Duisburg. Die Aids-Hilfestellen in NRW schlagen Alarm, weil es es zu wenig HIV-Schwerpunktpraxen gibt. In Duisburg behandelt ein Arzt 300 Patienten.

Die Aids-Hilfe Nordrhein-Westfalen sieht die flächendeckende allgemeinmedizinische Versorgung von HIV-Infizierten in Gefahr. In rheinischen Großstädten wie Düsseldorf und Köln sei die Versorgung zwar gut, aber schon in Duisburg und am Niederrhein gebe es Probleme. Denn dort gibt es jeweils nur eine Schwerpunktpraxis.

Aber woran liegt das? Dr. Friedhelm Kwirant, der zusammen mit seinen vier medizinischen Angestellten eine HIV-Schwerpunktpraxis im Duisburger Süden betreibt, glaubt, dass es nicht zuletzt am großen Zeitaufwand liegt. Den müsse man in Kauf nehmen, wenn man sich als Arzt auf die Behandlung von HIV-Patienten spezialisieren will: "In der HIV- und Medikamentenforschung gibt es stets neue Entwicklungen. Wer sich spezialisiert, muss tiefgehende Kenntnisse über Medikamente und ihre Wirkung haben, viele Fortbildungen besuchen und die Fachliteratur studieren." Mit der Wissenschaft Schritt zu halten erfordere eben auch, Zeit dafür zu opfern.

Kwirant nimmt sich diese Zeit. Er tut es gerne, sagt er. Seit 1985 ist er Mediziner. Seine Praxis an der Raiffeisenstraße 101 ist als HIV-Schwerpunktpraxis anerkannt. Rund 300 Patienten, die mit dem Humanen Immundefizienz-Virus infiziert sind, behandelt er.

Viele kommen aus den umliegenden Städten, sie nehmen lange Fahrten auf sich, um einen Arzt mit entsprechender Qualifikation aufzusuchen. Aber auch und vor allem hausärztlich zu versorgende Patienten behandelt Kwirant. Diese würden auch keine unbegründeten Sorgen haben oder Bedenken äußern, seine Praxis aufzusuchen.

HIV-Patienten zwischen 18 und 80 Jahren

Dr. Kwirant weiß selbstverständlich um die Wege, die seine Patienten mitunter auf sich nehmen, um ihn aufzusuchen. Dennoch ist der Mediziner nicht der Meinung, dass es einer zweiten Schwerpunktpraxis in Duisburg bedarf, um ihn zu entlasten. "Viele Patienten müssen ja auch nur alle drei Monate in die Praxis kommen, damit wir überprüfen können, ob die Medikation Wirkung zeigt, oder ob wir möglicherweise die Therapie verändern müssen."

Glücklicherweise werden Menschen, die mit HIV infiziert sind mittlerweile immer älter. Die Patienten von Kwirant sind zwischen 18 und 80 Jahren alt. Da es mit steigendem Alter für manche Patienten aber auch immer schwieriger wird, längere Wege zum Arzt auf sich zu nehmen, behandelt Kwirant sie auch bei ihnen zu Hause. "Außerdem bin ich rund um die Uhr für meine Patienten zu sprechen. Wer meinen Rat braucht, kann mich zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichen", sagt Kwirant.

Immer erreichbar für seine Patienten

Selbst im Urlaub spreche er täglich mit seiner Mitarbeiterin, die dann in der Praxis die Stellung hält. Im Notfall vertrete ihn sein Kollege in Krefeld und in besonders schweren Fällen auch die Uniklinik in Essen, mit der Kwirant eng zusammenarbeitet.

Das Verhältnis zwischen ihm und einem HIV-Patienten sei etwas Außergewöhnliches im Vergleich zu seinem sonstigen Arbeitsalltag, erklärt Kwirant. "HIV-Patienten sind in der Regel sehr gut informiert“, sagt der 57-jährige Mediziner. „Das fordert mich als Arzt, weil ich Behandlungen rechtfertigen muss. Es ist fast so, als würde man mit einem Fachkollegen diskutieren. Das macht die Arbeit sehr interessant."

Während HIV-Erkrankte viel über das Virus wissen, sei die Aufklärung im Allgemeinen allerdings schlechter geworden, beklagt Kwirant. "Aufgrund des medizinischen Fortschritts ist offenbar die Sorglosigkeit bei diesem Thema gestiegen. Die Zahl der Neuinfizierten ist jedenfalls seit Jahren konstant."