen geahndet.“ In Moers werden derzeit keine Zweikrafträder abgeschleppt. In Velbert gilt: „So lange Fußgänger und eventuell Radfahrer nicht erheblich behindert werden, wird von einer Abschleppmaßnahme abgesehen“, so Hans-Joachim Blißenbach, Pressesprecher der Stadt Velbert.

Wer aus dem Ruhrgebiet jedoch in die Landeshauptstadt fahren möchte, sollte, zum Kosten sparen, vielleicht lieber den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die Stadt Düsseldorf verteilte 2014 – trotz guter Haushaltslage – 403.490 Geldbußen wegen Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr. Dafür hat Düsseldorf aber auch reichlich Personal im Einsatz. 151 Politessen sorgen für ein korrektes Parken in der Landeshauptstadt – mehr als drei Mal so viele wie in Essen oder Duisburg: Hier sind jeweils nur 45 und 44 Kräfte im Einsatz. Die Tendenz ist aber auch in Düsseldorf sinkend. 2005 wurden noch fast 80.000 Verwarnungen mehr ausgesprochen als vergangenes Jahr.

Wer nicht auf Bus oder Bahn setzen will, um in die Landeshauptstadt zu fahren, kann auch beruhigt auf Roller oder Motorradzurückgreifen: 2015 wurde hier noch kein einziges Zweikraftrad abgeschleppt.