Duisburg. . Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) nutzen junge Menschen, um sich beruflich zu orientieren. Obwohl der Einsatz im August beginnt, sind noch viele Stellen unbesetzt.
Die einen wollen die Wartezeit bis zum Studienbeginn überbrücken, andere sich beruflich orientieren: In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) arbeiten junge Menschen in einer sozialen Einrichtung mit, etwa im Seniorenheim, einer Behinderten-Werkstatt oder als Inklusionshelfer im Schulunterricht. In diesem Jahr scheint die Nachfrage nach dem Freiwilligendienst allerdings gering zu sein. Der Verein für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (VKM) etwa beklagt, dieses Jahr gar keine Bewerbungen erhalten zu haben.
„Eigentlich haben wir jedes Jahr immer vier bis fünf Freiwillige, die für ein Schuljahr bei uns mitarbeiten“, erklärt Petra Wosnitzka, die sich als Bereichsleiterin um die Betreuungsangebote im VKM kümmert. „Dieses Jahr sind gar keine Bewerbungen eingegangen.“ Kinder mit und ohne Handicap werden regelmäßig im Verein betreut, bei Ferienspielen oder in offenen Angeboten. 130 Kinder mit Behinderung werden zudem von VKM-Mitarbeitern in der Schule begleitet. Diese Aufgaben übernehmen die sogenannten „FSJler“. Viele sammeln wichtige Erfahrungen in dieser Zeit. „Ob die Arbeit mit Menschen ihnen überhaupt liegt oder ob sie lieber im Büro arbeiten“, weiß Wosnitzka. Gerade kleinere Einrichtungen sind angewiesen auf die Unterstützung der Freiwilligen. Woran könnte der Bewerbermangel liegen? „Vielleicht wollen viele nach dem Abi erstmal den Sommer genießen.“ Kontakt: 48894970, www.vkm-duisburg.de.
Einsätze sind meist flexibel gestaltbar
Auch im Sana Klinikum verzeichnet man weniger Bewerber. „Uns ist ein starker Rückgang in diesem Jahr aufgefallen“, sagt Mitarbeiterin Kirsten Quint. 17 FSJ-Stellen biete die Klinik in der Pflege, davon seien erst zehn besetzt. „Sonst waren die Stellen immer alle zügig vergeben.“
Verteilt und koordiniert werden diese FSJ-Stellen dezentral von verschiedenen Trägern. Für das Sana Klinikum beispielsweise von der Freiwerk gGmbH des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Essen. „In Duisburg haben wir dieses Jahr 81 FSJ- und Bundesfreiwilligendienst-Plätze, davon ist ungefähr ein Viertel noch nicht besetzt“, bestätigt Andrea Schröder, Leiterin der Regionalstelle Rhein/Ruhr. „Gefühlt ist es so, dass die Bewerbungen immer später eintreffen.“ Beginn des FSJ ist im August, in vielen Fällen aber auch später möglich. „Die Einsätze sind meist flexibel gestaltbar.“ Andrea Schröder rechne daher mit weiteren Bewerbungen in den kommenden Wochen. Dann seien die Ferien vorbei, „Zu- und Absagen der Unis oder Ausbildungsplätze stehen fest“. Kontakt: freiwilligendienste.freiwerk-drk.de, 0211/3104-152.
„Auf die Werbung kommt es an“
Ob eine Stelle für einen Freiwilligen attraktiv ist, hänge vor allem von der Tätigkeit selbst und der Erreichbarkeit mit dem ÖPNV ab, weiß Andrea Schröder. „Jugendliche gehen besonders gerne in die Kinder- und Jugendarbeit, Plätze in Seniorenheimen sind schwieriger zu besetzen.“ FSJler und Bufdis bekommen jeweils ein kleines Taschengeld, dazu absolvieren sie über 20 Seminartage im Jahr. Um diese begleitende Ausbildung kümmere sich auch das DRK-Freiwerk, erklärt die Leiterin.
Ist der Ruf des Freiwilligenjahres denn schlecht? „Nein, der Ruf ist gut“, meint Schröder. Vielmehr liege der Bewerberrückgang an mangelnden Werbemaßnahmen. „Viele Schüler wissen gar nicht, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt“. Auf verstärkte und gezieltere Werbung in Schulen wolle man daher setzen.
FSJ als Wartezeit anrechnen lassen
Darauf bauen auch Geschäftsführer Wolfgang Krause und sein Team von der Duisburger Awo. In deren Einrichtungen gibt es dieses Jahr 20 Stellen für Freiwillige, davon sind 14 besetzt und einige Bewerbungen im Umlauf. „Diese kamen allerdings erst, nachdem wir im Newsletter, auf unserer Homepage dafür geworben haben“, berichtet Krause. Man müsse sich eben immer wieder in Erinnerung bringen. Immerhin habe man drei der letzten 20 FSJler/Bufdis als Auszubildende in der Altenpflege übernommen – auch damit lasse sich werben. Kontakt: Evelyn Wallstab, Tel.: 3095-526, wallstab@serva-duisburg.de.
Die Offenen Hilfen der Duisburger Lebenshilfe haben dieses Jahr 33 Stellen zu besetzen, davon seien zehn offen, so Einrichtungsleiterin Annina Aiello. „Es ist rückläufiger geworden, dabei haben wir früh angefangen, Werbung zu machen.“ Schließlich lasse sich das FSJ als Wartezeit fürs Studium anrechnen – attraktiv für angehende Lehramts-Studenten, die bei der Lebenshilfe Erfahrung als Schulassistenten für Kinder mit Handicap sammeln können. Kontakt: a.aiello@lebenshilfe-duisburg.de.