Duisburg. . Mit der Ausstellung „Blackbox“ lädt die Kunstvermittlung des Lehmbruck-Museums Besucher ein, sich mit allen Sinnen zu öffnen.

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ fragte der Kunsthistoriker Christian Saehrendt 2012 in einem Buch mit Geschichten über die Kasseler Documenta. Fragen wie „Was soll denn das bedeuten?“ oder „Kann mir das mal einer erklären?“ werden in einem Museum, das zeitgenössische Kunst zeigt, nicht selten gestellt, sagt Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums. Oft ablehnend, manchmal aber stecke echte Neugierde dahinter, und dann sei die Kunstvermittlung gefragt.

Die Kunstvermittlerinnen Claudia Thümler und Sybille Kastner antworten mit einer Ausstellung, die dazu auffordert, sich zu öffnen und einen eigenen Zugang zu finden. „Blackbox“ wurde nicht unter kunsthistorischen Aspekten zusammengestellt. Sie will vielmehr zum einen Kunst mit allen Sinnen erfahrbar machen – sehen, riechen hören, schmecken, auch tasten – und zum anderen zur Entdeckung des vielleicht unbekannten Terrains „Kunst“ einladen. „Eine Kiste mit Informationen, in der es vieles zu entdecken gibt“ – und eine Ausstellung, die man am Ende schlauer verlässt, so Sybille Kastner.

Künstlerduo bietet körperliche Erfahrung

Diskussionen erwünscht: Das wird schon die Eröffnung am Donnerstag, 3. September, um 19 Uhr deutlich machen, wenn bei der Performance „Schokoladenbad“ von Sonja Ahlhäuser ein Tänzer nackt in eine Badewanne mit flüssiger Schokolade steigt – verführerisch, aber selbst in diese braune Wanne steigen? Diese Frage stellt sich Besuchern nicht, dafür aber die, ob man in die kleine weiße Kapsel von Jörg Wagner mit dem Titel „Schläfer“ steigen möchte, die schwarz ausgeschlagen ist. Wird die Flügeltür geschlossen, liegt man im Dunkeln und hört nur den eigenen Atem. Wer hält das aus? Und wie verändert sich die Wahrnehmung, wenn die Tür wieder geöffnet wird und man „wach“ aussteigt?

Eine andere körperliche Erfahrung bieten zwei Skulpturen des Künstlerduos Venske & Spänle, die einen „Wirt“ benötigen. Die weißen, runden, körperfreundlichen Objekte wirken sehr weich, sind aber aus Marmor und daher, hart, schwer und kühl. Mit so einem 20-Kilo-Teil auf dem Schoß fühlt man sich zum Stillsitzen gezwungen und nimmt den eigenen Körper im Raum ganz anders wahr.

Schmunzeln ist erlaubt

Das Gegenteil von Schwere, also Leichtigkeit vermittelt die zarte Stahlskulptur „Hornisse“ von Norbert Kricke, deren verworrene Drähte einen Körper bilden, aus dem die Enden spitz herausschießen. Mit Bewegung und Dynamik steht die „Hornisse“ auch für große Kunstthemen.

Aber auch schmunzeln ist erlaubt. Was der kleine, geheimnisvolle Holzkasten von Hans Jörg Leeuw verbirgt? Fotos japanischer Erotikmodelle. Auf Täuschung setzt das dreidimensionale Bild „Figure de murchales“ von Jorge Iglesias. Mit „Aquarellist“, einem großen Farbkasten, fordert Heike Pallanca den Besucher auf, sich ein eigenes Bild vorzustellen. Fantasie anregend ist auch Ralf Theisens Holzköfferchen mit zwei Äxten und dem Schriftzug „Wir könnten, aber...“. Das kann doch einen ganzen Horrorfilm im Kopf ablaufen lassen.