Altstadt. . Schwierige Diskussion mit Eigentümern. Neue Geschäfte siedeln sich an. Der Vintage-Laden „Sissy Lala“ hat hingegen die Kündigung bekommen
Die Altstadtmanager Yvonne Bleidorn und Franceco Mannarino sind seit Mai diesen Jahres im Amt. Sie haben sich bei Händlern, Nachbarn und Politikern bekannt gemacht, eine Ideenbörse veranstaltet – zugehört, und wissen nur zu gut, was sich alles ändern muss. Inzwischen gibt es gar eine Facebookseite für das Altstadt-Quartier. Bis es das Viertel auch im wahren Leben als 2.0-Version gibt, wird es aber noch dauern. Gemeinsam zogen die beiden mit Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum und Ralf Meurer, Chef der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW), bei dem das Altstadtmanagement angesiedelt ist, eine erste Bilanz.
Kein Sanierungsgebiet
Petra Manoa vom Knüllermarkt hat bunte Lampions aufgehängt und die Münzstraße geschmückt. Ansonsten gibt es noch immer viele tote Schaufenster. „Wir sind vieles angegangen, wurden aber auch ausgebremst“, erklärt Yvonne Bleidorf. So sollte der eine oder andere Leerstand mit einem Pop-Up-Store gefüllt werden. Kreativen Gründern wird übergangsweise ein Raum zur Verfügung gestellt. „Der eine oder andere Hausbesitzer hat sich gefreut, als wir uns gemeldet haben. Aber bei den Fonds ist es sehr schwer“, schildert Mannarino.
Zudem müsste in einige Gebäude, die seit Jahren leer stehen, investiert werden. Da gibt’s etwa Wasserschäden, die Monate lang niemanden aufgefallen sind. Ein weiteres Problem sind die Bauvorschriften. „Bei Übergangsnutzungen sind wir mittlerweile flexibler“, betont Tum, Dezernent für Stadtentwicklung. Allerdings könne bei einigen Häusern nach jahrelangem Leerstand die Nutzungserlaubnis erlöschen – dann müssten etwa komplett neue Brandschutzkonzepte vorgelegt werden. Und die bedeuten meist erhebliche Investitionen. Grundsätzlich sei die Altstadt jedoch kein Sanierungsgebiet, deshalb sei bisher noch kein Abriss einzelner Häuser geplant. Im Gegenteil: Tum hofft, dass die Investition in barrierefreie Wohnungen in der alten Druckerei an der Steinschen Gasse und der Kasinostraße auch auf die anderen Straßen ausstrahlen.
Meurer verspricht Suche nach Lösungen
In einem anderen Fall hat der Erfolg in der Altstadt bereits seine Kinder gefressen. Bengi Azcan hat mit ihrem Geschäft für Vintage-Möbel die Beekstraße belebt und sogar Kunden aus den umliegenden Städten angelockt. Doch nun hat sie die Kündigung bekommen. Das darüber liegende Callcenter hat expandiert und braucht die Räume im Erdgeschoss nun, um eine Kantine herzurichten. „Mir wurde versprochen, dass ich wesentlich länger bleiben dürfte – und nun das“, sagt Ladeninhaberin Bengi Azcan bitter. GfW-Chef Meurer verspricht, dass man nach Lösungen suchen will. Er glaubt nicht, dass diese Entwicklung andere Gründer, die etwas zur Zwischennutzung mieten wollen, entmutigt. Er freut sich indes über die Expansion des Callcenters. Weitere Nachricht aus der Altstadt: Es wollen sich zwei neue Läden ansiedeln, eine Zweigstelle der Suppenküche von der Wallstraße und ein Möbelgeschäft, weil sie sehen, dass sich in der Altstadt etwas tut.