Duisburg. Die Flüchtlingshilfe sieht das Versprechen der Stadt Duisburg zur Zeltstadt nicht eingelöst: „So kann man keinen wohnen lassen.“ Die Unterkunft soll nächste Woche bezogen werden.
In den nächsten Tagen sollen die 40 Zelte am Walsumer Kerskenweg von Flüchtlingen bezogen werden. Kirchenvertreter, Politiker und Ehrenamtliche der Flüchtlingshilfe Walsum hatten nun Gelegenheit, sich die Notunterkunft anzuschauen – und sind schockiert: „Diese Bedingungen sind nicht tragbar. So kann man keinen Menschen wohnen lassen“, sagt Verena Kirchberg-Bruckmann. Sie engagiert sich bereits in der Kinderbetreuung einer Flüchtlingseinrichtung an der Königstraße.
Heiko Dringenberg, Pfarrer der Gemeinde Walsum-Vierlinden, kann die Eindrücke nur unterstreichen. „Angeblich soll der Platz besser befestigt sein als die Schlammwüste damals“, erklärt er und erinnert an die erste „Zeltstadt“ vor einem Jahr an der Römerstraße. „Selbst wenn das stimmen sollte: der Boden ist bereits jetzt durch die Besichtigung schmutzig.“ Matthias Schneider, Bündnis 90/Die Grünen, kritisiert ebenfalls: „Die Stadtspitze hat mehrfach versprochen, das würde ein ganz anderes Zeltlager und jetzt werden wieder die gleichen Zelte, die lediglich mit ein paar Fußmatten ergänzt worden sind, hingestellt.“ In den 40 Zelten stehen jeweils acht Feldbetten. „Die beiden, die nahe am Eingang stehen, werden bei Regen nass.“ Zwischen den Feldbetten stehen Klappstühle, auf denen die Flüchtlinge ihre Habseligkeiten ablegen sollen. Zudem sollen Regale installiert werden. „Die nehmen zusätzlich Platz weg.“ Dringenberg fordert deshalb, die Kapazitäten pro Zelt auf sechs Personen zu begrenzen, so dass die vorderen Betten witterungsgeschützt sind.
„Auf den Arm genommen“
Angeblich sei die Unterbringung alternativlos. „Ich frage mich, warum ein Jahr lang das Angebot der Kirchengemeinde St. Dionysius auf die lange Bank geschoben wurde und nicht sofort mit dem Umsetzen der baurechtlichen Standards begonnen wurde“, so Dringenberg, der der Stadt einige Wohnungen zur Unterbringung angeboten hatte. Er fühlt sich von der Stadt, hinsichtlich der Zusagen, dass diese Zelte besser seien als die im Vorjahr, „auf den Arm genommen.“
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Stadt und DRK betonen, dass es sich bei den Zelten um eine absolute Notlösung handele. „Die Herrichtung von Wohnungen, Gemeinschaftsunterkünften und auch Notquartieren erfordert eine Vorlaufzeit, die angesichts der steigenden Zuweisungen nicht mehr gegeben ist. Auch einzelne Wohnungsangebote helfen derzeit nicht, weil der logistische Aufwand für eine bedarfsgerechte Betreuung und Verwaltung zu hoch ist“, erklärt ein Stadtsprecher mit Blick auf die Wohnungs-Offerten einiger Vermieter. Die Zelte dienten dazu, Obdachlosigkeit zu vermeiden. „Wir sind damit auch nicht glücklich, diese Lösung ist aber derzeit alternativlos.“ Spätestens im Oktober sollen die Flüchtlinge dann in andere Notunterkünfte umziehen, die bis dahin entstehen – etwa in das ehemalige Gesundheitsamt in Hamborn auf der Viktoriastraße.
Stadt nimmt die Kritik ernst:
Eine Sprecherin des DRK Nordrhein, das die Notunterkunft im Auftrag der Stadt betreiben wird, betont, dass viele Ehrenamtliche daran arbeiteten, die Zelte herzurichten. 30 Quadratmeter misst eines, es gebe einen festen Boden, Stromanschlüsse und Heizungen. „In den Unterkunftszelten können auf Wunsch Sichtschutzwände für mehr Privatsphäre eingezogen werden.“ Es sei bereits ein Team aus Sozialarbeitern und Pädagogen zusammengestellt und ein Betreuungskonzept erarbeitet worden. Die Stadt nimmt die Kritik ernst: „Wir sind bestrebt, in Absprache mit dem DRK dafür zu sorgen, dass weitere Zelte aufgebaut werden und dafür jeweils zwei Betten weniger benötigt werden.“