Duisburg. . Dramatisches Ende einer Hochzeitsreise: Nach einem Herzinfarkt musste der Flieger umdrehen. Das Duisburger Paar bangt in Athen um Gesundheit und Geld.

Ihr Herz hatte schon aufgehört zu schlagen, im Flugzeug, das sie von der Hochzeitsreise wieder nach Hause bringen sollte. Barbara van Mill, die nach ihrem Griechenland-Urlaub auf der Heimreise war, hatte in der Luft einen Herzinfarkt bekommen und war von zwei Ärzten, die zufällig an Bord waren, ins Leben zurückgeholt worden. Dann begann die Odyssee: Der Flieger drehte um nach Kos, von da aus ging es mit einer Militärmaschine nach Athen, wo die Duisburgerin seit einer Woche in der Klinik ist. Immer an ihrer Seite: ihr Mann Ronald van Mill.

Doch er klagt auf Facebook, dass ihm keiner so richtig hilft: der Reiseveranstalter nicht, die Botschaft nicht. Ihm geht das Geld für die Hotelkosten aus, Schwager Norbert Hartwig lädt ihm für den Kontakt in die Heimat das Handy regelmäßig auf, führt für ihn Telefonate mit der Krankenkasse, die die Behandlungskosten für Barbara van Mill tragen will. Transportfähig ist sie nicht, am Montag sollen der 53-Jährigen drei Bypässe gesetzt werden.

Griechen sind hilfsbereit

Ronald van Mill ist am Ende seiner Kräfte. Wegen einer Depression ist er arbeitsunfähig, eigentlich ist seine Frau die Starke, die ihn aufrecht hält. Das Krankenhaus hat ihn mit Medikamenten stabilisiert. Denn jetzt muss der 48-Jährige alles regeln, ohne Sprachkenntnisse, mit Händen und Füßen.

Dankbar ist er, dass die Griechen trotz ihrer eigenen desolaten Situation so hilfsbereit seien. An allen Bankautomaten sehe er Schlangen, er selbst konnte jetzt noch Geld ziehen, aber die Urlaubskasse ist praktisch leer. Deshalb hofft er auf Spenden aus Duisburg.

Kritik an der Hilfe der Botschaft

Erwartet hätte van Mill ein persönliches Gespräch mit einem Mitarbeiter der Botschaft. Doch dazu kam es bislang nicht. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin heißt es: „Die deutschen Auslandsvertretungen leisten hilfsbedürftigen deutschen Staatsangehörigen im Ausland konsularische Hilfe.“ Wie umfangreich die Botschaft hilft, sei von Fall zu Fall unterschiedlich. Grundsätzlich fordere die Botschaft finanzielle Unterstützung später auch wieder zurück.

In diesem Fall beschränkte sich der Kontakt zur Botschaft in Athen auf ein erstes Telefonat mit Ronald van Mill. Seither hält die Botschaft Kontakt zum Krankenhaus - was Ronald van Mill allerdings erst durch die Redaktion erfuhr.

Sauer ist er auch auf ein Duisburger Krankenhaus, in dem seine Frau vor wenigen Wochen in Behandlung war. Dort habe man nur ihren Bluthochdruck medikamentös eingestellt. Dass das Paar keine Reisekrankenversicherung abgeschlossen hat, nennt van Mill im Nachhinein „eine totale Dummheit“.

In Europa zahlt meist die Krankenkasse

Innerhalb der Schengen-Staaten, also in den meisten europäischen Ländern, gibt es ein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland. Sprich: Die heimische Krankenkasse zahlt die Behandlungskosten, die im Ausland anfallen.

Reisekrankenversicherungen tragen diese Kosten in allen anderen Ländern. Außerdem übernehmen sie meist den Rücktransport. Sie kosten ab 7,50 Euro, sind nach Alter gestaffelt.