Duisburg. Viele Duisburger wollen Flüchtlingen helfen, wissen aber häufig aber nicht wie und wo. Eine zentrale Anlaufstelle gibt es bisher nicht.

Die Hilfsbereitschaft der Duisburger ebbt nicht ab, der Bedarf an ehrenamtlicher Hilfe ist immens. Was aber weiterhin fehlt, ist eine zentrale Koordinierungsstelle, die Hilfe und Bedarf zusammen bringt. „Ich habe bei mehreren Institutionen angerufen und meine Hilfe angeboten. Entweder konnten sie mir nicht weiterhelfen oder der Ansprechtpartner war nicht vor Ort“, berichtet ein verärgerter Leser.

Matthias Eidens bei einer Kaffee- und Kuchen-Aktion vor dem Flüchtlingsheim an der Koloniestraße.
Matthias Eidens bei einer Kaffee- und Kuchen-Aktion vor dem Flüchtlingsheim an der Koloniestraße.

Aktuell läuft die Koordination etwa über viele Facebook-Gruppen oder persönliche Kontakte, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Es häufen sich die Nachrichten verärgerter Spender, die mit ihren Säcken an Kleiderkammern standen und zurück geschickt wurden. Der Grund: fehlende Lagerkapazitäten, fehlendes Personal, das das Sammelsurium in den Säcken sinnvoll sortiert - und manchmal auch einfach ein anderer Bedarf. In Rheinhausen etwa wird gerade mehr Geschirr und anderer Hausrat gesucht, anderswo Kinderspielzeug. Doch wer behält dabei den Überblick? Vor allem aber fehlt es an Tatkraft, an Menschen, die vor Ort sind.

Übersicht über Ansprechpartner

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Von Linda Schreiber, Fabienne Piepiora und Annette Kalscheur

Matthias Eidens ist so ein Macher, er war lange im Sprecherkreis des Flüchtlingsrats, ist politisch aktiv, von Haus aus Sozialarbeiter - und damit ohnehin im Thema. In seiner Freizeit schraubte er eine vierseitige Übersicht zusammen, die viele Ansprechpartner von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Vereinen nennt. Damit ist es noch nicht koordiniert, aber die elende Suche nach einem Ansprechpartner hat schon mal ein Ende. Veröffentlicht hat er sie in der Facebook-Gruppe „Refugees Welcome Duisburg“, in der immer wieder nach Adressen für Hilfsangebote gefragt wurde. Eidens würde sich ein zentrales Sammellager der Stadt für alle Hilfsgüter wünschen, damit bedarfsgerecht verteilt werden kann. Bis dahin antwortet er weiter unermüdlich jedem einzelnen und nennt Ansprechpartner.

Flüchtlinge-Duisburg
© Helge Hoffmann

Sammy Sommerfeld ist auch so ein Aktiver, er hat gleich selbst eine kleine Halle zum Sonderkurs gemietet und kurvt den ganzen Tag durch Duisburg, um Sachen abzuholen und zu verteilen. „Wenn Flüchtlinge von der Stadt in einer Wohnung untergebracht werden, bekommen sie für vier Leute genau vier Löffel“, überspitzt Sommerfeld. Er komplettiere dann diese Erstausstattung. Parallel organisiert er Fahrräder, betreibt eine kleine Werkstatt dafür, organisiert sonntägliche Fußballspiele für den FC Welcome, Sponsoren für Trikots. „Mich füllt das sehr schön aus“, erzählt Sommerfeld, der nach einer Trennung in Depressionen verfiel, obdachlos wurde und sich inzwischen wieder berappelt hat. Er hat die Gesellschaft von beiden Seiten gesehen. Jetzt steckt er seine Energie in den Verein „Integration Ruhr“, über den er weitere Ehrenamtler zusammentrommeln will.

Sommerfeld ist vor allem in Neuenkamp aktiv. Hier hat er festgestellt: „Die Flüchtlinge beißen alle nicht, viele sind super intelligent, es ist ihnen peinlich, auf Hilfe angewiesen zu sein.“ Toll wäre es, wenn sie mehr Menschen begegnen, die mit ihnen Deutsch sprechen, damit sie die Sprache schneller lernen, glaubt Sommerfeld.

Deutschkurse und Skatergruppen

In Meiderich versucht Dieter Lesemann, Dinge anzustoßen. Der pensionierte Gesamtschullehrer ist im Arbeitskreis Schule und Stadtteil aktiv und beim Meidericher Tisch. Er versucht, für das Flüchtlingsheim aus der unmittelbaren Nachbarschaft heraus Hilfe zu organisieren. Dass in Meiderich vor allem Asylbewerber „aus sogenannten sicheren Drittstaaten kommen und vermutlich nicht bleiben können, ist für uns erst mal zweitrangig. Sie sind hier und wir wollen freundlich sein.“

Ideen entwickeln, Dinge in Bewegung setzen, das ist sein Ziel. Neben dem Deutschkurs, den durch seine Vermittlung eine Kollegin gibt, konnte er auch Jugendliche einer Skatergruppe gewinnen, die einmal die Woche vorbeikommen, mit den Bewohnern an den Brettern schrauben und Parcours aufbauen. Eine stadtweite Vernetzung wäre für ihn „hilfreich“, auch wenn manches in unmittelbarer Nachbarschaft allein wegen der Erreichbarkeit sinnvoller angesiedelt ist.

Gegründet hat sich auch der Verein „Mehr Flüchtlingshilfe“. Youssef Chemao ist der Vorsitzende, der in die Notunterkünfte geht, Kontakte pflegt, andere Vereinsmitglieder besuchen Flüchtlinge in ihren Wohnungen, organisieren, helfen, übersetzen. In der Facebook-Gruppe „Ich will was tun, für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten in Duisburg“ wird ebenfalls vermittelt - Hausaufgabenhilfe, Einladungen zum Mittagessen, Mitarbeit in der Kleiderkammer. Weitere Infos.