Duisburg. Die Stadt sucht weiterhin händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten. Und die Welle reißt nicht ab: 2016 müssen weitere 3000 Plätze geschaffen werden – ohne Reserve gerechnet.
Die Stadt sucht weiterhin händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten: Bis zum Jahresende wird sie rund 5000 Flüchtlinge aufnehmen müssen. Dafür müssen aber noch 2180 Plätze geschaffen werden, um die Unterbringung sicherzustellen. Doch bei all den geplanten Maßnahmen können nach aktuellem Stand nicht alle Flüchtlinge untergebracht werden. Es bleibt eine Lücke von rund 835 Plätzen. Hinzu kommt: Wegen der hohen Nachfrage gibt’s momentan kaum noch Container. Dies geht aus einer Vorlage hervor, die nun dem Sozialausschuss vorgelegt wird.
Flüchtlinge in DeutschlandNeben dem Ausbau der Frankenschule und der Sporthalle sowie dem Verwaltungsgebäude Memelstraße, sind als neue Objekte das alte Hüttenwerk-Verwaltungsgebäude an der Emscherstraße in direkter Nachbarschaft zum Landschaftspark im Gespräch – ebenso sollen zusätzliche Container, wenn sie wieder zu haben sind, an der Gemeinschaftsgrundschulen Usedomstraße und Dislichstraße aufgestellt werden. Und mit einer Entspannung der Lage ist nicht zu rechnen. Für das Jahr 2016 geht die Stadt davon, noch einmal 3880 Plätze schaffen zu müssen – ohne Reserve gerechnet.
Grüne fordern ein neues Unterbringungskonzept
Bündnis 90/Die Grünen fordern gemeinsam mit der Linke, den Piraten und Teilen der SGU von der Stadt ein neues Konzept, wonach die Flüchtlinge vermehrt in Wohnungen untergebracht werden.
Sait Keles (Bündnis 90/Die Grünen) wirft der Stadt Placebo-Politik vor. Der Duisburger Appell, der noch nicht einmal von allen Ratsparteien unterschrieben wurde, sei verpufft, die Stadt agiere konzeptlos und enthalte etwa den Mitgliedern des Sozialausschusses wichtige Informationen vor.
Die Grünen haben hingegen ein Konzept erarbeitet, das vorsieht, die Flüchtlinge dezentral in eigenen Wohnungen unterzubringen. Gemeinschaftsunterkünfte sollten nur eine vorübergehende Lösung sein.
"Genügend Leerstand in Duisburg"
„In Düsseldorf ist es ja zu verstehen, dass Zelte aufgebaut werden müssen – dort gibt es kaum freie Wohnungen. Aber in Duisburg haben wir genügend Leerstand. Mit einer menschenwürdigen Unterbringung haben die Zelte nichts zu tun“, betont Thomas Keuer (Linke). Senay Samarsin (Grüne) betont: „In direkter Nachbarschaft lernen sich die Menschen viel besser kennen.“ Für die Betreuung müssten freilich mehr Sozialarbeiter eingestellt werden – und am besten auch jemand, der die vielen Ehrenamtlichen, die sich ohne viel Aufhebens in den Stadtteilen engagieren, koordiniert. „Von den Runden Tischen und ihren Ergebnissen hört man so gut wie nichts“, kritisiert Keles.
In einem weiteren Antrag fordern die Parteien die Verwaltung auf, dass so genannte „Bremer Modell“ einzuführen und Flüchtlinge mit einer Gesundheitskarte auszustatten. Ähnliches hatte in der vergangenen Woche bereits NRW-Gesundheitsministerin vorgeschlagen. Bisher müssen Flüchtlinge einen Behandlungsschein bei den jeweiligen Ämtern beantragen. Asylbewerber könnten mit der Karte direkt zum Arzt gehen – und die Städte auf diese Weise ihren Verwaltungsaufwand reduzieren, nimmt Keles Bezug auf die Ministerin. Dazu müssten allerdings Rahmenverträge mit den Krankenkassen geschlossen werden.
Auf WAZ-Nachfrage erklärt ein Stadtsprecher: „Derzeit prüfen wir, ob dies ein Modell für uns ist.“ Der Sozialausschuss tagt am kommenden Donnerstag