Duisburg. Kurz vor Ablauf der Frist hat der Panikforscher Stills dem Landgericht Duisburg weitere 75 Fragen zum Loveparade-Prozess beantwortet.
Am Dienstag wäre die bereits verlängerte Frist des Gerichts abgelaufen. Am Montag hat der britische Panik-Forscher Keith Stills geliefert: Zu seinem Gutachten zur Loveparade-Katastrophe hatte das Landgericht Duisburg im Februar 75 weitere Fragen.
Das Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft soll belegen, dass die maximale Besucher-Kapazität im Ein- und Ausgangsbereich des Loveparade-Geländes am Karl-Lehr-Tunnel falsch berechnet wurde und dass deshalb schon während der Planungsphase hätte klar werden müssen, dass die Veranstaltung gar nicht hätte stattfinden dürfen.
Wenn die auf Englisch verfassten Antworten übersetzt sind, gehen sie an den großen Verteiler: An die Staatsanwaltschaft, an 22 Verteidiger sowie über 50 Nebenkläger und deren Anwälte.
Und wie geht es dann weiter?
Der nächste Schritt ist in der Juristenwelt das "rechtliche Gehör", so Pressesprecher Bernhard Kuchler. Jede der am Verfahren beteiligten Parteien müsse die Gelegenheit haben, sich zu den neuen Fakten zu äußern. Dazu werde das Gericht eine Frist bestimmen, die aber auch noch verlängert werden könne.
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Bei den Fragen zum Gutachten geht es darum, ob Stills sich überhaupt im deutschen Recht auskennt, also mit Begrifflichkeiten wie Sonderbauverordnung oder DIN-Normen etwas anfangen kann.
Außerdem wollten die Juristen wissen, wie der Gutachter an sein Zahlenmaterial gekommen ist, wie er bei seinem Gutachten vorgegangen ist und wie er einzelne Maßnahmen von Polizei und Ordnern an den Eingangsschleusen bewertet.
Alle sollen am Verfahren mitwirken können
Dieses Prozedere sei schon besonders, räumt Kuchler ein. Häufig komme es in Hauptverfahren dazu, dass Gutachten strittig seien. In diesem Fall gibt es schon vor Eröffnung des Prozesses Gegengutachten. Vereinfacht gesagt muss das Gericht sich ein Bild davon machen, welchem der Gutachten es folgen kann. "Das Gericht als neutrale Instanz muss darauf achten, dass es fair ist und alle am Verfahren mitwirken können", sagt Kuchler.