Duisburg. . Kulturelle Vielfalt in Unternehmen ist wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg, betont Guntram Schneider (SPD). Der NRW-Arbeitsminister besuchte das Gleisbau-Unternehmen Altun in Rheinhausen.
„Religion und Herkunft sollten für Arbeitgeber keine Rolle spielen. Wir müssen die Potenziale unserer Jugendlichen entdecken“, sagt Abdullah Altun. Bei Guntram Schneider (SPD), der den Gleisbau-Unternehmer am Donnerstag in Rheinhausen besuchte, läuft Altun damit offene Türen ein. „Wenn ein Kopftuch noch eine Rolle spielt, haben wir noch zwischen Weltoffenheit und Provinzialität zu kämpfen“, sagt der NRW-Arbeitsminister.
Der Firmenchef spricht aus Erfahrung. Viele Nationalitäten finden sich in seiner Belegschaft, viele dabei, die bei ihm die Lehrstelle bekamen, obwohl die Noten nicht gerade glänzend waren. Vorwand darf das Kopftuch aber bei ihm nicht sein. Die junge Frau, die zwar den Namen des türkischen Ministerpräsidenten, nicht aber den der Bundeskanzlerin kannte, hat er weggeschickt. „Diese Gesellschaft zahlt für eure Ausbildung – was wollt ihr dafür zurückgeben“, fragt er seine jungen Leute oft. Sein Fazit: „Viele, denen ich eine Chance gegeben habe, haben mich positiv überrascht.“
„Alltäglicher Rassismus, der nichts mit der Bildung zu tun hat“
Auf Bahn-Baustellen zu arbeiten, oft nachts und weit weg von daheim, das ist ein harter Job. Dass sich mancher nach einer Alternative umsieht, auch das erklärt, warum ein Viertel der Belegschaft Azubis sind. Manchmal ist das ärgerlich für den Unternehmen. „Sehen Sie es volkswirtschaftlich“, lobt der Minister, der den Besuch auch „als Verbeugung vor Ihrer Lebensleistung“ verstanden wissen will.
Auch Guntram Schneider kennt „den alltäglichen Rassismus, der nichts mit dem Grad der Bildung zu tun hat“. Von Bewerbungen, die schlechte Chancen haben, nur weil eine bestimmte Postleitzahl im Absender steht. Längst sei erwiesen, das kulturelle Vielfalt in Unternehmen eine Bedingung sei für wirtschaftlichen Erfolg in globalisierten Märkten. Das werde immer noch von Personalchef verkannt.
750.000 Selbstständige mit Migrationsgeschichte
Schneider verweist auf 750.000 Selbstständige mit Migrationsgeschichte, die in Deutschland 2,2 Millionen Jobs geschaffen haben. „Das dumme Gerede von der Belastung, die sie darstellen, muss aufhören. Zuwanderung sei längst eine ökonomische und auch kulturelle Notwendigkeit, betont Schneider mit Blick auf die aktuelle Diskussion: „Die zu uns kommen, werden dieses Land positiv verändern.“ Die Chancen überwiegen die Probleme für Duisburg, sagt auch der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff: „Wenn wir eine sinkende Bevölkerungszahl beklagen, sollten wir uns darüber freuen. Wer es schafft, seine Flucht aus dem Krieg in Syrien zu organisieren, gehört sicher nicht zu den Dümmsten im Land.“
Abdullah Altun: Vom Polier zum erfolgreichen Unternehmer
Polier wurde Abdullah Altun bei der Deutschen Bahn, zum Bauleiter mochte sie ihn 1999 nicht machen. „Sie wären ein guter Nachunternehmer“, sagte ihm sein Chef. Tags darauf gründete der heute 49-Jährige, seit 1997 deutscher Staatsbürger, die Altun Gleis- und Tiefbau GmbH mit fünf Mitarbeitern.
Heute zählt die Firma an der Bergheimer Straße in Rheinhausen 80 Kräfte in der Stammbelegschaft, über 90 in der Hochsaison, die deutschlandweit auf Bahnbaustellen unterwegs sind. Für Generalunternehmer erledigen sie Bahn-Aufträge zur Strecken-Sanierung und im Neubau. Altun bildet 21 Azubis in Tief- und Gleisbau, als Mechatroniker und in Büroberufen aus. Alle Führungskräfte seines Unternehmens hat er selbst ausgebildet.
Vor vier Jahren hat Abdullah Altun die Ruhr Business Plattform (RBP e.V) gegründet. Er zählt rund 90 Mitglieder, darunter viele Firmeninhaber mit Migrationsgeschichte. „Wir sind ein deutscher Unternehmerverein“, betont Altun. „Wir wollen mit der RBP unsere Belange besser vertreten.“