Duisburg. . Für WAZ-Leser ging’s mit dem Walsumer Kraftswerksleiter Norbert Melcher hoch hinaus – bis auf das Dach des Kesselhauses in 100 Metern Höhe.
Norbert Melcher führt die knapp 20 Leser zunächst von der alten Maschinenhalle an der Turbinenhalle der Blöcke 7 und 8 vorbei, die nicht mehr in Betrieb sind. Melcher ist Leiter des Steinkohlekraftwerks Walsum der Steag GmbH und lässt die Teilnehmer an diesem Nachmittag bei einer weiteren Folge der Serie „WAZ öffnet Pforten“ hinter die Kulissen blicken.
Mehr als genug für Duisburg
Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche unmittelbar am Rhein wird nicht nur Strom erzeugt, mit dem, so Melcher, Duisburg drei Mal versorgt werden könnte, sondern auch Fernwärme für die Niederrhein-Schiene und Prozessdampf für eine Papierfabrik in direkter Nachbarschaft. „Die Fabrik braucht die Wärme, um das Papier zu pressen und zu trocknen“, sagt Melcher.
Er hat die große Gabe, in einfachen und wenigen Sätzen zu erklären, wie das Kraftwerk mit 30 Mitarbeitern – und zusätzlich 40 Lehrlingen als zentrale Ausbildungsstation der Steag – funktioniert: „Die Kohle verbrennt, im Kessel wird Dampf erzeugt, der auf eine Turbine geleitet wird. Die Turbine erzeugt Strom und ein Teil des Dampfes wird für die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung verwendet, um Energie, aber auch Wärme zu erzeugen – schwerpunktmäßig durch unserem Block 9, Strom vor allem durch Block 10.“ Punkt.
Unter dicken Abgasrohren hindurch geht es für die WAZ-Gäste mitten in den Block 9, direkt ins Kesselhaus, die Treppe hinauf bis zur unteren Brennerebene auf 16 Metern. Mit der Verständigung wird es nun schwieriger. Das liegt am Rattern der Kohlemühlen, die die Steinkohle zermahlen, und an den schrillen Pfeiftönen der sogenannten Reduzierstufen, wodurch der Druck für den Prozessdampf verringert wird.
Ohrenbetäubender Lärm
Weiter führt der Weg in die Turbinenhalle, der ohrenbetäubende Lärm hält an, ehe die Teilnehmer in den geräumigen Aufzug steigen und hoch bis zur Kesseldecke auf 88 Metern fahren. „Sauna pur“, entfährt es einer Teilnehmerin. In der Tat bekommen die Besucher an dieser Stelle auch körperlich zu spüren, dass ein Kraftwerk definitiv mit Wärme zu tun hat.
Feinster Staub hat sich über das Treppengeländer und die Stufen gelegt, über die die WAZ-Gäste das Dach des Kesselhauses in 100 Metern Höhe erreichen. Schwaden von Wasserdampf, der über Rohre entweicht, umhüllen die Teilnehmer ein wenig, denen zudem eine frische Brise ins Gesicht bläst.
Atemberaubender Ausblick
Dafür haben sie hier oben einen atemberaubenden Ausblick – auf den Rhein, die Fähre von Orsoy, ein weiteres Steag-Kraftwerk in Voerde, die Stahlwerke von Thyssen und Arcelor-Mittal oder den Stadtwerketurm. Außerdem zieht ein Falke seine Kreise. Ein Paar hat auf dieser Höhe am insgesamt 300 Meter hohen Schornstein sein Nest, das wie ein riesiger Schuhkarton aussieht. „Ein weiteres Falkenpaar hat sich irgendwo am Block 10 ein Nest gebaut“, erzählt Melcher, der die Leser dann wieder im Aufzug nach unten geleitet und seine Führung beendet.
Auch Ulrike Posch aus Hamborn ist begeistert: „Was mich am meisten beeindruckt: Man sieht keinen Menschen und das Ding läuft trotzdem.“