Duisburg. . “Die Verantwortlichen hat man laufen lassen.“ Angehörige der Loveparade-Opfer erheben Vorwürfe gegen die Justiz. Eine Anklage ist nicht mehr möglich.
Die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer der Loveparade-Katastrophe vor genau fünf Jahren erheben schwere Vorwürfe gegen die Justiz. „Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg haben viel zu lang gedauert“, kritisierte der aus Spanien angereiste Paco Zapater, dessen Tochter Clara ums Leben gekommen war. Wie alle anderen Eltern kann er es nicht begreifen, dass noch kein Prozess begonnen hat.
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Zapater versteht nicht, warum die Polizei im Kreise der Angeklagten fehlt, ebenso wie Duisburgs früherer OB Adolf Sauerland: „Er hatte nicht den Mut, diese schlecht geplante Veranstaltung abzusagen. Wenn er ihn gehabt hätte, säßen wir heute nicht hier – und unsere Kinder wären bei uns zu Hause.“ Angeklagt sei leider nur die „zweite und dritte Reihe der Verantwortlichen“.
"Die Verantwortlichen hat man laufen lassen“
Jörn Teich, Vorsitzender der Betroffenen-Initiative „LoPa 2010“ sagte: „Ich glaube nicht an einen Prozess. Die Verantwortlichen hat man laufen lassen.“ Eine Anklage gegen Sauerland und weitere Handelnde ist mit dem heutigen Stichtag nicht mehr möglich. Nach fünf Jahren sind Straftaten wie fahrlässige Tötung und gefährliche Körperverletzung verjährt.
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Aufatmen dürften auch Duisburgs früherer Ordnungsdezernent, der Leiter des Ordnungsamts, der Polizeieinsatzleiter und der Publikums-Manager des Veranstalters Lopavent. Gegen dessen Chef Rainer Schaller und Sauerland wurde ohnehin nie ermittelt. Gaby Müller, die Mutter des im Gedränge umgekommenen Christian, kommentierte: „Für uns begann nach der Tragödie die zweite Katastrophe. Wie sollen wir jemals mit unseren Verlusten abschließen können?“
Parallel wurde die Gründung der Stiftung „Duisburg – 24.7.2010“ bekanntgegeben. Diese soll eine langfristige Hilfe für Hinterbliebene, Verletzte und Traumatisierte sicherstellen und sich um die Pflege der Gedenkstätte im Tunnel kümmern. Das Anfangskapital von 50 000 Euro kommt von der Stadt Duisburg. Mit einer „Nacht der 1000 Lichter“ erinnerten Angehörige und Verletzte gestern Abend an der Unglücksstelle an die Opfer. Dabei war auch Dr. Motte, Gründer der Loveparade, um sein Mitgefühl auszudrücken. Für heute plant die Stadt eine öffentliche Gedenkfeier am Karl-Lehr-Tunnel.