Duisburg. . Die Entwicklung des Duisburger Hafens zur bedeutenden Logistik-Drehscheibe haben knapp 50 Leser bei einer Tour eindrucksvoll nachvollziehen können.
Der Bus fährt über die Karl-Lehr-Brücke. Die knapp 50 Leser, die im Rahmen einer weiteren Folge der Serie „WAZ öffnet Pforten“ an der Hafentour teilnehmen, erblicken bereits die Tanksilos und Kohleberge. Sie zeugen vom traditionellen alten Hafenteil mit Massengütern hier in Ruhrort. Doch was die Teilnehmer an diesem Nachmittag zu sehen bekommen, ist viel mehr als das. Der weltgrößte Container-Binnenhafen, so stellt es Duisport-Pressesprecher Julian Böcker am Mikro klar, hat sich längst zur führenden Logistik-Drehscheibe in Zentraleuropa entwickelt.
Kohleumschlag brach in den 90er Jahren um die Hälfte ein
Im Zuge des Strukturwandels in den 90er Jahren, als der Kohleumschlag um die Hälfte einbrach, mussten zwangsläufig neue Geschäftsfelder erschlossen werden. „Wir konzentrieren uns nicht mehr nur auf die Schifffahrt, sondern setzen auf eine Kombination aus Schiene, Straße und Wasserstraße“, so Böcker.
Durch die Busfenster sind nun Holzkisten zu sehen. „Für Firmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau werden hier große Anlagen industriell verpackt oder auch auseinandergenommen und in Einzelteilen verschifft“, so der Duisport-Sprecher. „Eines der bislang größten Projekte war der Transport eines 515 Tonnen schweren Konverters nach Trinidad und Tobago für eine Ammoniakanlage.“
Autoterminal ist imposant
Der Bus nimmt Kurs in Richtung Rheinhausen – über die Brücke der Solidarität, die an den Arbeitskampf der Stahlarbeiter des Krupp-Werks erinnert, die sich vor mehr als 25 Jahren vergeblich gegen die Stilllegung wehrten. Später wurde dort das Logport-Areal entwickelt. Von der Brücke fällt der Blick bereits auf die blauen und gelben Containerbrücken. Die Fahrt führt vorbei am imposanten Autoterminal. Fahrzeuge, so weit das Auge reicht.
2014 wurden hier rund 60 000 umgeschlagen. Von der dazugehörigen Ro-Ro-Anlage (Roll on – Roll off) zum Rauf- und Runterrollen haben die WAZ-Leser einen herrlichen Blick über das Hafenbecken, ehe sie über das Container-Terminal-Gelände fahren dürfen. Nur wenige Meter an der Stelle vorbei, an der der chinesische Staatspräsident Xi Jinping im vergangenen Jahr den Zug „Yuxinou“ in Empfang nahm. Der Güterzug verbindet seit 2011 den Hafen mit der Millionenmetropole Chongqing.
Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Xi Jinping
„Seit diesem Besuch können wir uns vor Anfragen aus China nicht retten. Duisburg ist dort auf der Landkarte angekommen“, sagt Böcker, während der Bus unter den mächtigen Containerbrücken mit einer Spannweite von bis zu 140 Metern hindurchfährt. Über orangefarbene Greifarme werden die Container zum Be- und Entladen eingehakt. Halbautomatisierte Prozesse, erklärt der Duisport-Sprecher. Die letzten 20, 30 Zentimeter justieren die Kranführer in luftigen Höhen noch per Hand.
Bevor der Bus das Logport-Gelände wieder verlässt, passiert er unter anderem das große Areal von „Kühne + Nagel“. Hier sind europäische Verteilzentren etwa für den amerikanischen Technologie-Riesen Hewlett-Packard eingerichtet worden. „Über ein Dutzend solcher Verteilzentren für Weltkonzerne gibt es hier bei uns. Und die Nachfrage steigt“, so Böcker.
Ein Sinnbild für die immense Bedeutung des Hafens. Das Ausmaß im Einzelnen hat viele Teilnehmer der Bustour an diesem Nachmittag dann doch überrascht und stark beeindruckt.
Mehr als 40 000 Beschäftigte
Der Hafen feiert im kommenden Jahr 300. Geburtstag. Die ersten Umschläge gehen laut Duisport-Pressesprecher Julian Böcker auf das Jahr 1716 zurück. Heute umfasst der Hafen eine Grundfläche von 1350 Hektar, unter anderem 21 Hafenbecken, 200 Kilometer Gleise, neun Container-Terminals mit 21 Containerbrücken, fünf Importkohleterminals und 130 Krananlagen mit einer Tragfähigkeit von bis zu 500 Tonnen. Der Umsatz wurde 2014 auf 198 Mio Euro gesteigert (2013: 175 Mio). Mehr als 40 000 Beschäftigte, davon laut Böcker etwa die Hälfte Duisburger, arbeiten direkt und indirekt für rund 300 Transport- und Logistikunternehmen im gesamten Hafen.